Jetzt machen sie den anderen wieder eine lange Nase

  09.02.2017 Kultur, Nachtleben, Unteres Fricktal, Tradition, Möhlin

Von Ronny Wittenwiler

Mit dem 1. Faisse machen die Narren aus Möhlin-Ryburg schon mal das eine oder andere Fass auf. Doch die hiesige Fasnacht schenkt immer wieder auch anderweitig ein: nämlich in der kritischen Betrachtung der Geschehnisse im Dorf. Es hat Tradition, dass die Meler und Ryburger in alter (Hof-) Narrenmanier der «Obrigkeit» den Spiegel vorhalten. «Sagen, was nicht optimal läuft, sagen, was man denkt», meint Remy Metzger von den Meler Galgevögel dazu. Wenn man so will: beim Namen nennen, wer wo gerade einen riesigen Zirkus veranstaltet. Womit man punktgenau beim Sujet 2017 für die Fasnacht in Möhlin-Ryburg wäre: «So e Zirkus.»

Das Sujet ist Anspielung auf die Möhliner Gewerbeausstellung vom vergangenen Jahr. Diese stand unter dem Motto «Möga Zirkus». Das ist allerdings nicht der einzige Grund. Das Zustandebringen dieser ursprünglich auf ein Jahr vorher geplanten und dann wieder verschobenen Gewerbeausstellung war eine Zangengeburt. Aufs Korn nehmen die Narren auch das Gastronomiekonzept an der Möga, das punkto Zuspruch und Umsatz nicht zu den grössten Errungenschaften einer ansonsten guten Leistungsschau zählte.

«Im Zirkus-Zält trinke und au ässe,
das wirsch s’Läbe lang nümm vergässe.

Vier verschiedeni Beize i eim Zält, das isch s’Motto
wenn das keini Lämpe git, isch das wie e Sächser im Lotto.»

Apropos «Lämpe»: Es liegt nahe, dass die Geschehnisse an der Möhliner Schule den Fasnächtlern auch ein paar Zeilen wert sind im offiziellen Plakettenspruch 2017.

«Zirkusmässig got’s au im Meler-Schuelwäse zue,
es git kei Friede und au kei Rueh

Eusi Schuelpfläg die isch schwer am jongliere,
duet all drei Mönet e neue Schuelleiter usprobiere

Drum isch mänge Erwachseni froh,
das er nüm it d’Schuel muess goh.»

Bei so viel Zirkus im eigenen Dorf, da lacht das Narrenherz. Es sei jeweils ein Bestreben der Möhliner Fasnachtskultur, in erster Linie kritisch zu beäugen, was praktisch vor der Haustüre geschieht, sagt Remy Metzger. «Ziel ist immer, ein Sujet präsentieren zu können, das direkt mit unserem Dorf zu tun hat.» Er und ein paar weitere Mitstreiter aus den Reihen der Meler Galgevögel und Fasnachtzunft Ryburg heben jeweils das Sujet aus der Taufe. Das Herzstück bildet dann wie immer die entsprechende, gemeinsame Plakette. Sie ist ab sofort an verschiedenen Verkaufsstellen im Dorf erhältlich, in Gold (25 Franken), Silber (12 Franken) und Bronze (7 Franken). Der Erlös aus dem Plakettenverkauf ist für die beiden führenden Fasnachtsvereine im Dorf eine wesentliche Unterstützung, die finanziellen Aufwendungen überhaupt tragen zu können. Damit die Narren auch im Jahr darauf dem einen oder anderen wieder eine lange Nase machen.


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