«Wir glauben fest an die Zukunft des Kinos»
14.01.2024 Persönlich, FrickDas Internet hat zu grossen Veränderungen in der Kino-Branche geführt, sagt Philipp Weiss. Der Betreiber des einzigen Fricktaler Kinos ist überzeugt, dass das Erleben eines Filmes auf der grossen Cinema-Leinwand wie auch das Treffen mit anderen Leuten nicht einfach durch Internet-Dienste zuhause zu ersetzen sind.
Susanne Hörth
Vor über 30 Jahren hat Philipp Weiss in Frick das «Monti» gepachtet. Und hier zusammen mit seiner Partnerin Martina Welti einen Traum verwirklicht. In «fricks monti» setzen sie auf die Standbeine Kino, Kulturbühne und Restaurant. Trotz vieler Herausforderungen und stets grossem Arbeitsaufwand ist bei beiden die Freude und Begeisterung für ihren gelebten Traum geblieben. Im Interview geht Philipp Weiss auf einige der Herausforderungen ein und ebenfalls, warum es sich lohnt, weiterhin auch ein Kino zu betreiben. Er blickt im Gespräch zudem auf einige Highlights aus dem zurückliegenden Jahr zurück.
NFZ: Herr Weiss, Streamingdienste ermöglichen es den Menschen, gute Filme zuhause auf dem Bildschirm zu schauen. Mit welchen Strategien setzen Sie als einziger Fricktaler Kino-Betreiber auf die Zukunft?
Philipp Weiss: Die ganze Kino-Branche hat unter der Corona-Krise und dem Boom bei den Streaming-Diensten gelitten. Trotz des umfangreichen Angebotes für den Bildschirm glauben wir fest an die Zukunft des Kinos. Sich für ein gemeinsames Erlebnis zu treffen, zusammen zu lachen, die grosse Leinwand, der perfekte Ton und alte Bekannte und neue Menschen zu treffen: all dies sind die einzigartigen Trümpfe vom Kino.
Das Internet verändert vieles. Ist es in Ihren Jahren als Kino-Betreiber die grösste Veränderung in der Branche?
Das Internet hat zweifellos eine grosse Veränderung für die Kino-Branche mit sich gebracht. Es hat den Zugang zu Filmen und Informationen erleichtert und ermöglicht es den Menschen, Filme bequem von zuhause aus zu streamen. Dies hat sicherlich Auswirkungen auf die traditionellen Kinos, da viele Menschen nun die Möglichkeit haben, Filme auf anderen Plattformen anzuschauen. Allerdings bieten Kinos immer noch ein einzigartiges Erlebnis, das nicht ersetzt werden kann. Es ist wichtig, dass Kinos sich anpassen und Wege finden, um das Kinoerlebnis attraktiv zu gestalten und sich von anderen Plattformen abzuheben.
Das bedeutet sicher auch für Sie, jeweils auf die richtigen Kinofilme zu setzen. Welches war Ihr persönlicher Lieblingsfilm im 2023?
«The Whale» hat mich letztes Jahr am meisten berührt und war sicher einer meiner Lieblingsfilme. Die Leistung von Brendan Fraser hat mich sehr beeindruckt. Umso mehr hat mich die Oscar-Auszeichnung gefreut.
Und welches war der Leinwand-Publikumsmagnet im zurückliegenden Jahr?
«Bon Schuur Ticino» war 2023 der grösste Magnet. Kein anderer Film seit «Top Gun: Maverick» hatte in «fricks monti» mehr Besucher! Und der Film ist nach wie vor sehr erfolgreich bei uns im Programm.
Zur festen Tradition in «fricks monti» gehört auch das Open Air Kino. Welche Herausforderungen sind stets damit verbunden?
Die grösste Herausforderung ist und bleibt, was wir leider nicht beeinflussen können: Das Wetter.
Hatte Wettergott Petrus im letzten Sommer ein Einsehen und Sie waren zufrieden mit den Publikumszahlen?
Ja, wir sind mit den Besucherzahlen zufrieden. Vor allem die mittleren zwei Wochen waren dank perfektem Wetter sehr erfolgreich.
Sie und Ihre Partnerin Martina Welti haben schon früh auf die drei Standbeine Kino, Kulturveranstaltungen (beispielsweise das Blues-Festival) und Restaurant gesetzt. Hat sich das trotz Mehraufwand auch immer wieder gelohnt?
Wenn man seine Arbeit liebt, wie es Martina und ich tun, dann ist die Corona-Krise oder der Autorenund Schauspieler-Streik in Hollywood zwar gravierend, nimmt uns aber nicht den Mut. Der Mehraufwand lohnt sich zwar nicht immer, wir möchten aber weiterhin auf unsere verschiedenen Standbeine setzen.
Eines dieser Standbeine ist das Bühnenprogramm. Was waren bei diesem die Highlights im Jahr 2023?
Einmal mehr konnten wir auch im 2023 ein tolles Bühnenprogramm zusammenstellen. Der Jubiläumsevent vom Fricktaler Blues Festival war herausragend. Was bei der 30. Ausgabe während drei Tagen zu hören war, war Extraklasse.
In einem früheren Gespräch haben Sie gesagt, dass mit Ihrer Übernahme und Eröffnung des «Montis» in Frick im Jahre 1992 ein Traum von Ihnen in Erfüllung gegangen ist. Ist es neben der vielen, damit verbundenen Arbeit noch immer ein gelebter Traum?
Ja, umso mehr, da aus Gästen Stammgäste und Freunde wurden.
Nach über 30 «fricks-monti»-Jahren: Habt Ihr auch schon mal ans Aufhören gedacht oder laut über mögliche Nachfolgelösungen nachgedacht?
In voraussichtlich acht Jahren werden wir pensioniert, da denkt man noch nicht akut ans Aufhören. Uns macht unsere spannende Arbeit nach wie vor viel Spass. Aber ja, wir sind logischerweise auf der Suche nach einer Nachfolgelösung. Ein solcher Prozess benötigt ja auch einiges an Zeit.