Wild obendrüber

  10.10.2024 Zeiningen

Ein Wildtierkorridor von nationaler Bedeutung entsteht

Eine Grünbrücke über die Autobahn soll beim Meler Feld die Wanderung von Wildtieren garantieren. Die Bauarbeiten dafür haben begonnen.

Ronny Wittenwiler

Das Vorhaben braucht einen langen Atem. «Damit das Reh über die Autobahn kommt», titelte diese Zeitung bereits im Jahr 2012 und berichtete über das Vorhaben, die Teilgebiete auf Möhliner, Zeininger und Wallbacher Boden für Wildtiere miteinander zu vernetzen – hier also, wo Autobahn, Kantonsstrasse und Bahnlinie die natürlichen Wanderrouten von Wildtierpopulationen durchschneiden und mittels Wildschutzzaun gar voneinander trennen.

Mehrere Massnahmen
Jetzt sind erste Arbeiten für diesen nationalen Wildtierkorridor (AG 1) erfolgt. Giovanni Leardini vom Departement Bau, Verkehr und Umwelt beim Kanton Aargau erklärt: «Begonnen wurde mit dem Kantonsprojekt: Weiher und Kleinstrukturen wie Steinhaufen sowie die Wiesenansaat wurden bereits umgesetzt.» Hinzukommen zusätzliche Heckenpflanzungen. Es sind Arbeiten auf dem kantonalen Perimeter, welche nach deren Vollendung den Wildtieren wie eine Art Leitplanke eine Wanderung ermöglichen; die Rede ist entsprechend von einem sogenannten Öko-Band, die Kosten dafür belaufen sich gemäss Leardini auf zirka eine Million Franken. Wesentlich teurer ist das eigentliche Herzstück sämtlicher Massnahmen: eine Grünbrücke über die Autobahn A3. Hierbei liegt die Verantwortung beim Bundesamt für Strassen, dem Astra, und dieses kündigt in einer Mitteilung nun das Grossprojekt an. «Die Hauptarbeiten im Bereich der Autobahn beginnen Mitte Oktober und dauern rund ein Jahr.» Während dieser Zeit komme es im Baustellenbereich zu Verschwenkungen der Fahrspuren auf der Autobahn. Will heissen: Baustellenverkehr mit jeweils wechselnden Linienführungen. Die Grünbrücke soll als 50 Meter langes, «dreifeldriges Rahmentragwerk» aus Stahlbeton die Autobahn A3 überspannen. Die Kosten belaufen sich auf 12,5 Millionen Franken, wie Astra-Sprecher Gaudenz Oetterli gegenüber der NFZ festhält.

Den Korridor gibt es schon lange – auf Papier
Dass die Umsetzung viel langsamer vorangekommen ist als die Autos, die dort auf der A3 unterwegs sind, macht die Mitteilung des Astra deutlich: Schon im Jahr 2001 definierte das Bundesamt für Umwelt (BAFU) insgesamt 303 Wildtierkorridore von überregionaler Bedeutung, welche die Durchmischung von Wildtierpopulationen ermöglichen und so die Entwicklung der Biodiversität fördern sollen. Dazu gehört(e) auch besagter Wildtierkorridor «AG Nr. 1 Möhlin-Wallbach», der den Aargauer Jura mit dem südlichen Schwarzwald in Deutschland verbindet. «Aufgrund diverser Verkehrswege ist dieser Wildtierkorridor gegenwärtig unterbrochen», teilt das Astra mit. Nun also soll der Weg wieder frei werden – teilweise. Noch verfügt die SBB über keine konkrete Planung einer Grünbrücke über die Bahnlinie. Hingegen sind Massnahmen im Bereich der Kantonsstrasse – dem dritten grossen Hindernis – vorgesehen und auch konkret geplant. «2026/2027 soll der Bau der Wildwarnanlage folgen», erklärt Giovanni Leardini vom Departement Bau, Verkehr und Umwelt beim Kanton Aargau.


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