«Es gibt eine grosse Solidarität im Dorf»

  22.10.2015 Brennpunkt, Oberes Fricktal, Gewerbe, Gansingen

Von Layla Hasler

«Es war die richtige Entscheidung», sagt Carmen Pfrunder. Ihr Blick schweift zur Baustelle. Balken werden hochgezogen und befestigt. Hier entsteht ein neuer Unterstand für die Hirsche auf ihrem Hof. Sie hat Kaffee für die Arbeiter mitgebracht.

Schicksalsschlag für junge Familie

Carmen Pfrunder hat entschieden, den Bauernhof am Gansinger Laubberg, die Wildfarm, weiter zu führen. Dies ist ihr nicht leicht gefallen, als ihr Mann Peter vor wenigen Jahren erkrankte und sie gewusst hat, dass sie auf sich alleine gestellt sein würde. Im Sommer 2014 ist er knapp vierzigjährig nach eineinhalbjähriger Krankheit an Krebs gestorben. Er hinterliess neben seiner Frau vier Kinder im Alter von sieben bis elf Jahren. «Der Hof ist zu meinem Boden geworden», sagt Carmen Pfrunder. Dort lebt sie seit 16 Jahren. Eigentlich ist sie Krankenschwester. Seit der Geburt ihrer heute siebenjährigen Zwillinge arbeitet sie aber nicht mehr auf ihrem Beruf, sondern im Familienbetrieb. Unterstützung erhält sie heute vor allem von ihrer Schwester Mirjam Erdin, die nach einem längeren Auslandaufenthalt zurückgekehrt ist, und nun als «Vize-Chefin» auf dem Hof angestellt ist. Aber auch ihre Familie, Freunde und Nachbarn helfen, dass der Betrieb nach dem Tod ihres Mannes weitergeführt werden kann.

Arbeitseinsätze von Service-Clubs

«Es gibt eine grosse Solidarität im Dorf», sagt Roger Erdin, der selber in Gansingen wohnt und mit der Familie befreundet ist. Er packt an diesem Tag ebenfalls auf der Baustelle mit an. Das Haupteinkommen der Wildfarm stammt grösstenteils aus der  Damhirschhaltung. Der Betrieb wurde in mehreren Etappen aufgebaut. «Ein letzter Schritt, der Bau des bereits bewilligten und dringend benötigten neuen Witterungs-Unterstandes für die Tiere konnte Peter Pfrunder wegen seiner schweren Erkrankung nicht mehr ausführen», erklärt Erdin. Deshalb schlug er dem Rotary-Club Laufenburg Fricktal (bei welchem er Sekretär ist) vor, das Projekt zu Ende zu führen. Da es sich um ein grosses Projekt handelt, holte er auch den Lions-Club Fricktal ins Boot. Neben der finanziellen Unterstützung legen die Mitglieder der beiden Service-Clubs auch selber Hand an. Zusammen mit Handwerkern aus dem Dorf realisieren sie den Bau. Geleitet wird das Bauprojekt vom pensionierten Gansinger Bauleiter Beat Erdin. Für den Tiefbau verantwortlich ist der Polier Beat Senn, ein Jahrgänger des verstorbenen Peter Pfrunder. Bis Ende Oktober werden die Arbeiten abgeschlossen. Der neue Unterstand wird die Haltung der Tiere vereinfachen. «Viele Leute kommen und helfen, auch solche, die gar nicht mehr hier wohnen, das ist nicht selbstverständlich. Das berührt mich sehr», sagt Carmen Pfrunder und erklärt: «Es geht mir heute gut.»


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