Rehkitze sollen nicht vermäht werden
15.07.2018 FricktalHans Zemp
Die Stiftung Wildtiere Aargau, viele Jäger und Landwirte sind jedes Jahr sehr darum bemüht, dass möglichst wenige Rehkitze Opfer von Mähgeräten werden. Koordinierte Zusammenarbeit hilft viel brutales Leid zu verhindern. Der Münchwiler Jäger und Koordinator der Stiftung Wildtiere Aargau, Roland Hunziker, setzt sich zusammen mit vielen Kolleginnen und Kollegen des Waidwerks dafür ein, dass die Zusammenarbeit mit den Landwirten fruchtbar ist. «Dieser Kontakt ist sehr wichtig und spielt auch», macht er aus. Und wer momentan über Land fährt, sieht überall sogenannte Rückzugsstreifen, Streifen, die nicht abgemäht sind. Hier finden vor allem Kleintiere wie Feldhase, Feldlerche, verschiedene Froscharten und Kröten und vieles mehr Schutz. Viele Insekten bilden nicht nur Futter von Insektenfressern, sie finden wie alle Kleintiere hier ein Refugium.
Wie schützt und rettet man das gefährdete Leben?
Will der Bauer sein Heugras in den Monaten Mai und Juni mähen, kennt man heute neben anderen vorab zwei Möglichkeiten, die Tiere von diesem Ansinnen zu warnen. Ganz traditionell ist das sogenannte Verblenden. Die Jäger, auch die Landwirte, stellen am Vorabend des Grasschnitts Stöcke mit Stofffetzen, Leintüchern, Düngersäcken ins zu mähende Heugras. Man verändert also die Umgebung. Dies führt dazu, dass die Rehgeiss in der Nacht ihren Nachwuchs aus dem Feld heraus holt und umplatziert. «Dies kostet nichts, ist ruhig und nützt seit vielen Jahren», hat Roland Hunziker beobachtet. Von grösster Wichtigkeit ist aber, dass die Jäger am Vorabend über die Absicht des Landwirts informiert werden. Eine Stunde vor dem Grasmähen bringe gar nichts mehr, wissen auch die Zuzger Jäger.
Der Rehnachwuchs riecht in den ersten paar Tagen nicht und erschwert die Suche der Kitze auch mit Hunden. Sie können sich bei Gefahr sehr geschickt im Gras decken. Wird diese Suche sehr seriös gemacht entsteht viel weniger Tierleid. Erwischt es dennoch ein Rehlein, ist dies der Jagdgesellschaft zu melden. Auch frei gelassene Hunde richten in dieser Jahreszeit oft übelstes Tierleid an. Traurige Bilder in den Medien zeugen oft, ja zu oft davon. Das Fluchtverhalten eignen sich die Jungtiere erst ab der zweiten Lebenswoche an.
Die grossen heute eingesetzten Mähgeräte haben für den Tiernachwuchs ihre Tücken. Darum macht es ebenso Sinn, am Vorabend Streifen in die zu mähende Wiese schneiden. Auch das schafft für Rehe Unsicherheit und sie bringen ihren Nachwuchs in Sicherheit. Dennoch erwischt es jedes Jahr rund 1000 Kitze. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Hunziker wiederholt, dass rechtzeitiges Melden der Landwirte über die Mähabsicht viel Tierleid verhindert.
Auch Drohnen werden eingesetzt
Heute werden zum Suchen des Nachwuchses auch Drohnen eingesetzt. Eingebaute Wärmebildkameras bringen echte Hilfe. Der verursachte Lärm bei einigen Modellen und das anschliessende Suchen im hohen Gras haben aber auch ihre Tücken. Man ist noch daran, die verschiedenen Auswirkungen zu testen. Die Herausnahme eines Nachwuchstieres darf nie mit blossen Händen, dafür immer mit der Hilfe von Fachleuten geschehen. Sonst kann es sein, dass die Rehgeiss sich nicht mehr weiter um den eigenen Nachwuchs kümmert.
Im Ferienspass Jagd lernen die Kinder viel von diesen Sachen kennen
Im Jagdrevier Zuzgen Ost erfuhren im Rahmen des Ferienspasses fünfzehn Kinder viel über die «Stube des Wildes» und darüber, wer darin lebt und welche Eigenheiten diese Tiere haben. Bei Stefan Scherf lag etwa neben viel weiterem Anschauungsmaterial die Schwarte eines 150 Kilo schweren Keilers. Die Kinder erfuhren hier, was Frischlinge, Teller, Hauer, was eine Bache oder ein Keiler sind. Jagdaufseher Christoph Tschopp wusste viel über Hege- und Pflegeaufgaben zu vermitteln. Besonders spannend waren seine Ausführungen zum Reh und seinem Nachwuchs. Sehr anschaulich und eindrücklich zeigte er auf, was zum Schutz der «frisch gesetzten», hilflosen Kitze alles gemacht werden kann. Weitere Spezialitäten zum Rehkitz, zum Rehbock und zur Geiss wusste André Schreiber zu vermitteln. Toll war hier auch das Besteigen des Hochsitzes, des Beobachtungsstandes. Eine erfolgreiche Nachsuche und all das zum Hundetraining nötige Material zeigte Markus Wicki. Mit seiner unterdessen sehr erfahrenen Juna hatte er Erfolg. «Wir müssen zu dem, was wir haben, wirklich Sorge tragen», gab Obmann Gilbert Binkert den Kindern mit auf den Weg. Mit einer Wurst vom Grill und einem Wettbewerb über das Gehörte endete für die Kinder ein spannender Halbtag des Ferienspasses. Beim Wettbewerb, alle Kinder beantworteten die gestellten Fragen richtig, brachte Glücksfee Lina Scherf der Rheinfelderin Nora Beleda vor Silena Borgolte aus Zeiningen und Lara Fläschel aus Möhlin am meisten Glück.