Die Jugend im Protest

  09.02.2019 Fricktal

In den vergangenen Wochen gingen immer wieder Schüler in Schweizer Städten auf die Strasse. Es scheint noch nicht vorbei.

Annika Jane Kinghorn

Begonnen hatte es an einem Freitag. In Basel und Zürich blieben die Schulzimmer, zumindest vereinzelt, leer. Später ereignete sich Gleiches in St. Gallen, in Wettingen und in vielen weiteren Städten. Die Schüler verweigern den Unterricht. Ihre Inspiration ist ein mittlerweile weltweit bekanntes und junges Gesicht: die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Die Fünfzehnjährige ging ursprünglich jeden Freitag streiken – anstatt zur Schule. Ihre Aktion wurde bekannt und auf der UN-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz, welche gleichzeitig auch das 14. Treffen zum Kyoto-Protokoll war, durfte sie eine Rede halten, in welcher sie ihre Forderungen klar äusserte: Es sei Zeit, dass die Politik sich mit dem Klimawandel befasse und etwas dagegen unternehme.

Konsequenzen für streikende Schüler
Der Klimastreik unter Jugendlichen hat riesige Dimensionen angenommen. In mindestens über 250 Städten und 17 Ländern wollen Jugendliche ein Zeichen setzen. In der Schweiz ist das nicht ohne Konsequenzen geblieben. Das hat sich etwa am Beispiel Basel gezeigt, hier wurde das Fernbleiben des Unterrichts zum Teil mit einer sogenannten Absenz sanktioniert. Laut der Basler Regierung gilt das Streikrecht nur in einem Arbeitsverhältnis. Das hielt viele Jugendliche allerdings nicht davon ab, in den Streik zu treten. Doch wurde auch Kritik laut, dass viele der Schüler den Streik als gute Gelegenheit sehen würden, sich dem Unterricht zu entziehen. Die Schüler sahen sich vereinzelt dem Vorwurf ausgesetzt, dass es widersprüchlich sei, fürs Klima zu streiken und trotzdem am eigenen Verhalten nichts zu ändern. Dem halten viele der Streikführer entgegen: Mit dem Streik wolle man die Aufmerksamkeit auf den Klimawandel richten – gerade auch, weil es als Schüler nicht einfach sei, mediale Aufmerksamkeit zu erlangen. Der Streik sei dafür ein gutes Mittel; eine Möglichkeit, auf eine wichtige Thematik aufmerksam zu machen.

Auch Schülerinnen und Schüler der FMS in Basel gehören zu den Streikenden der ersten Stunde. Bei der «Premiere» erlaubte die Schulleitung den Schülerinnen und Schülern, sich über knapp zwei Stunden am Streik fürs Klima zu beteiligen. Das war am 21. Dezember 2018.

Sieben Wochen sind seither vergangen. Die Demonstrationswelle aber, sie scheint noch nicht vorübergezogen. Gerade vergangenen Samstag brandete sie wieder durch Schweizer Städte – und damit ausserhalb der Unterrichtszeit.


KOMMENTAR

Schüler fordern Änderungen

Der Zweck des Streiks wird erfüllt: Im Fernsehen, im Radio und in der Zeitung wird das Thema Klimawandel aufgegriffen und besprochen. Forderungen werden laut, etwas zu unternehmen. Auch in der Schweiz ist Klimaschutz ein wichtiges Thema, die Problematik des Klimawandels erhält meiner Meinung nach noch nicht die nötige Aufmerksamkeit. Erst vor kurzem wurde ein Verbot für Einweg-Plastik vom Bundesrat abgelehnt und auch ein neues CO2-Gesetz, in welchem es darum geht, den CO2-Ausstoss bis 2050 massiv zu verringern, wurde versenkt. Beim Streik geht es darum, den Politikern zu zeigen, dass sich Schüler einsetzen und dass sie Änderungen anstreben wollen. Ich finde: Der Streik ist keine Alibi-Übung und er war, immer wieder freitags, auch kein Schlupfloch für ein bisschen Freizeit. Allein die vielen selbstgemachten Schilder und Banner, die sie beim ersten Streik an diesem verregneten Tag mittrugen oder in die Höhe hielten, machte das deutlich: Da waren aktive, motivierte Schüler und keine Mitläufer, die einfach mal kurz blau machen wollten.

Annika Jane Kinghorn (17) absolvierte ein zweiwöchiges Praktikum bei der NFZ. Als Schülerin der FMS Basel nahm sie am Klimastreik vom 21. Dezember teil.


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