Der erste Lift im Kurbetrieb steht im Museum
02.04.2019 RheinfeldenDas Schmuckstück stammt aus der «Krone»
Das Fricktaler Museum in Rheinfelden eröffnete am Freitag die um den Lift des ehemaligen Hotels «Krone» mit Baujahr 1901 erweiterte Ausstellung «Rheinfelden anno dazumal und heute» sowie eine Sonderausstellung zur Ludothek, die 40 Jahre alt wird.
Boris Burkhardt
Der Hingucker in der Saison 2019 des Fricktaler Museums in Rheinfelden ist ein Lift. Zur Vernissage am vergangenen Freitag stellte Museumsleiterin Kathrin Schöb das Unikum den zahlreich erschienenen Gästen vor: Der Lift ist ein Original von 1901 aus dem ehemaligen Hotel «Krone», einer der ersten Betriebe der Stadt, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgreich als «Solbad- und Kurhotel» positionierten, wie Schöb erzählte.
Der Lift geriet in Vergessenheit
Das Hotel in der Marktgasse, das bereits seit 1971 geschlossen war, wurde bei einem Brand im Jahr 1980 stark beschädigt und danach durch Neubauten ersetzt. Der Lift wurde durch günstige Umstände vor den Flammen gerettet, weil er schon nach der Schliessung anderweitig zum Einsatz kam: Der letzte Hotelier Karl Bischoff wollte den Aufzug im damals geplanten Neubau aufstellen und lagerte ihn deshalb im Café Kronenhof, wo er vorerst als Garderobe verwendet wurde. Doch auch dort sei er bald im Weg gestanden, wie Schöb berichtete, sodass ihn eine Rheinfelderin privat zu sich genommen habe. Dort sei er über zwei Jahrzehnte in Vergessenheit geraten, bis er Ende des vergangenen Jahres dem Museum angeboten worden sei. Der Aufzug wurde von der Firma Stigler 1901 gebaut und etwa zur selben Zeit mit einem weiteren Aufzug, der ersten Stromversorgung und einer Zentralheizung im Hotel installiert, das ausserdem eine neue Fassade im Stil der Neorenaissance erhielt. Die für heutige Massstäbe enge Kabine verfügt über grosse Milchglasfenster und eine Polsterbank. Sie wurde nun in die bestehende Ausstellung «Rheinfelden anno dazumal und heute» integriert. Kathrin Schöb, die Kuratorin Ute W. Gottschall und die Praktikantin Nima Liebetrau sammelten für dieses «besondere Erinnerungsobjekt» Material zur «Krone» und ihrem Lift. Die Recherche verlief laut Schöb nicht einfach: «Die ‹Krone› wurde von den Rheinfeldern nicht viel frequentiert, weil sie kein öffentliches Restaurant hatte.» Die Erinnerungen, die es an die «Krone» und den Kurbetrieb in Rheinfelden gab, fasste das Dreierteam im Buch «Hotel Krone Rheinfelden – ein besonderer Erinnerungsort» zusammen, von dem es nur zwei Exemplare für das Museum gibt. Bei Interesse von Privatpersonen wird sich das Museum über die Kosten weiterer Exemplare erkundigen.
Die «Spieltruhe» im Museum
Die zweite Sonderausstellung widmet sich unter dem Titel «Spieltruhe» der Ludothek Rheinfelden, die vor vierzig Jahren als eine der ersten in der Schweiz eröffnet wurde. Den Idealismus, die Eigenleistung und Geduld, die vor allem in der Anfangs- und in der Wiederbelebungsphase für dieses privatgeführte Projekt nötig war, riefen Romy Kaufmann als eine der Gründerinnen und Indira Gerber als aktuelle Vereinspräsidentin in Erinnerung. Kaufmann erinnerte an die Anfänge 1978 in Rheinfelden, angestossen von Esther Füglister mit ihrer Diplomarbeit «Aktion Spieltruhe Rheinfelden». Das Konzept der Ludotheken als «Bibliothek» für Gesellschaftsspiele und Spielsachen stammt aus den USA und fasste in der Schweiz erstmals 1972 in Zofingen fuss.
In Rheinfelden wurde zunächst ein altes Maleratelier in der Johannitergasse mit viel Aufwand und Eigenleistung renoviert, wo die Ludothek 1979 eröffnet wurde. Doch schon 1984 erfolgte der Umzug ins heutige Domizil im Haus Falkenstein in der Rindergasse. Gerber stellte sich als «das Ergebnis der ersten Generation» vor: Ihre Mutter habe in Pratteln die Ludothek mitgegründet und sie dort schon als Mädchen geholfen: «Es war mir immer klar, sobald ich einmal gross bin und ich selber Kinder habe, werde ich in der Ludothek mitarbeiten.» Sie berichtete von der Modernisierung der Ludothek seit 2016 durch die «zweite Generation», nachdem bereits eine Schliessung im Gespräch gewesen war. Das Ausleihsystem wurde digitalisiert und der Raum renoviert.