Am Anfang ist immer eine Idee

  15.07.2016 Gewerbe, Porträt, Oberes Fricktal, Wölflinswil, Persönlich

Von Susanne Hörth

WÖLFLINSWIL. Die Aussicht von Kurt Aernis Terrasse ist einzigartig. Über das Dorf Wölflinswil mit seiner schönen Kirche hinweg steigt der Blick hinauf in die sanfte Hügellandschaft des Aargauer Juras. Tief atmet man die Ruhe ein, beim Ausatmen schwingt auch ein wenig Sehnsucht mit. Die Landschaft nimmt im Leben  von Kurt Aerni einen hohen Stellenwert ein. Er geniesst sie und er setzt sich für sie ein. Nicht immer hatte er die Muse und die Zeit dafür. Viele Jahre war er durch seinen herausfordernden Beruf sehr gebunden. Er war beim schweizerischen Unternehmen Fenaco in leitender Stellung tätig.

In den 1990er-Jahren wurde die Fenaco aus dem Zusammenschluss von sechs landwirtschaftlichen Genossenschaftsverbänden gegründet. Zusammen mit Landi ist die Fenaco als genossenschaftlicher Konzern eine wichtige Drehscheibe zwischen Produzent und Konsument. Die Basis sind die Schweizer Bauern. Der heute 69-jährige Kurt Aerni hat das Genossenschaftswesen bis zu seiner Pensionierung stark mitgeprägt und weiter entwickelt. Als Wirtschaftsprüfer leitete er in dem Unternehmen den Bereich Landi-Treuhand. «Etwas verändern, führt auch immer zu Widerstand», weiss er aus seiner beruflichen Tätigkeit. Er merkte schnell, dass neben den Zahlen, seiner eigentlichen Kernkompetenz, beim Erreichen eines Zieles auch die soziale Komponente sehr wichtig war und ist. «Ich begann, mich sehr intensiv mit dem Menschen zu befassen. Ich wollte wissen, wie er tickt. Das faszinierte mich.» Mit der Verknüpfung der fachlichen und der sozialen Kompetenz konnte er wiederholte Male etwas im Unternehmen bewirken, leitete Coach-Kurse und wurde als Mediator eingesetzt.

Kurt Aerni hatte als Fenaco-Mitarbeiter auch aktiv mitgeholfen, die Landi Frila zu gründen. Er lebte damals noch in der Ostschweiz, war aber durch das Projekt Landi Frila oft im Fricktal anzutreffen. In dieser Zeit lernte er auch seine Partnerin Elisabeth Fankhauser kennen. Die Bäuerin führte damals in Herznach einen eigenen Landwirtschaftsbetrieb.

 

Auf Du und Du mit dem Herzinfarkt

Trotz der grossen Beanspruchung erfüllte die Arbeit Aerni stets mit grosser Freude, der genossenschaftliche Gedanke spornte ihn immer wieder aufs Neue an. Dass aber auch ihm Grenzen gesetzt sind, musste er vor acht Jahren  schmerzlich erfahren. Er hatte einen Herzinfarkt. «Ich bin zuerst sehr erschrocken, dann begann ich zu realisieren.» Aerni hält kurz inne und erzählt dann mit einem leichten Lächeln  weiter: «In der ersten Woche habe ich mit dem Infarkt Duzis gemacht.» Das intensive Befassen mit der Krankheit war für Kurt Aerni sehr wichtig. «Ich war und bin voller Dankbarkeit, dass ich nochmals eine Runde drehen darf.» Es war auch der Moment, in dem er und Elisabeth Fankhauser beschlossen, zusammen zu ziehen. Sie kauften in Wölflinswil eine Wohnung in einer Terrassenüberbauung. Hier haben sie nach ihren Vorstellungen einen Ort der Ruhe und des Wohlfühlens geschaffen. Diese Oase zieht sich vom Hausinnern hinaus auf die grosse Terrasse. Hier geben sich eine Pflanzeninsel, ein Teich und eine erlesene Auswahl an Skulpturen aus dem Kunstbekanntenkreis des Wölflinswiler ein harmonisches Stelldichein.

 

Natur und Kultur

Seit er im Fricktal lebt, haben Natur, Kunst und Kultur zunehmend an Bedeutung für Kurt Aerni  gewonnen.  «Ich wollte nach meiner stufenweise angegangenen Pensionierung etwas machen, bei dem ich meine Fähigkeiten einbringen kann», so Aerni. Da kam Peter Bircher ins Spiel.

Der Initiant des Jurapark Aargau wohnt gleich oberhalb von Kurt Aerni. Bircher hatte damals gerade den mit 5000 Franken dotierten Fricktaler Preis der Stiftung pro Fricktal für besondere Verdienste für die Region erhalten. Für den Preisträger war es eine klare Sache, dass die Preissumme einem Projekt ebenfalls für die Region zukommen sollte. Er lud sieben Personen – unter ihnen auch Kurt Aerni – zu sich ein und präsentierte ihnen die Idee einer Natur- und Kulturwoche im Benkental. «Eine Idee ist dann gut, wenn sie einem selber nicht mehr gehört und wenn sie der Anfang von Taten ist», schrieb damals Kurt Aerni in sein erstes Büchlein zu diesem Projekt. Und die Taten folgten. Als erstes gründete die kleine Gruppe den Verein Dorfplus als Trägerschaft der Natur- und Kulturwoche. Ziel des Vereines ist vor allem, im Dreiklang von Gewerbe, Natur und Kultur das Dorfleben und die Zusammenarbeit zu unterstützten. Auf seiner Homepage hält der Verein weiter fest, dass er offen sei für Aktivitäten, welche die Gemeinschaft und die Solidarität stärken. Dass ihnen das gelingt, beweisen Peter Bircher, Kurt Aerni und die weiteren Vereinsverantwortlichen und Mitbeteiligten nun seit mehreren Jahren. Alleine die Natur- und Kulturwoche kann dank der Mitwirkung vieler nächstes Jahr bereits ihrer siebten Auflage entgegensehen. Das Motto der Naku-Woche 2017 ist «Wort – Gesang – Musik». Vor zwei Jahren hat Kurt Aerni das OK-Präsidium der Naku-Woche von Peter Bircher übernommen.

Seit 2011 gehört Kurt Aerni zudem dem Vorstand des Juraparks Aargau an. Auch hier kann er seine Erfahrungen und sein Wissen aus der Berufszeit gut einbringen. Einbringen tut er sich seit einiger Zeit auch beim Verein Pro Burg. Der Verein ist gegen das Errichten einer Windkraftanlage im Gebiet Burg oberhalb von Wölflinswil. Kurt Aerni hat sich intensiv mit dieser Thematik befasst, sich über verschiedene Kanäle und Kontakte ein Wissen angeeignet. Erst nach genauer Interessenabwägung, einer klaren Analyse für sich selbst «hier kommt der Wirtschaftsprüfer in mir zum Tragen» hat er sich entschieden bei «Pro Burg» mitzumachen.


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