«Es ist ein hartes Jahr für Igel»

  30.06.2018 Rheinfelden

Viele überfahrene Tiere im Fricktal

Die Trockenheit macht den Igeln zu schaffen. In den letzten Monaten hat die Igelstation Rheinfelden/ Laufenburg über 50 Säuglinge aufgepäppelt.

Valentin Zumsteg

«Es gab noch nie so viele überfahrene Igel wie in diesem Jahr», erklärt Anneliese Girlich. Die 78-jährige Rheinfelderin betreibt seit vielen Jahren eine Igel-Hotline für die ganze Schweiz und – zusammen mit weiteren ehrenamtlichen Helfern – eine Igelstation für die Bezirke Rheinfelden und Laufenburg. Beim Besuch der NFZ hat sie fünf Jungtiere zuhause, die sie in den letzten Wochen aufpäppelte. Die Säuglinge wurden völlig entkräftet und mutterlos zu ihr gebracht. Girlich hat sie rund um die Uhr gepflegt und gefüttert. Mittlerweile haben die jungen Igel an Gewicht zugelegt und können bald wieder ausgewildert werden. Seit Mai waren es insgesamt 53 Jungtiere, die Girlich aufgenommen hat.

«Viele unterernährte Tiere»
«2018 ist ein hartes Jahr für Igel. Durch die Trockenheit im Frühjahr gibt es sehr viele unterernährte Tiere. Für die Nahrungssuche sind die Igel verstärkt auf Wanderschaft. Deswegen werden mehr Igel überfahren», schildert Girlich. Sie geht davon aus, dass die Igelpopulation im Fricktal stark rückläufig ist: «Der Lebensraum der Tiere wird immer kleiner und das Nahrungsangebot nimmt ab. Es gibt weniger Insekten.» Am vergangenen Wochenende hat sie Dutzende Anrufe wegen verletzten oder geschwächten Tiere erhalten – auch mitten in der Nacht.

«Igel mit Verletzungen oder kleinen Löchern im Körper gehören in eine Igelstation oder je nach Fall zu einem Tierarzt. Nur dann kann man sicher sein, dass alles für die Tiere in Ordnung kommt», betont Girlich. Für viele Untersuchungen brauche es eine Narkose. Das dürfte Girlich zwar selber machen – wie sie sagt –, doch sie überlässt es lieber den Tierärzten. Oft komme es auch vor, dass Personen einen Igel finden und ihm gerne helfen wollen. «Das machen die Leute häufig alleine und setzen ihn dann später an irgendeinem Ort wieder aus. Das ist für den Igel sehr schlecht, er kommt am neuen Ort nicht zurecht, wie Studien bewiesen haben. Ausserdem kann das Tier in der jetzigen Zeit Junge haben.» Der Igel sei – wie andere Wildtiere auch – sehr reviertreu.

Maden im Körper
Parasiten sind ebenfalls ein Problem. «Es ist schlimm, wenn Teile von Netzen am Körper der Igel hängen bleiben, scheuern und sich die Wunde dann entzündet. Fliegen setzen sich auf die blutigen Stellen, legen Eier ab und diese werden sehr schnell zu Maden. Das kann für den Igel tödlich enden. Solche Beispiele sind in den vergangenen drei Wochen vielfach vorgekommen.» Anneliese Girlich und ihre Helferinnen und Helfer setzen sich mit viel Herzblut dafür ein, dass die Igel eine Zukunft haben.

Die Igel-Hotline ist rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr erreichbar: 079 652 90 42.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote