Seit 125 Jahren Tourismus fördern

  07.04.2018 Rheinfelden

«Zähe Verhandlungen mit der französischen Ostbahn haben dazu geführt, dass ab 1. Mai 1899 Retourbillette von Paris nach Rheinfelden ausgegeben werden konnten. Für den Kurort war dies von grosser Bedeutung», vermeldete 1899 der Verschönerungs- und Kurverein Rheinfelden. 2018 kann dieser Verein, der mittlerweile Tourismus Rheinfelden heisst, sein 125-Jahr-Jubiläum feiern. (vzu)


Der Tourismus wird seit 125 Jahren gefördert

Rheinfelder Verein feiert Jubiläum

Im Jahr 1893 ist der Verschönerungs- und Kurverein Rheinfelden gegründet worden. Seither hat der Tourismus in Rheinfelden eine wechselhafte Geschichte durchlebt. Heute bereitet vor allem die abnehmende Zahl der Hotelbetten Sorge.

Valentin Zumsteg

Es müssen mondäne Zeiten gewesen sein in Rheinfelden: Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die Reichen und Schönen aus Europa ins Zähringerstädtchen zur Kur. Hier genossen sie Solebäder, Kurkonzerte und den süssen Müssiggang. «Zähe Verhandlungen mit der französischen Ostbahn haben dazu geführt, dass ab 1. Mai 1899 Retourbillette von Paris nach Rheinfelden ausgegeben werden konnten. Für den Kurort war dies von grosser Bedeutung», vermeldete 1899 der Verschönerungs- und Kurverein Rheinfelden. Ebendieser Verein war 1893 – also vor 125 Jahren – gegründet worden. «Der Verein hat die Verschönerung der Stadt und ihrer Umgebung zum Hauptzweck», hiess es damals in den ersten Statuten.

«Verwöhnteste Ansprüche»
Den touristischen Aufschwung möglich gemacht hatte die Entdeckung der reichen Salzvorkommen im Jahr 1844. Dank dem «weissen Gold» verwandelte sich Rheinfelden in einen populären Badeort. Die Basler «National-Zeitung» schrieb 1895: «Der Kurort Rheinfelden ist nicht nur für die leidende Menschheit, sondern auch für das ihr Vergnügen suchende Publikum schon längst ein wohlbekannter Ort. Mit der heilkräftigen Sole, der gewissenhaften Behandlung der Kurärzte, den Bemühungen der Hoteliers von Krone, Engel, Schiff, 3 Könige und Grand Hôtel des Salines und der ganzen Bevölkerung sind verwöhnteste Ansprüche zufriedenzustellen.» Der Tourismus florierte und der Verschönerungs- und Kurverein entwickelte sich erfreulich. 1895, zwei Jahre nach seiner Gründung, zählte er bereits 162 Mitglieder. Es kamen aber auch düstere Zeiten: «Am Montag, 3. August 1914, wird die Kriegsmobilmachung verkündet. Die Rheinbrücke bleibt gesperrt. Zahlreiche Gäste reisen unverzüglich ab. Auch das Personal muss die Arbeitsplätze verlassen und wird in seiner Mehrheit ebenfalls zum Militär eingezogen.» 1918 grassierte die Spanische Grippe in Europa und forderte allein in der Schweiz Tausende von Toten.

«Keine Trambahn von Basel»
«Die geplante Überland-Trambahn von Basel nach Rheinfelden wird definitiv nicht verwirklicht», protokollierte der Verein 1920. Dafür gab es sonst Erfreuliches: Der Verband Schweizerischer Badekurorte ist 1924 in Rheinfelden gegründet worden. Damals zählte die Stadt insgesamt 985 Hotelbetten. Es lief wieder etwas in Rheinfelden: In den 1930er Jahren gab es sogar den Plan für einen Golfplatz, er wurde damals aber doch nicht realisiert. «Die Frequenzen in den Badehotels sind ausgezeichnet. An der Spitze der ausländischen Kurgäste stehen jetzt die Deutschen», hiess es noch 1938.

Der Zweite Weltkrieg veränderte schon bald alles. Der Tourismus und das kulturelle Leben reduzierten sich auf ein Minimum. Nach dem Krieg ging es nur langsam wieder vorwärts. «Im Jahre 1953 waren in Rheinfelden 20 262 Gäste gezählt worden. Das bedeutete eine sehr gute Saison. Auch die Ausländerinnen und Ausländer haben Rheinfelden wieder entdeckt.» 1974 wurde das Kurzentrum eröffnet. «Bei der offiziellen Eröffnung am 15. Februar spricht Richard Molinari, der Stadtammann, von einem ganz speziellen Tag für Rheinfelden.» Seither gibt es ein Auf und Ab. Heute knüpfen das Parkresort und das Hotel Eden im Park an die alte Solebad-Tradition an.

Heute über 60000 Übernachtungen pro Jahr
Auch der Verein besteht noch – seit ein paar Jahren heisst er «Tourismus Rheinfelden». «Wenn es einen Verein oder ein Unternehmen seit 125 Jahren gibt, dann macht er etwas richtig», erklärt Stadtammann Franco Mazzi, der auch Präsident des «Tourismus» ist. Die Hotels und Gastbetriebe zählen heute rund 60 000 Übernachtungen pro Jahr. Die Wellnesswelt «Sole uno» verzeichnet deutlich über 500 000 Eintritte jährlich und auch das Solebad im Eden erfreut sich anhaltender Beliebtheit. Der Tourismus spielt in Rheinfelden also noch stets eine wichtige Rolle. «Die lange touristische Tradition als Kur- und Bäderstadt gibt auch den Einwohnern das Gefühl, an einem besonderen Ort zu leben», so Mazzi.

Das Hauptziel des Vereins sei heute, Leute nach Rheinfelden zu bringen. «Ein Tagesausflügler sorgt im Durchschnitt für eine Wertschöpfung von 40 Franken. Wer übernachtet, gibt im Schnitt 140 Franken aus», sagt Mazzi. Er bedauert, dass die Zahl der Hotelbetten seit Jahren abnimmt. Über ein neues Hotel, zum Beispiel im Rahmen der künftigen Entwicklung des Bahnhofareals, würde er sich freuen. «Doch dazu braucht es einen Investor, der das realisieren will, und einen Betreiber, der ein solches Hotel führen würde.»

Am 16. April führt der Tourismus-Verein seine Generalversammlung zum Jubiläum durch. Zum Einstieg wird es ein Intro durch ein «Kurorchester» geben – eine Reminiszenz an frühere Zeiten. Ein grosses Jubiläumsfest ist gemäss Franco Mazzi nicht geplant. Anlässlich des «Frühlingserwachens» am 1. Mai in der Rheinfelder Altstadt wird der Tourismus Rheinfelden aber mit einem Stand vertreten sein und Attraktionen bieten.

Quelle: Jubiläumsschrift «100 Jahre Kur- und Verkehrsverein Rheinfelden». 1993.


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