Resi und Bruno wohnen in Entenhausen
18.08.2018 KaiseraugstDer kleine Tierpark «Entenhausen» am Violenbach in Kaiseraugst zieht mit seinen niedlichen Bewohnern vor allem Kinder an. Aber auch Erwachsene können die friedliche Atmosphäre und farbige Blumenpracht geniessen.
Boris Burkhardt
Eigentlich hat nur die grösste Schildkröte einen Namen: Resi, nach ihrer früheren Besitzerin. Und der Hahn – aber nicht der aktuelle Nachfolger von Bruno, weil er erst vor kurzem nach Entenhausen kam. «Der Bruno war ein ganz schlimmer», erzählen Jürg Herzog und Heinz Weisskopf über den vorherigen Güggel, der wie alle zur Rasse der Italiener-Hühner gehörte und deshalb auch einen italienischen Namen hatte. Rund 75 Vögel, dazu Schildkröten und Kaninchen, leben auf den 1600 Quadratmetern Entenhausen, dem kleinen privaten Tierpark in der Bötme zwischen dem Violenbach und der steilen Böschung entlang dem Bötmeweg in Kaiseraugst. Seit 1989 gibt es dieses Kleinod, das Herzog als Präsident und Weisskopf als Vizepräsident zusammen mit acht anderen aktiven Mitgliedern pflegen.
Viele Enten
Je eine Schellente, Blauflügelente, Büffelkopfente und Schwarzkopfruderente, sieben Neuseelandenten mit drei Jungen, vier Mandarinenten mit zwei Jungen, drei Bahamaenten, zwei Tafelenten mit einem Jungen, zwei Krickenten, zwei Kappensäger, zwei Zwergsäger, je drei Rothalsgänse und Mähnengänse, 20 Kanarienvögel mit vier Jungen, 18 Wellensittiche, drei Schildsittiche, vier Nymphensittiche, vier Königssittiche, zwei Sonnensittiche, ein Schönsittich, fünf Zebrafinken, drei Chinesische Zwergwachteln, sieben Italiener-Hühner mit fünf Küken, 13 Kaninchen und zehn maurische und griechische Schildkröten wohnen in Entenhausen.
Nicht alle Arten können Herzog und Weisskopf selbst auseinanderhalten. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn jedes der zehn Aktivmitglieder hat seine eigenen Aufgaben. Peter Meier zum Beispiel ist der Hegmeister von Entenhausen und kümmert sich um den Zukauf neuer Tiere, vor allem von Enten. Marcel Meier sorgt für die Schildkröten, Martin «Tino» Obrist für die Kaninchen. Für die Hühner, Wachteln und Papageien zuständig sind Alfred Obrist, Marco Lützelschwab und Achilles Wunderlin; Patrick Freivogel, Daniel Wellauer sowie Herzog und Weisskopf kümmern sich in erster Linie um die Pflege der Enten.
Entstanden ist die Idee zu Entenhausen vor ungefähr 30 Jahren, beim heutigen Altersheim in Kaiseraugst. «Dort gab es einen kleinen Weiher mit Enten, an dem ich und vier bis fünf weitere Männer einen Unterstand bauten», erinnert sich Herzog. Als das Altersheim gebaut wurde, habe man den Tierfreunden angeboten, zu bleiben. Aber das hätte sich nicht vertragen, meint Herzog: «Wir hocken des Öfteren abends länger zusammen.» Das jetzige Pachtgelände in der Bötme wuchs seit 1989 nach und nach: Als erstes stand das Clubhäuschen; später kamen dazu die Voliere mit den Sittichen, der Hühnerstall, der bald erneuert werden muss, und das Futterhaus. Für den Betrieb benötigte die IG Entenhausen, wie sich der 2001 gegründete Verein nennt, ein Zertifikat des Veterinäramts.
Vogelgrippe unbeschadet überstanden
Gerade bei den Enten ist die Gefahr gross, wenn sie entwischen: «Viele sind nicht einheimisch und würden die hiesige Fauna beeinträchtigen», erklärt Weisskopf. Deshalb ist das ganze Gelände mit einem Drahtnetz überdacht. Während der Vogelgrippe mussten die Entenhausener zweimal das Gehege komplett abdichten. Der Aufwand lohnte sich: Alle Tiere überstanden die Epidemie unbeschadet. Ausserdem schützt das Netz die Enten selbst vor Raubvögeln wie Milanen und Mäusebussarden, die in der Bötme auf Jagd gehen. Auch Krähen und insbesondere Ratten hätten es auf Entenküken abgesehen. In den Hühnerstall mussten die Entenhausener gegen Marder und Fuchs einen Elektrozaun in den Maschendraht einflechten. Die Voliere mit den wesentlich kleineren Papageien (Sittiche) und Finken (Kanarienvögel) ist mit Maschendraht gesichert. Einmal entwischte allerdings einer der Vögel, erinnert sich Herzog: «Er blieb aber in der Nähe und liess sich immer auf dem Dach der Voliere füttern.»
Durch die Anlage fliesst der Vogelbach, der hier in den Violenbach mündet und für die zwei Teiche sowie für das Hühnergehege immer frisches Wasser liefert. Oberhalb am Hang sind ausserdem mehrere Bienenvölker eines Imkers daheim. Für sie ist die Blumenpracht in Entenhausen natürlich ein Paradies; und beide profitieren voneinander. Am Brunnen auf dem Gelände kann man die Bienen beim Trinken beobachten. Vom Schildkrötengehege ertönt in regelmässigem Abstand ein merkwürdiger Laut, der eine Mischung aus spitzem Schrei und heiserem Schnaufen ist: Er stammt von einem liebestollen Schildkröterich und es klingt einfach zu komisch, um nicht lachen zu müssen. Eine Zeit lang wurden in Entenhausen auch Schildkröten gezüchtet: «Aber die Nachfrage ist nicht mehr vorhanden», sagt Weisskopf.
«Am Wochenende ist immer jemand da»
Der Mitgliedsbeitrag für die IG Entenhausen sei mit 240 Franken pro Jahr recht hoch, sagt Weisskopf. Doch die zehn Aktivmitglieder und acht Passivmitglieder müssen über 2000 Franken pro Jahr alleine fürs Futter aufbringen, das im Futterhaus selber gemischt wird. Geld in die Vereinskasse bringt auch das jährliche Bötmefescht im Juni oder Juli und die Bewirtung bei der Brennholzversteigerung. Besucht wird Entenhausen vor allem von Kindern. Offizielle Öffnungszeiten gibt es keine: «Aber am Wochenende ist immer jemand da», verspricht Weisskopf.