Wie nachhaltig ist der Aargau?
12.12.2024 AargauSechster Bericht «Nachhaltige Entwicklung im Kanton Aargau»
Die Bilanz des Kantons Aargau fällt aufgrund der Vielzahl an Themen gemischt aus. In einzelnen Bereichen ist Handlungsbedarf angezeigt.
Nachhaltige Entwicklung ist ein wichtiger Handlungsgrundsatz, ...
Sechster Bericht «Nachhaltige Entwicklung im Kanton Aargau»
Die Bilanz des Kantons Aargau fällt aufgrund der Vielzahl an Themen gemischt aus. In einzelnen Bereichen ist Handlungsbedarf angezeigt.
Nachhaltige Entwicklung ist ein wichtiger Handlungsgrundsatz, auch für den Kanton Aargau. Doch in welchen Bereichen ist unser Kanton auf Nachhaltigkeitskurs? Und wo besteht noch Handlungsbedarf? Antworten liefert der sechste Fachbericht «Nachhaltige Entwicklung im Kanton Aargau» mit Fokus auf der Entwicklung der letzten vier Jahre in den Nachhaltigkeitsdimensionen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt.
Wirtschaftsstandort: Noch nicht ausgeschöpftes Potenzial
Die Volkswirtschaft entwickelt sich im Kanton unter dem schweizerischen Durchschnitt. Dennoch sind die Standortqualitäten für Unternehmen, im nationalen Vergleich, überdurchschnittlich attraktiv. Das gilt auch für die Wohnqualität. Die erwerbsfähige Bevölkerung wächst im Kanton Aargau stärker als in anderen Kantonen und viele Arbeitnehmende pendeln in die umliegenden Zentren. Der Pendlerkanton Aargau kann dadurch das Arbeitsmarkt-Potenzial der ansässigen Bevölkerung nicht ausschöpfen, die Verfügbarkeit von Fachkräften bleibt ein Schlüsselfaktor.
Bildung: Türöffner und Treiber für mehr Innovation
Bildung ist die zentrale Ressource für die nachhaltige Entwicklung und deshalb ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Dem Kanton bieten sich gute Voraussetzungen: Aargauerinnen und Aargauer verfügen im Allgemeinen über eine gute Bildung. Aber die vom Bund und den Kantonen festgelegte bildungspolitische Zielquote, welche definiert, wie viele Erwachsene die Sekundarstufe II erfolgreich abschliessen sollten, ist noch nicht erreicht. Forschung und Innovation steigern die Attraktivität des Kantons als Arbeitsstandort. Die Ausgangslage ist diesbezüglich gut: Mehrere Technologie-, Forschungs- und Innovationsinstitutionen bilden ein dynamisches Umfeld mit Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: rund ein Viertel der Beschäftigten arbeitet in einer innovativen Branche.
Soziale Ungleichheiten, Armut und Gesundheit als Herausforderungen
In der Nordwestschweiz (Aargau, Basel-Landschaft und Basel-Stadt) lebt beinahe jede zehnte Person in einem Haushalt mit einem Gesamteinkommen unter der Armutsgrenze. Die Quote blieb über die Berichtsperiode grundsätzlich stabil. Unter anderem könnten steigende Mietpreise die Armutsquote im Kanton Aargau künftig stärker beeinflussen. Von Armut betroffen sind vor allem Ein-Eltern-Haushalte, Personen mit niedrigem Bildungsniveau, alleinlebende Erwachsene und Personen mit Migrationshintergrund. Die für den Kanton Aargau erfasste Sozialhilfequote liegt unter zwei Prozent und damit auf einem tiefen Niveau. Die Lebenserwartung der Schweizer Bevölkerung gehört zu den höchsten weltweit. Zudem darf der Gesundheit der Aargauer Bevölkerung grundsätzlich ein hohes Niveau attestiert werden.
Biodiversität und Wasserqualität unter Druck
Im Kanton Aargau werden Bauzonenf lächen laufend besser ausgenützt. Dies unterstützt die geforderte Siedlungsentwicklung nach Innen. Dennoch macht das überdurchschnittlich hohe Bevölkerungswachstum den Umgang mit der begrenzten natürlichen Ressource Boden weiterhin herausfordernd. Es besteht Nachholbedarf im Aufbau einer hochwertigen Ökologischen Infrastruktur. Positiv zu werten ist die laufende quantitative und qualitative Aufwertung von Feuchtlebensräumen mithilfe des Auenschutzparks und der Renaturierung von Fliessgewässern. Zudem entwickeln sich die bewaldeten Gebiete erfreulich: Die Naturschutzf lächen im Wald nehmen zu, was der Artenvielfalt förderlich ist. Die Wasserqualität im Grund- und Oberflächenwasser konnte in den letzten Jahren kaum verbessert werden. Grund dafür sind Fremdstoffe aus Landwirtschaft, Siedlung, Industrie und Verkehr.
Klimaschutz: Anspruchsvolle Ziele
Das Erreichen des Ziels «Netto-Null-Emissionen bis 2050» bleibt für den Kanton eine grosse Herausforderung. Trotz dem aktuellen Emissionsrückgang sind erhebliche Lücken zum ambitionierten Reduktionspfad absehbar.
Um die anspruchsvollen Klimaschutzziele zu erreichen, braucht es deshalb weitere Anstrengungen, insbesondere für eine Dekarbonisierung des Verkehrs und für den vollständigen Umstieg auf erneuerbare Heizenergie. Der Ausbau der erneuerbaren Energien und die dezentrale Produktionsstruktur bleiben für das Stromnetz eine grosse Herausforderung. (nfz)

