Glitzern im Norden Kaiseraugsts

  01.01.2017 Brennpunkt, Unteres Fricktal, Kaiseraugst

Von Boris Burkhardt

Wenn ab kommendem Jahr bei Kaiseraugst die Sonne aufgeht, könnte es im Norden ganz schön glitzern und blinken. Mit einer Jahresleistung von drei Millionen Kilowattstunden entsteht nämlich direkt gegenüber dem Ortskern auf der deutschen Seite des Rheins die grösste Solaranlage im Landkreis Lörrach. Derzeit wird das Fundament für die insgesamt 11 319 Solarmodule mit einer Größe von je 1 mal 1,6 Metern Grösse gelegt. Die Aussicht auf die weisse Fläche wird für die Kaiseraugster allemal schöner sein als in den vergangenen Jahrzehnten. Denn die Solaranlage entsteht auf der ehemaligen Hausmülldeponie Herten, die vor 30 Jahren geschlossen wurde. Gemeindepräsidentin Sybille Lüthi sind denn auch keine negativen Voten aus dem Ort bekannt. «Als Energiestadt unterstützen wir die Anlage natürlich», sagt sie auf Anfrage. Wenn überhaupt falle ihr nur das Blenden durch die Sonneneinstrahlung als mögliches Problem ein.

1300 Haushalte mit Strom versorgen
Nicht nur der Standort, auch die Entstehung des Projekts ist etwas Besonderes. Zum ersten Mal spannen drei Bürgerenergiegenossenschaften zusammen, um etwas zu schaffen, was jede alleine nicht bewerkstelligen könnte: die als südbadische «Stromrebellen» Mitte der Neunziger bekannt gewordenen Elektrizitätswerke Schönau (EWS), die wegen ihrer namensgebenden Projekte nicht unumstrittene Genossenschaft Bürgerwindrad Blauen sowie Bürgersolar Hochrhein. Genehmigung und Bau der Anlage laufen seit Sommer auf Hochtouren. 1300 Haushalte wollen die EWS und ihre Partner laut Projektleiter Josef Pesch mit der Solaranlage mit Strom versorgen. Die drei Millionen Kilowattstunden der Anlage stellt der Solarspezialist den rund 1,5 Milliarden Kilowattstunden Jahresverbrauch im Landkreis gegenüber, um zu belegen, dass der Strom regional verbraucht und keine Speicherung nötig sein werde. Ausserdem werde der Strom direkt in die vorhandene Leitung von zehn Kilovolt eingespeist, die entlang des Rheins verläuft.  

Für die Stromaktivisten war es eine einmalige Gelegenheit, solch eine grosse Fläche zu finden. «Das wird die grösste Anlage im Landkreis für alle Zeiten sein», sagt Pesch deshalb. Hinzu komme, dass das Grundstück als Altlast für nichts anderes habe verwendet werden können. Ausserdem versprechen sich die Verantwortlichen ein Biotop vor allem für Vögel und Eidechsen auf der Anlage. Und auch an die Schweizer Nachbarn, die via Kanton an der Vernehmlassung teilnahmen, wurde gedacht: Ein «Blendgutachten» wird laut Pesch dafür sorgen, dass das Glitzern nicht zu grell wird – allein schon wegen der Bundesstrasse 34 nach Grenzach-Wyhlen, die direkt hinter der Deponie verläuft.  


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