Mehr als ein schöner Weihnachtswunsch

  21.12.2018 Rheinfelden

Gedanken zu Weihnachten 2018

Walter Herzog

Wenn wir für einmal über unser Fricktal hinaus unsere heutige Welt betrachten, sehen wir unsere Gesellschaft vor grosse Herausforderungen gestellt. Milliarden von Menschen leben nach wie vor in Armut, und ein Leben in Würde wird ihnen verwehrt. Die Ungleichheiten innerhalb der Länder und zwischen ihnen nehmen zu. Es bestehen enorme Unterschiede der Chancen, des Reichtums und der Macht. Geschlechterungleichheit stellt nach wie vor eine der grössten Herausforderungen dar. Arbeitslosigkeit, insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit, ist ein erhebliches Problem. Weltweite Gesundheitsgefahren, häufiger auftretende und an Intensität zunehmende Naturkatastrophen, eskalierende Konflikte, gewalttätiger Extremismus, Terrorismus und damit zusammenhängende humanitäre Krisen und die Vertreibung von Menschen drohen einen Grossteil der in den letzten Jahrzehnten erzielten Entwicklungsfortschritte zunichte zu machen. Der vom Menschen verursachte Klimawandel ist eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit.

Wir stehen jedoch auch an einem Punkt mit immensen Chancen. Bei der Bewältigung vieler Entwicklungsprobleme konnten in den letzten Jahrzehnten wesentliche Fortschritte erzielt werden. Innerhalb der letzten Generation konnten Millionen von Menschen aus extremer Armut befreit werden. Der Bildungszugang sowohl von Jungen als auch von Mädchen ist wesentlich erweitert worden. Die Ausbreitung der Informationsund Kommunikationstechnologien und die globale Vernetzung sowie wissenschaftliche und technische Neuerungen bieten ein grosses Potenzial für die Beschleunigung des menschlichen Fortschritts.

Zeit also, für einen besonderen Weihnachtswunsch, keinen (nur) persönlichen, sondern einen weltweiten:

«In diesem Wunsch sehen wir eine Welt vor uns, die frei von Armut, Hunger, Krankheit und Not ist und in der alles Leben gedeihen kann. Eine Welt, die frei von Furcht und Gewalt ist. Eine Welt, in der alle Menschen lesen und schreiben können. Eine Welt mit gleichem und allgemeinem Zugang zu hochwertiger Bildung auf allen Ebenen, zu Gesundheitsversorgung und Sozialschutz, in der das körperliche, geistige und soziale Wohlergehen gewährleistet ist. Eine Welt, in der wir unser Bekenntnis zu dem Menschenrecht auf einwandfreies Trinkwasser und Sanitärversorgung bekräftigen, in der es verbesserte Hygiene gibt und in der ausreichende, gesundheitlich unbedenkliche, erschwingliche und nährstoffreiche Nahrungsmittel vorhanden sind.

Wir sehen auch eine Welt vor uns, in der die Menschenrechte und die Menschenwürde, die Rechtsstaatlichkeit, die Gerechtigkeit, die ethnische Zugehörigkeit und kulturelle Vielfalt geachtet werden. Eine Welt, die in ihre Kinder investiert und in der jedes Kind frei von Gewalt und Ausbeutung aufwächst. Eine Welt, in der jede Frau und jedes Mädchen volle Gleichstellung geniesst und in der alle rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Schranken für ihre Selbstbestimmung aus dem Weg geräumt sind. Eine gerechte, faire, tolerante, offene und soziale Welt, in der für die Bedürfnisse der Schwächsten gesorgt wird. Wir sehen eine Welt vor uns, in der jedes Land ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum geniesst und es menschenwürdige Arbeit für alle gibt. Eine Welt, in der Demokratie, gute Regierungsführung und Rechtsstaatlichkeit sowie ein förderliches Umfeld auf nationaler und internationaler Ebene unabdingbar für eine nachhaltige Entwicklung sind. Eine Welt, in der die Entwicklung und die Anwendung von Technologien den Klimawandel berücksichtigen.»

Ein Aufruf zum Handeln, um unsere Welt zu verändern
Vor siebzig Jahren kam eine Generation von Staatslenkern zusammen, um die Vereinten Nationen zu gründen. Auf den Trümmern von Krieg und Zwietracht errichteten sie diese Organisation und formten die ihr zugrunde liegenden Werte des Friedens, des Dialogs und der internationalen Zusammenarbeit.

«Heute müssen wir wieder eine Entscheidung von grosser historischer Bedeutung treffen. Wir beschliessen, eine bessere Zukunft für alle Menschen zu schaffen, darunter Millionen Menschen, denen bislang die Chance versagt geblieben ist, ein menschenwürdiges, würdevolles und erfülltes Leben zu führen und ihr menschliches Potenzial voll zu entfalten. Wir können die erste Generation sein, der es gelingt, Armut zu beseitigen, und gleichzeitig vielleicht die letzte Generation, die noch die Chance hat, unseren Planeten nicht zu zerstören. Wenn es uns gelingt, unsere Ziele zu verwirklichen, werden wir die Welt im Jahr 2030 zum Besseren verändert haben.»

Dieser Weihnachtswunsch ist in der Realität viel mehr als ein Wunsch. Tatsache ist, dass über 150 Länder und ihre Präsidenten genau diese UNO-Resolution «Verbesserung der Welt» vor drei Jahren verabschiedet und dabei beschlossen haben, die Welt bis ins Jahr 2030 in diese positive Richtung zu verändern!

Wahrlich, ein grossartiger Weihnachtswunsch! Wenn jeder seinen Beitrag leistet, dann geht er in Erfüllung.

Fröhliche Weihnachten!


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