Von der Webseite direkt in die Natur

  13.07.2024 Eiken, Natur

Durch das heutige Eiken spazieren und gleichzeitig das Dorf in der Vergangenheit erleben – das ist seit diesem Frühling möglich. Peter Dinkel ist einer der Initianten der Eiker Rundwege.

Karin Pfister

Vom Aussichtsbänkli auf dem Chinz aus sieht man übers ganze Dorf und auch auf den Eiker Seckenberg. Dort spielt die Sage vom schweren Kind, die man seit April mitten in der Natur hören kann. Auch der Geschichte von den Verwandten der Eiker Erdmännli können die Besucherinnen und Besucher vor Ort lauschen. Peter Dinkel und die Dorfchronik-Kommission sind die Initianten der neuen Eiker Rundwanderwege. Per Handy haben die Gäste vom Chinz aus ausserdem Zugriff auf ein Bild aus dem Jahre 1940, welches Eiken aus dieser Perspektive zeigt und die mit der heutigen verglichen werden kann.

Ein Folgeprojekt der Dorfchronik
2019 erschien die Dorfchronik «Tempi passati». «Wir haben damals sehr viel Material gesammelt, welches im Buch gar nicht alles Platz hatte», so Peter Dinkel. Er erstellte darum eine Homepage, auf der zusätzliche Informationen wie alte Bilder und Geschichten von Personen aus der Vergangenheit zugänglich gemacht werden. Daraus entstand nun das Folgeprojekt Eiker Rundwege. An verschiedenen Orten in und um Eiken wurden zwölf in Metall gefräste QR-Codes angebracht. Mit dem Smartphone kann man durch einfaches Scannen auf Fotos, Sagen und Kurztexte zugreifen und die Vergangenheit direkt vor Ort mit der Gegenwart vergleichen. Aufgestellt wurden die Posten im Frühling.

Interessiert am Leben von früher
Auch wenn die Ortsbürgerkommission das Projekt finanziell unterstützt, so stecke doch auch sehr viele ehrenamtliche Arbeit dahinter. In die Homepage zum Beispiel hat Peter Dinkel bereits unzählige Regensonntage investiert. Er ist in Eiken geboren und aufgewachsen und wohnt bis heute in seinem Elternhaus mitten im Dorf. Nahe verwandt sei er mit den wenigsten Eiker Dinkel, ergänzt er auf Nachfrage. «Es hat mich schon immer interessiert und fasziniert, wie die Menschen in der Region früher gelebt haben.» Während der Arbeit an der Chronik konnte die Kommission zusammen mit dem Historiker Linus Hüsser im Staats- und Gemeindearchiv sowie im Kirchenregister recherchieren, was sehr interessant gewesen sei. Etliches Material stammt aus dem Nachlass von Dr. Joseph Dinkel. Dieser hatte in den achtziger Jahren zwei Werke über das Dorf veröffentlicht. «Auch von der Dorfbevölkerung erhielten wir zahlreiche Bilder und Informationen von früher. Viele der damals gesammelten Informationen werden nun nach und nach auf der Homepage der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.»

Ein Familienprojekt
Die Rundwanderwege sind auch ein Familienprojekt. Sei es beim Korrekturlesen, beim Aufzeichnen der Routen, Fotos bearbeiten oder beim Sprechen der Sagen: «Jedes Familienmitglied hatte seine Rolle.» Geschichte werde viel lebendiger, wenn man sie gleich eins zu eins erlebe, fasst Peter Dinkel seine Motivation zusammen. Wie man eine Webseite erstellt und unterhält, hat er sich selber beigebracht. Unterstützt wird er von Daniel Saridis, der ebenfalls der Dorfchronik-Kommission angehört.

Es gibt zwei Routen; eine ein Kilometer lange, welche von der Sonnenkreuzung zur Bergstrasse führt und eine grössere Runde ums Dorf, welche circa 10 Kilometer lang ist. «Es gibt weder einen Start noch einen Endpunkt. Wer will, kann auch nur einzelne Stationen anspazieren», erklärt Peter Dinkel. Sein persönlicher Lieblingsposten befindet sich bei der Grotte. «Von dort aus sieht man gut in das Niederfeld, diese Region hat sich in den vergangenen Jahrzehnten enorm entwickelt.» Aufgeschaltet sind dort unter anderem Bilder vom Autobahnbau zu Beginn der 1970er Jahre und von den heutigen Wohnquartieren, in denen damals nur wenige Häuser standen. «Wir schauen jetzt einfach mal, wie gut die Wege ankommen. Es ist sicher möglich, zu einem späteren Zeitpunkt noch weiter auszubauen. Ich habe bereits einige Ideen, was man noch realisieren könnte.» Weitere ehrenamtliche Helfende wären willkommen: «Falls sich jemand angesprochen fühlt, und auch gerne an der Webseite und den damit verbundenen Projekten mitarbeiten möchte, ist er natürlich herzlich willkommen», sagt Peter Dinkel.

Die Karten der Eiker Rundwege sind unter www.eiken-dorfchronik.ch unter Downloads abrufbar


Sage der Erdmännlein auf dem Chinz

In den zusammengebrochenen Höhlen und Gängen auf dem Chinz hausten in alten Zeiten Erdmännlein. Sie waren gütige Helfer der Menschen und halfen ihnen beim Pflügen, mähten das Gras, halfen beim Bau der Häuser und schleppten ihnen das Brennholz in die Wohnungen; ja, sie brachten ihnen aus der Bergtiefe Eisen und schmiedeten daraus Geräte und Waffen. Doch die Habgier und der Unverstand bewogen die Leute, in die Höhlen der Männlein einzudringen und zu rauben. Da verschwanden die kleinen Gesellen aus der Gegend und wurden nie mehr gesehen.

Noch um die Mitte des letzten Jahrhunderts erzählten alte Leute: Von den Klüften des Chinzes aus führte ein Gang unter dem Hardwalde und unter dem Rhein hindurch hinüber nach dem badischen Wallbach. Dort, in der «Halde», einer steilen Anhöhe über dem Dorf, lag drinnen im Berge die Erdmännlistube, wo die Verwandten der Zwerge auf dem Chinz hausten. Der Chinzhaldenjoggeli aber, der auch jenseits des Rheines sein Unwesen trieb, hat die Männlein durch seine Untaten und sein wüstes Geschrei für immer vertrieben.

Quelle: eiken-dorfchronik.ch


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