Den Römern auf der Spur – ohne Pickel und Schaufel
11.08.2018 Fricktal, NordwestschweizStart der modernen archäologischen Bodenuntersuchungen. Noch ist vieles nicht bekannt, was sich genau in Augusta Raurica vor vielen Jahren abgespielt hat. Dank neuesten geophysikalischen Methoden erhofft man sich neue Erkentnisse.
Auf dem Gebiet der römischen Stadt Augusta Raurica wird ab dem 13. August ein Areal untersucht, das seit Jahrhunderten Rätsel aufgibt. Für einmal wird nicht mit Schaufel und Pickel gearbeitet, sondern mit den neusten geophysikalischen Methoden. Damit kann analysiert werden, welche Spuren menschlicher Aktivitäten sich noch im Boden befinden. Im Rahmen eines internationalen Projektes werden solche heute unsichtbaren Strukturen wie zum Beispiel Mauerzüge und Strassen in Augusta Raurica mit Magnetik und Radar aufgespürt. Die Untersuchungen versprechen wichtige neue Erkenntnisse zur Bebauung und Funktion des Areals in römischer Zeit, aber auch zur Landschaftsveränderung durch Verlagerung der Flussläufe der Ergolz von der Antike bis in die moderne Zeit.
Untersucht wird eine 5 Hektar grosse römische Anlage am westlichen Stadtrand. Ein Teil ist zwar während 1800 Jahren sichtbar geblieben, doch wie das grosszügige Ensemble im Detail aussah, ist bis heute unbekannt. Gesichert ist einzig ein luxuriös ausgestatteter Bau in der Mitte des Platzes, der von Säulenhallen gerahmt war.
Monumentaler Kultbezirk
Neben diesem Zentralbau ist in den 1930er-Jahren ein Heilbad teilweise ausgegraben worden, von dem heute jedoch nichts mehr erhalten ist. Flugaufnahmen aus dem Jahr 1991 haben zudem die Umrisse eines weiteren Tempels sichtbar gemacht.
Frühere Funde von Götterstatuen und Weihinschriften lassen darauf schliessen, dass es sich bei der Anlage um einen monumentalen Kultbezirk gehandelt hat, in dem unter der Anleitung heilkundiger Priester medizinische Badekuren durchgeführt werden konnten.
Bis heute kennt die Fachwelt keine Parallele zu diesem ungewöhnlichen Ensemble. Deshalb ist das Interesse natürlich gross, mehr darüber zu erfahren, wie das Areal im Detail bebaut gewesen ist und warum ausgerechnet in Augusta Raurica eine so monumentale kultische Anlage errichtet worden ist.
Eine internationale Kooperation zwischen den Universitäten Basel, Bamberg (Deutschland), Brno (Tschechien), der Fachhochschule Nordwestschweiz und Augusta Raurica will nun diesem Rätsel mit naturwissenschaftlichen Methoden auf die Spur kommen. Grabungen sind dafür nicht notwendig, denn geophysikalische Methoden, mit Magnetik und Radar, erlauben die Untersuchung archäologischer Fundstellen ohne Bodeneingriffe.
Die Vorteile dieser nicht-invasiven Untersuchungen liegen für Augusta Raurica auf der Hand: Da hier seit Jahren nur noch Notgrabungen durchgeführt werden, die lokal und zeitlich eng begrenzt sind, kann das Wissen um die antike Stadt nur punktuell erweitert werden.
Durch den Abgleich der Resultate der geophysikalischen Untersuchungen mit historischen Ausgrabungsergebnissen sowie Zeichnungen und Stichen erhoffen sich die beteiligten Institutionen in kurzer Zeit substanzielle Erkenntnisse über die römische Siedlung, aber auch über die Landschaftsveränderungen im Bereich des Flusses Ergolz. (nfz)