Ein Fricktaler Gymnasium beim Bahnhof Möhlin?
08.01.2019 RheinfeldenÜber 500 Gäste besuchten den Neujahrsempfang der beiden Rheinfelden
Gemeinsam mit Möhlin wird Rheinfelden in den kommenden Jahren die Zukunft des Gebietes Bahnhof Möhlin/ Rheinfelden Ost planen. Für Stadtammann Franco Mazzi wäre dies auch ein möglicher Standort für ein Fricktaler Gymnasium. Das erklärte er am Neujahrsempfang.
Valentin Zumsteg
Am Freitagabend konnten die beiden Rheinfelden ein kleines Jubiläum feiern: Bereits zum 20. Mal führten die zwei Städte gemeinsam einen Neujahrsempfang durch. Stadtammann Franco Mazzi und Oberbürgermeister Klaus Eberhardt durften dazu im deutschen Bürgersaal über 500 Gäste begrüssen. Unter den Besuchern fand sich einiges an politischer Prominenz, unter anderem Regierungsrat Alex Hürzeler aus Oeschgen, der Basler Regierungsrat Christoph Brutschin sowie zahlreiche Grossräte und Gemeinderäte aus dem ganzen Fricktal. Für die musikalische Unterhaltung sorgte der Musikverein Degerfelden (D) – und er tat dies äusserst schwungvoll.
Der Steg als «hartes Brett»
Stadtammann Franco Mazzi freut sich, dass Rheinfelden/Schweiz wieder wächst, wie er in seiner Rede ausführte: «Aktuell zählt unsere Stadt 13 565 Einwohner, das sind 201 oder 1,5 Prozent mehr als vor einem Jahr.» Die Entwicklung des Leerwohnungsbestandes zeige zudem, dass Rheinfelden «über einen funktionierenden Liegenschaftsmarkt» verfüge. Für Mazzi ist klar: «Rheinfelden war 2018 gut unterwegs.» Er zählte viele grosse und kleine Projekte auf, die realisiert wurden. Es gibt auch einiges, das nicht oder noch nicht umgesetzt werden konnte. Mazzi nannte unter anderem den knapp abgelehnten Dienstbarkeitsvertrag für den Kiesabbau im Grossgrüt, die mittelfristig noch offene Zukunft des Bahnhofsaals sowie die eigene Trasse für den Bus zwischen Rheinfelden und Kaiseraugst. Nicht zu vergessen der geplante Rheinsteg, der zwar in beiden Rheinfelden baubewilligt ist, aber wegen deutlich zu hoher Kosten derzeit nicht realisiert werden kann. In diesem Zusammenhang zitierte Mazzi den deutschen Nationalökonom Max Weber, der gesagt haben soll: «Die Politik bedeutet ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmass zugleich.» Bezogen auf den Rheinsteg sprach der Stadtammann von einem hervorragenden Projekt, welches sowohl die Fachwelt als auch viele Menschen beidseits des Rheins begeistere. Ein Projekt, welches neben seinem praktischen Nutzen auch eine sehr starke Symbolik für die Zusammenarbeit der beiden Städte aufweise. Mazzi: «Lasst uns in aller Ruhe und mit Augenmass klären und dann entscheiden, ob die wunderbare Idee ein zu hartes Brett darstellt oder ob wir halt nochmals stark bohren müssen.»
«Die Vorstellung gefällt ausserordentlich»
Das wird 2019 aber nicht das einzige Thema sein. Mazzi nannte einige Schwerpunkte für Rheinfelden/ Schweiz: «Die Neukonzeption des Areals Bahnhof wird gemeinsam mit der SBB entwickelt.» Dazu gehöre auch die Koordination und Planung des angrenzenden Gebietes des Roniger-Parks. «Und wenn ich schon beim Thema Bahnhof bin: Gemeinsam mit unserer Nachbargemeinde Möhlin werden wir die Zukunft des kantonalen Entwicklungsschwerpunktes Möhlin/ Ryburg und Rheinfelden Ost um den Bahnhof Möhlin planen.» Mazzi hat bereits Ideen: «Die Vorstellung, dass dieses Gebiet beispielsweise ein Kandidat für den Standort eines künftigen Fricktaler Gymnasiums werden könnte, gefällt ausserordentlich.» Der Stadtammann äusserte sich auch zum Berufsbildungszentrum Fricktal (BZF), dessen Zukunft ungewiss erscheint: «Wir werden uns mit grosser Wahrscheinlichkeit wehren müssen, dass unser BZF nicht in den Strudel von vermeintlichen Finanzoptimierungen gelangt.»
Zum Schluss seiner Ansprache stellte er das Jahresmotto 2019 der Stadt vor. Es lautet: «Zähringer – Mythos und Wirklichkeit». Im Rahmen dieses «Zähringer-Jahres» wird im Fricktaler Museum von September bis November eine grosse Wanderausstellung zu sehen sein. Mazzi: «Das passt gut ins 2019, gelten die Zähringer doch als emsige Städtebauer und Städteplaner.»
«Nationale Kleingeister»
Der deutsche Oberbürgermeister Klaus Eberhardt nahm in seiner Rede unter anderem Bezug zur politischen Lage in Deutschland und Europa: «Ich halte die Idee von Frieden, Freiheit, Demokratie und Verständigung für stärker als die Parolen von nationalen Kleingeistern, Demagogen und Hasspredigern.» Finanziell und wirtschaftlich steht Badisch Rheinfelden gut da. Die Stadt plant Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe für den Neubau eines Hallenbades und für ein zentrales Feuerwehrgerätehaus. «Aufgrund der guten Haushaltslage und einer disziplinierten Ausgabenplanung werden wir diese beiden Investitionen – Stand heute – aus städtischen Mitteln gut stemmen können.»
Nach den Reden sorgte der Musikverein Degerfelden für den musikalischen Schlusspunkt des offiziellen Teils, der im gemeinsamen Singen des «Badnerlieds» gipfelte. Die Schweizer Gäste kannten zwar den Text nicht, sie klatschten aber kräftig mit. Danach wurde angestossen auf das neue Jahr und die zahlreichen gemeinsamen Pläne.