Frühmorgens auf dem Sonnenberg

  10.06.2018 Fricktal

1650 Kilometer Wanderwege führen durch den Kanton Aargau. Silvia Hasler aus Rheinfelden ist eine von rund 110 freiwilligen Mitarbeitenden, die für die Betreuung dieser Wanderwege zuständig ist. Die NFZ durfte sie begleiten.

Janine Tschopp

Die NFZ trifft Silvia Hasler am Samstagmorgen bei der Bäckerei in Zeiningen. Sie ist mit grossem Rucksack, Wanderhosen, Wanderschuhen und Stöcken für eine grössere Wanderung ausgerüstet. Heute «besteigt» sie den Sonnenberg. Auch wenn es viele Wege gibt, die auf den Berg führen, darf Silvia Hasler nicht auswählen. Sie ist an diesem Tag im Auftrag des Vereins «Aargauer Wanderwege» unterwegs und wird deshalb den gelben Signalisationen der Wanderwege folgen. Sie und die weiteren freiwilligen Betreuer haben die Aufgabe, die Signalisationen der Aargauer Wanderwege zu kontrollieren und instand zu halten. Auch die Gewährleistung der Sichtbarkeit der Signalisationen gehört zu Silvia Haslers Aufgaben. So machen wir uns an diesem Samstagmorgen um 8 Uhr auf den Weg. «Samstag ist viel besser als Sonntag, denn am Sonntag hat es immer viele Leute, die Richtung Sonnenberg unterwegs sind», weiss Silvia Hasler.

Noch im Zeininger Dorf stossen wir auf einen verbogenen Wegweiser. «Das werde ich der Geschäftsstelle melden. Ich habe nicht die Kraft, den selber gerade zu biegen.» Silvia Hasler erzählt, dass dieser Wegweiser schon ersetzt werden musste, weil er, vermutlich durch Vandalen, immer mal wieder verbogen wurde.

Zweimal pro Jahr kontrolliert sie die ihr zugeteilten Routenabschnitte. Heute steht der Wanderweg von Zeiningen auf den Sonnenberg bis Magden (Post) auf dem Programm. Sie rechnet, dass sie ungefähr zwei bis drei Stunden unterwegs sein wird. Die zweite Strecke, für welche sie zuständig ist, führt von Hersberg über Tal auf den Nusshof und via Tal nach Magden. Für diese Route plant sie ein bisschen mehr Zeit ein. Beide Strecken hat sie einmal im Frühling und einmal im Herbst zu kontrollieren. «Bei ausserordentlichen Ereignissen, wie zum Beispiel Sturm oder heftigen Niederschlägen, kann es sein, dass wir öfters kontrollieren.»

1650 Kilometer Aargauer Wanderwege
In den elf Aargauer Bezirken sind Wanderwege von 1650 Kilometern Länge zu betreuen. Was sind die Voraussetzungen für diese Arbeit? «Dass man gerne wandert und ein bisschen handwerkliches Geschick hat», erklärt Silvia Hasler. Sie ist auch in Freizeit und Ferien gerne wandernd unterwegs. Das handwerkliche Geschick ist nötig, wenn es darum geht, Signalisationen auszuwechseln.

Wir kommen an einer Baum-Signalisation vorbei, die hinter einem Gestrüpp versteckt und kaum sichtbar ist. Silvia Hasler nimmt die grosse Schere aus dem Rucksack und stutzt die Äste zurück, bis man die Signalisation wieder sehen kann. Auch das Nachbessern der gelben Romben, die oftmals auf Baumstämmen gemalt sind, gehört zu ihren Aufgaben. «Es ist vorgegeben, dass nach den Wegweisern zirka alle 30 Meter ein gelber Rombus als Bestätigung angebracht ist. Entweder als Tafel oder gemalt.» Deshalb ist sie auf ihren Kontrollgängen mit gelben Ersatztafeln sowie mit Schablone, Farbe und Pinsel ausgerüstet. Wenn ein beschrifteter Wegweiser ersetzt werden muss, schickt Silvia Hasler ein Foto an die Geschäftsstelle Verein «Aargauer Wanderwege» in Oberentfelden. Dort wird die Produktion eines neuen Wegweisers in Auftrag gegeben.

Einen grossen Teil des Weges auf den Sonnenberg haben wir bereits geschafft. Wir stellen fest, dass die Signalisationen in gutem Zustand sind. «Für die blauen Signalisationen sind nicht wir zuständig, darum kümmern sich die Verantwortlichen des Fricktaler Höhenwegs», erklärt Silvia Hasler.

Zwischenzeitlich befinden wir uns schon beim «Grenzwägli». Der Turm ist nicht mehr weit. Silvia Hasler räumt Äste auf die Seite, welche die Begehbarkeit des Wegs beeinträchtigen. Auch dies gehört zu ihren Aufgaben.

Auf dem Berg angekommen
Noch ein paar Schritte und wir sind auf dem Berg. Das war jetzt aber kurzweilig. Silvia Hasler schaut die Wegweiser auf dem Sonnenberg an und sagt: «So hoch komme ich mit meiner Leiter nicht. Hier wird der Forstwart der Aargauer Wanderwege bei Gelegenheit die Reinigung übernehmen.»

Dann setzen wir uns erstmals an den Tisch und stossen mit zwei Fläschchen Gipfelwasser an. Silvia Hasler zeigt der NFZ den Inhalt ihres Rucksackes. Eine ausziehbare Leiter, verschiedene Schraubenzieher, eine grosse Schere, andere Werkzeuge, Klammern, Getränke, Trockenfrüchte und vieles mehr. Das sind einige Kilos, die sie in ihrem Rucksack zu tragen hat. Die Aufgabe macht Silvia Hasler aber Freude und sie vermutet, dass ein Grossteil der Bevölkerung auch dankbar dafür sei.

So gemütlich es hier auf dem Berg noch wäre, die Arbeit ist noch nicht ganz getan. Silvia Hasler hat den Abstieg nach Magden vor sich und wird auch auf diesem Weg akribisch genau den Zustand der Signalisationen kontrollieren. Die NFZ verabschiedet sich von Silvia Hasler und nimmt den Weg Richtung Zeiningen unter die Füsse. Beim Marsch ins Tal stellt die Journalistin fest, dass die Signalisationen nun eine ganz andere Bedeutung erhalten haben. Die gelben Romben sind nicht ganz selbstverständlich hier, sondern es sind Freiwillige wie Silvia Hasler, die sich in ihrer Freizeit dafür einsetzen, dass die Bevölkerung jederzeit optimal signalisierte Wanderwege vorfindet.


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