«Vorhersagen sind sehr schwierig»
16.07.2023 WirtschaftEin Vierteljahrhundert Remax Oberes Fricktal ist auch Gelegenheit, mit den beiden Geschäftsführern Lukas Rüetschi und Donald Rebmann zurückzublicken, die Gegenwart kurz zu beleuchten und auch den Blick in die Zukunft zu wagen.
Susanne Hörth
NFZ. Mit der Geschäftseröffnung vor nun etwas mehr als 25 Jahren waren sicher auch persönliche Wünsche verknüpft. Wie viele davon haben sich erfüllt?
Lukas Rüetschi: Das Geschäft geht auf eine schon länger geplante Frühpensionierung meines Vaters zurück. Er wollte sich als Berater rund um Geldfragen positionieren und hatte von seiner früheren Tätigkeit her noch zwei, drei Immobilienvermittlungsmandate.
Recht schnell ging es in beiden Bereichen Vermögensverwaltung und Immobilienvermittlung vorwärts. Aus dem steigenden Kundenbedürfnis heraus durfte ich auch personell rasch ausbauen. Es war aber nie die Absicht gross zu wachsen.
Gab es besondere Hürden, die Ihr überwinden musstet?
Rüetschi: In der Vermögensverwaltung sicher die stark zunehmende Regulierung. Da habe ich manchmal das Gefühl, der gesunde Menschenverstand und die Verhältnismässigkeit ist verloren gegangen. Im Immobilienbereich hatten wir sehr unterschiedliche Marktsituationen. Wir haben in einem sehr schwierigen Markt begonnen, hatten aber wenig Konkurrenz. Heute gibt es Immobilienvermittler fast wie Sand am Meer, dafür ist Marktliquidität einiges besser.
Gerade angesichts der grossen Konkurrenz: Wie wichtig ist für Euch als Immobilienvermittler die Nähe zur Region?
Donald Rebmann: Extrem wichtig. Nur wer den Markt wirklich kennt, kann den Kunden optimal beraten. Dann haben wir natürlich Synergien, da wir auf einem eher kleinen Gebiet laufend Angebote haben. Zudem verkürzt es die Anfahrtswege, was viel Zeit für wichtigere Arbeiten lässt und auch ökologischer ist.
Erfahrung, Fachkompetenz, Vertrauen, Kundennähe: Schlagwörter oder gelebter Arbeitsalltag?
Rebmann: Es braucht einen guten Mix von allem. Priorität 1, 2 und 3 muss immer der Kunde haben.
Wie sah die personelle Situation beim Start aus, wie heute?
Rüetschi: Mein Vater hat alleine mit 60 Jahren in einem Teilzeitpensum begonnen. Dann bin ich dazu gestossen, kurz darauf Peter Meier und Donald Rebmann und Christoph Zehnder. Heute sind wir rund 25 Personen, davon 22 in der Immobilienvermittlung und drei in der Vermögensverwaltung. In der Immobilienvermittlung betreiben wir RE/MAX Büros in Möhlin, Stein, Frick und Brugg. Rüetschi Zehnder AG ist mit der Vermögensverwaltung in Frick. Wir haben seit dem Start eine Bürogemeinschaft.
Wenn ihr zurückblickt, was hat sich in all den Jahren am meisten verändert?
Rebmann: Im Immobilienbereich ist der Markt viel, viel professioneller geworden. Die Art und Qualität ein Objekt auf den Markt zu bringen, hat sich massiv entwickelt.
Rüetschi: In der Vermögensverwaltung haben sich vor allem die gesetzlichen Anforderungen massivst verändert. Neben sehr viel zusätzlichem Aufwand haben sich die Kosten für Revision, Kontrolle und Weiterbildung überproportional entwickelt.
Seit längerer Zeit boomt der Immobilienmarkt. Es wird geplant und gebaut. Besteht die Gefahr von einem Überangebot an Häusern und Wohnungen bei uns in der Region?
Rebmann: Das meinen wir eigentlich schon lange. Solange die Bevölkerung aber klar wächst, sollte es nicht zu einem grossen Einbruch kommen. Der Markt scheint sich aber seit einigen Monaten aufgrund der Zinssituation klar zu beruhigen und zu verlangsamen.
Immer wieder ist zu hören, dass es zu wenig günstigen Wohnraum gibt. Stimmt diese Aussage und werdet ihr auch damit konfrontiert? Wenn ja, was könnt ihr dem entgegenhalten?
Rebmann: Das ist definitiv so. Aber wir stehen uns oft selbst im Wege. Die Anforderungen an Dämmung und Energieverbrauch usw. werden immer höher, was den Bau sicher nicht verbilligt. Die Landpreise sind explodiert, verdichtetes Bauen wird oft mit Einsprachen bekämpft. Wir sind teilweise in einem Teufelskreis von Anforderungen, welche gesamthaft schwierig sind. Es gibt sicher auch schwarze Schafe unter den Vermietern und den Investoren. Das ist aber absolut die Ausnahme und bei weitem nicht das Hauptproblem. Weitere Eingriffe des Staates sind kontraproduktiv, da dann kaum mehr jemand investiert, was längerfristig das Problem nur verschärft.
Die Zinsen sind gestiegen. Ist Eurer Meinung nach die Spitze schon erreicht oder geht der Anstieg weiter?
Rüetschi: Vorhersagen sind extrem schwierig. Eine gewisse Inf lation könnte uns noch länger begleiten. Wir könnten uns aber vorstellen, dass es sich vorerst auf dem Niveau 2,5 bis 3 Prozent einpendeln wird.
Was bedeutet die Zinsentwicklung für das Immobiliengeschäft?
Rebmann: Die Nachfrage ist im Schnitt kleiner geworden. Sie ist also klar hemmend, was aber nach den starken Anstiegen nicht nur schlecht ist.
Im Hier und Jetzt: Wie stolz seid Ihr auf das Erreichte und mit welchen Vorsätzen geht ihr in die Zukunft?
Rüetschi: Für allzu fest stolz sein, hatten wir bis jetzt gar keine Zeit. Die letzten Jahre sind extrem schnell und mit viel Arbeit vorbeigegangen. Weiterhin die Qualität sehr hochhalten, mit der Zeit zu gehen, ohne jeden Modehype mitzumachen und junge Mitarbeiter zu finden und zu fördern, das sind unser Herausforderungen für die Zukunft.