Eine Macherin mit grünem Daumen

  06.02.2019 Rheinfelden

Aufgewachsen ist sie in Wiedlisbach im Kanton Bern. Als Tina Feldmann nach Rheinfelden zog, wusste sie, dass sie hier ein Geschäft gründen möchte. Die
28-Jährige fühlt sich mit dem Städtli eng verbunden und führt hier zwei Läden.

Janine Tschopp

Die NFZ trifft Tina Feldmann im «Viererlei» in Rheinfelden. Der Laden wurde letztes Jahr im Mai eröffnet und funktioniert nach dem Shop-in-Shop-Konzept. Vier Firmen bieten hier ihre Produkte an, so auch Tina Feldmann mit ihrem Blumengeschäft (die NFZ berichtete). Sie ist zugleich auch die Managerin von «Viererlei», das heisst sie kümmert sich unter anderem um den Einkauf, den Verkauf und die Buchhaltung. «Ich versuche alles, was ich kann, fürs Städtli zu tun», sagt die 28-Jährige in ihrem charmanten Berndeutsch.

Aufgewachsen ist sie in Wiedlisbach. Ihre Lehre als Floristin schloss sie in Langenthal ab. «2012 zog ich wegen der Liebe nach Rheinfelden. Mein Mann Tobias ist von hier. Vor zwei Jahren haben wir geheiratet», sagt sie. Kaum in Rheinfelden wohnhaft und erst 21-Jährig sah sie Potential, im Städli ihren eigenen Blumenladen zu eröffnen. In der Fröschweid mietete sie ein Ladenlokal und legte los.

Von Anfang an hatte sie sehr viele Aufträge und realisierte bereits nach wenigen Monaten, dass sie das allein nicht schafft. Inzwischen gehören drei weitere Floristinnen und zwei Lernende zum «Flora Tina»-Team.

Dass ihr Geschäft einmal so gross werden würde, hätte Tina Feldmann bei der Gründung nie erwartet. «Ursprünglich war der Plan, mit dem Geschäft einfach für mich selbst aufzukommen.»

«Learning by doing»
Durch die stetige Umsatzsteigerung und das Wachstum des Personalbestands kamen immer mehr Aufgaben auf die junge Unternehmerin zu. Sie entschied, sich alle für sie neuen Tätigkeiten autodidaktisch anzueignen. Vom Einkauf, über Lohnwesen, Buchhaltung, Werbung, Marketing, Aufbau der Homepage, Terminplanung und vieles mehr. Schon bald bereitete es ihr grossen Spass, alles selbst in der Hand zu haben. Wenn sie anfangs unsicher war, nahm sie ab und zu die Hilfe ihrer Mutter in Anspruch. «Sie hat Erfahrung, denn mein Vater ist Bergführer, und meine Mutter erledigt alle administrativen Aufgaben für sein Geschäft.» Speziell Freude hat Tina Feldmann daran, zu planen und zu organisieren. Ihr ist bewusst, dass sie als Selbständige mehr arbeitet, aber alles andere käme für sie heute nicht mehr in Frage. «Ich habe den Schritt nie bereut. Als Angestellte wäre ich nicht erfüllt.»

Dass sie bei «Viererlei» eingestiegen ist, hat damit zu tun, dass ihr das Städtli sehr am Herzen liegt. «Mich interessiert, was hier abgeht.» Als eines der Probleme, die das Städtli derzeit hat, sieht Tina Feldmann die teilweise leerstehenden Läden. «Leere Läden schrecken viele ab.» So hat sie, als sie angefragt wurde, das «Viererlei» zu führen, nicht lange überlegen müssen. Umsatzmässig läuft das Geschäft noch nicht überwältigend. «Wir geben uns drei Jahre Zeit. Es ist für uns alle ein Experiment.» Sie ist auch Vorstandsmitglied der Detaillistenorganisation «Rheinfelden Pro Altstadt».

Ihr Berufswunsch war schon immer klar
Tina Feldmann wusste schon als kleines Mädchen, dass sie Floristin werden will. «Mein Grossvater hat viel dazu beigetragen», erklärt sie. Er war Landschaftsgärtner und hat ihr und ihrer Schwester regelmässig Pflanzen geschenkt. «Wir haben immer viel und gerne im Garten gearbeitet.» Heute sind beide Schwestern Floristinnen und führen ein eigenes Geschäft. Das Geschäft ihrer Schwester befindet sich in Olten.

Es ist das Kreative und die Naturverbundenheit, das Tina Feldmann an ihrem Beruf besonders gefällt. In der Natur zu sein und die Jahreszeiten zu erleben, findet sie sehr schön. Sie treibt auch gerne draussen Sport. «Wir durften unseren Vater oftmals bei Skitouren begleiten, auch hat er uns Klettern beigebracht.»

Vermisst sie ihre Heimat nie? «Am Anfang schon», sagt sie. Sie empfindet es aber als Privileg, im Städtli wohnen (sie wohnt im «Rössli») und arbeiten zu dürfen. Ihre Familie ist nur 30 Autominuten entfernt, und dann sind da noch ihre zwei Ponys, die sie seit dem Kindergarten begleiten. Bis vor ein paar Jahren, hat sie diese in ihrer Heimat wöchentlich besucht. Seit einiger Zeit leben sie auf dem Hof ihres Schwagers in Rheinfelden, und Tina Feldmann ist dreimal täglich bei ihnen. So hat sie ein Stück ihrer Heimat nach Rheinfelden gebracht.

Umbau in der Fröschweid
Bereits jetzt sehr gut integriert, wird sie ihre Verbindung zu Rheinfelden in nächster Zeit noch verstärken. Denn ihr Mann und sie haben das Haus in der Fröschweid, wo der Blumenladen untergebracht ist, gekauft und werden es ab Frühling umbauen. «Wenn wir zu fünft arbeiten, ist es sehr eng hinter dem Ladentisch», erklärt die Floristin. Da das Haus sehr alt ist, wird es vollkommen ausgehöhlt, und es werden neue Mietwohnungen gestaltet. Im oberen Bereich werden Tina Feldmann und ihr Mann eine Wohnung beziehen. Bis der Umbau vollzogen ist, Tina Feldmann rechnet bis zirka Sommer 2020, wird sie ihr Blumengeschäft ein paar Häuser weiter ins «Viererlei» zügeln.

Die Unternehmerin sieht dies auch als Chance für den Geschenkladen, der, während das Haus in der Fröschweid umgebaut wird, auch montags geöffnet sein wird. «Der Montag hätte im Städtli als Verkaufstag Potential», findet sie, die ihren Blumenladen auch montags offen hat.

Was hat Tina Feldmann, die mit 28 Jahren schon viel erreicht hat, für weitere Wünsche an die Zukunft? «Schön wäre, wenn ich irgendwann Zeit hätte, eine Ausbildung als Hochzeitsplanerin zu absolvieren, und dann auch diese Sparte zusätzlich anbieten könnte. Denn ich organisiere wirklich sehr gerne.»


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