Strassen, wo sich Fuchs und Hase «Gute Nacht» sagen

  10.06.2018 Fricktal

Verschiedenem Federvieh und Nutztieren wurden im Fricktal unterschiedliche Strassen und Quartierwege gewidmet. Im vierten Teil der fünfteiligen Serie zu auffälligen Strassennamen im Fricktal widmet sich die NFZ heute den animalischen Namensgebungen.

Daniela Leimgruber

Aufmerksame NFZ-Leser mögen sich vielleicht an die letzte Ausgabe der Serie zu auffälligen Strassennamen im Fricktal erinnern. Wir widmeten uns historischen Persönlichkeiten, welche einen Platz im Strassenverzeichnis unserer Region erhalten haben. Dieses Mal richtet sich unsere Aufmerksamkeit auf die vermeintlich besten Freunde der Menschen. Wobei die Recherche zu Hunden und Katzen keinen Erfolg brachte, sich jedoch Wölfe, Rehe, Hasen und Vögel bei den Namensgebern von Strassen und Wegen einer grösseren Beliebtheit erfreuen dürfen.

Das umzäunte Land der Familie Wolf
Besonders ins Auge sticht einem bei der Recherche nach auffälligen Strassennamen im Fricktal die «Wolftürli-Strasse» in Mumpf und das davon abbiegende Weglein «Wolftürli» in Wallbach. Wobei auch bei der erst genannten «Strasse» eher von einem Feldweg gesprochen werden muss, dessen Name vom Flur «Wolftürli» zwischen Mumpf und Wallbach abgeleitet wurde. Der Aarauer Sprachwissenschaftler Dr. Beat Zehnder erklärt auf Anfrage der NFZ die Namensgebung mit einem Schmunzeln: «Nicht, dass sie glauben der vorliegende Strassenname sei der Beweis, dass in Mumpf oder Wallbach mal Wölfe gelebt hätten.» Er kenne die älteren Namensbelege und Namensformen von «Wolftürli» in dieser Region zwar nicht, vermute jedoch, dass die Namensgebung derjenigen von einem anderen Flur mit dem gleichen Namen – dem «Wolftürli» in der Gemeinde Schübelbach (Kanton Schwyz) entspricht. Ein weiteres «Wolftürli» liege in der Gemeinde Mühledorf (Kanton Solothurn). In beiden Fällen erkläre sich der Name in zwei Teilen: «Mit ‘Türli’ ist ein Zaun, respektive eine Umzäunung gemeint. Diese, respektive das umzäunte Land, war im Besitz der Familie Wolf», erklärt Zehnder.

Der Wolf spielt in der Mythologie, in Sagen und Märchen sowie in der Literatur und in der Kunst in verschiedenen Kulturen eine zentrale Rolle. Dabei zeigt sich eine gespaltene Vorstellung – einerseits verehren die Menschen ihn als starkes und überlegenes Tier, andererseits überträgt der Mensch auf das Raubtier vielfältige Ängste. Ob eher die Verehrung oder die Angst zur Namensgebung des Wolfwegs in Sisseln geführt hat, bleibt unklar. Auf jeden Fall passt der Name zum Ort des Weges, führt dieser doch durch den Wald zum Rheinufer.

Idee für Strassennamen stammt von der Bevölkerung
Bei zwei anderen tierischen Strassennamen in Sisseln ist die Entstehung einfacher nach zu vollziehen. «Der Gemeinderat Sisseln fragte dazumal (vor Bau der Quartiere an der Bahnhofstrasse in Richung Eiken) die Bevölkerung an und bat sie, sich einzubringen. Die Namen wurden anschliessend mit interessierten Personen bestimmt», weiss Heribert Meier, Gemeindeschreiber von Sisseln. So erhielten die beiden dort ansässigen Quartierstrassen, dank ihrer Nähe zum Wald, die Namen «Hasenweg» und «Rehweg».

Tierisches aus Frick
Auch in Frick geht es tierisch zu und her. So konnte der ehemalige Gemeindeschreiber und Dorfhistoriker Heinz Schmid der NFZ gleich zu vier verschiedenen animalischen Strassennamen interessante Hintergründe liefern: Der Stieracker, welcher sich in Frick zwischen Hauptstrasse und Autobahn in Richtung Hornussen erstreckt, wurde bereits im Jahr 1456 erstmals als «Stiermatt» erwähnt. Im Jahre 1622 wurde dann bereits der heutige Name «Stieracker» verwendet. «Das heutige Mehrfamilienhaus-Quartier Stieracker war damals landwirtschaftlich genutzt und durfte vom Zuchtstierhalter als Entschädigung bewirtschaftet werden», führt Schmid aus. Naheliegend also die Strasse entsprechend der Nutzung zu benennen.

Gänse und Geissen gaben der Strasse vor 400 Jahren den Namen
Ähnlich erklären sich auch zwei weitere Fricker Strassennamen: Der Gänsacker (führt durch das neue Quartier beim Brem-Kreisel) und die Geissgasse (führt am «Meck» vorbei). «Der älteste Nachweis von 1599 lautet ‘ob dem Dorf beim Geissbrunnen’», weiss Schmid dank seinen Recherchen in der Buchreihe «Frick – Gestern und Heute» im Band 3/1989 gegenüber der NFZ zu berichten. Seit rund 400 Jahren würden laut dieser Quelle auch die Schreibweisen «Gänsbrunnen» und «Gaissacher» verwendet. Laut Schmid wurden die «Gänse» und «Geissen» in diesem Siedlungsgebiet gehalten.

Sichtbarkeit der Dinosaurier in Frick
Eine eher neuere Strassenbezeichnung stellt der Forellenweg in der Neumatt dar. Als dort in der Mitte des letzten Jahrhunderts Wohnhäuser gebaut wurden, wurde der Weg, welcher von der Neumattstrasse zum Flüsschen Sissle führt, den dort lebenden Forellen gewidmet. Doch Frick hat einen noch neueren, Anfang April eingeweihten, tierischen Strassenname zu bieten: der Saurierweg. Mit der Bezeichnung eines bis dahin 200 Meter langen Wegstücks ohne Namen, kam zu den bereits bestehenden Sichtbarkeiten der Dinos im Dorf Frick (Museum, Kreisel, Fussabdrücke, Abfallkübel, Lehrpfad, Bänke, Autobahnschild) ein nach den Urzeittieren benannter Weg dazu (die NFZ berichtete).

Romantisches Fuchsloch
Den kreativen Köpfen scheinen auch Vogelnamen immer wieder Hilfe bei der Suche nach passenden Strassen und Quartierwege zu bieten. So finden sich im Fricktal in verschiedenen Orten zwitschernde Strassennamen – wie der Meisenweg in Rheinfelden oder der Schwalbenweg in Kaiseraugst.

Ein Ort, wo sich im wahrsten Sinne des Wortes Fuchs und Hase «Gute Nacht» sagen, ist das Fuchsloch in Kaiseraugst. Verträumt und romantisch schlängelt sich ein kurzer Weg weg von der Dorfstrasse hinunter zum Rheinufer. In diesem Fall erklärt sich die Namensgebung bereits beim Fototermin vor Ort.

Für andere Strassennamen – wie beispielsweise der Merowingerweg in Zeihen oder die Eigasse in Schupfart – gestaltet sich die Suche nach der Begründung für die Namensgebung nicht so einfach. Im nächsten und letzten Teil der NFZ-Serie zu auffälligen Strassennamen im Fricktal widmen wir uns all jenen Namen, welche sich nicht direkt einer Kategorie zuordnen liessen, respektive von interessierten Lesern eingesandt wurden. Auf die Erklärung von Sprachwissenschaftlern und Dorfhistoriker dürfen wir auch in diesem Fall gespannt sein.


Ist ihnen beim letzten Spaziergang ein kurioser Name in einem Fricktaler Quartier aufgefallen? Oder haben Sie einen Vorschlag, welchem Namen die NFZ unbedingt auf den Grund gehen sollte? Melden Sie sich bei redaktion@ nfz.ch oder unter 061 835 00 35. Wir sind für jeden Hinweis dankbar!


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