«Unser Vorteil? – Wir sind unberechenbar»

  27.06.2024 Persönlich, Frick, Hornussen

Gabriel Herzog wird es dem FC Aarau nicht leicht machen

«Wir werden den Profis die Stirn bieten», sagt der Mann, der morgen Freitag in Frick das Tor der AFV-Zweitliga-Auswahl im Allstar-Game gegen den FC Aarau hütet. «Eine Ehre», sagt Gabriel Herzog, der trotz 1. Liga-Erfahrung nicht vom FC Frick weg will.

Simone Rufli

«Ich freue mich aufs Duell», sagt Gabriel Herzog. «Es ist ein Privileg gegen den FC Aarau spielen zu dürfen», sagt der FCA-Fan. «Und es ist umso schöner, wenn das Spiel in Frick stattfindet», sagt der 29-Jährige, der vor 22 Jahren sein Herz an den FC Frick verloren hat und diesem seither treu ist. «Ich habe beim FC Frick tolle Freundschaften und Kollegen fürs Leben gefunden.» Grund genug zu bleiben.

Dabei gäbe es für einen mit seinen fussballerischen Qualitäten durchaus Alternativen. So wie nach dem Allstar-Game im letzten Jahr, als der 1. Ligist FC Schötz auf Gabriel Herzog aufmerksam wurde. Die Luzerner holten ihn zu sich. Die Vorrunde bestritt er mit ihnen – dann kehrte er zurück nach Frick. «Der lange Anfahrtsweg», von Buchs, wo er wohnt, «die intensiven Trainings neben seinem Beruf als Lehrer; ich musste mich entscheiden und mir eingestehen, dass es nicht möglich ist», sagt Gabriel Herzog. Auf die Rückrunde hin kam er zurück zum FC Frick. Zum Verein, dessen Trikot er seit 22 Jahren trägt, und das gern, wie er betont. Er sagt aber auch: Die Meisterschaftsspiele mit dem FC Schötz, die Erfahrungen, gesammelt in der 1. Liga – drei Ligen höher als der FC Frick derzeit zu spielen pflegt – «das hat mich als Goalie weitergebracht und auch in Bezug auf das Goalie-Training, welches ich beim FC Frick leite». Dass er nun wieder in der 3. Liga im Tor steht – für Gabriel Herzog ist das kein Problem. Er trägt die Philosophie des Vereins mit, die lautet: keine Zukäufe, sondern den eigenen Nachwuchs fördern und daraus das Beste machen. «Unter dem neuen Präsidenten Marco Boss wird die Jugendarbeit weiter intensiviert, mit dem Ziel, den FC Frick längerfristig in der 2. Liga zu etablieren.»

Den Ball lieber am Fuss als in der Hand
Gabriel Herzog – aufgewachsen in Hornussen, heute wohnhaft in Buchs, Lehrer an der Oberstufe (7. bis 9. Klasse) in Laufenburg – war sieben Jahre jung, als er beim FC Frick angefangen hat. Einmal nur ist er kurz Richtung Handball abgebogen; nicht ganz zufällig – Vater Anton Herzog spielte zwischen 1979 und 1990 beim TV Möhlin, war dabei, als der TVM 1987 und 1989 in die Nati A aufstieg. «Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich kein Hand-, sondern ein Fussballer bin», meint er und schmunzelt.

Bald schon in seiner Karriere sei auch klar gewesen, wo sein Platz auf dem Spielfeld sei. «Ich war schon früh besser im Tore verhindern als im Tore schiessen.» Seit elf Jahren ist er die Nummer 1 im Tor des 1a, seit 2015 Torwarttrainer für die C-, B- und A-Junioren.

Im Rahmen seines Sport- und Spanisch-Studiums an der Universität Basel verbrachte er im Jahr 2022 vier Monate in Málaga, im Süden von Spanien, absolvierte beim FC Málaga ein Praktikum als Torwarttrainer, trainierte selbst als Torhüter mit und wurde als Assistenztrainer der U10 eingesetzt. «Ich konnte mich in der Zeit sowohl als Trainer als auch als Goalie weiterentwickeln und hatte erst noch die Gelegenheit, mein Spanisch im Alltag zu verbessern.» Er schmunzelt. «Die Junioren nahmen keine Rücksicht darauf, dass ich kein Spanier bin.» Unterrichtet er Spanisch? «Ich unterrichte stufenübergreifend Sport, das Fach Natur und Technik und bin Lerncoach sowie Klassenlehrer einer zweiten Bezirksschulklasse. Spanisch wird an der Oberstufe in Laufenburg nicht angeboten, aber ich pflege regelmässig Kontakt mit Leuten, die ich im Austausch in Málaga kennengelernt habe.»

Zum dritten Mal im Allstar-Aufgebot
Es ist das dritte Mal, dass Gabriel Herzog das Tor der Zweitligisten-Allstar-Mannschaft des Aargauer Fussballverbands (AFV) im Spiel gegen den FC Aarau hüten darf. Im Sommer 2023 stand er in Kölliken zwischen den Pfosten, zuvor im Jahr 2016 schon einmal in Seengen. Drei Trainings müssen der Zweitliga-Auswahl genügen, um sich als Mannschaft zu finden. Am Montag, Dienstag und heute Donnerstag. Immer auf dem Fricker Hauptplatz. «Unser Vorteil?» Gabriel Herzog lächelt verschmitzt. «Wir sind für den FC Aarau unberechenbar.» Und der FC Aarau? «Sie haben einen Trainerwechsel und diverse Spielerwechsel hinter sich, wir werden sehen.»

Morgen Abend das Spiel vor heimischer Kulisse. «Darauf freue ich mich sehr.» Und wer wird Fussball-Europameister? Die Antwort kommt schnell: «Spanien oder die Schweiz wäre gut – diese beiden Trikots habe ich daheim und mit beiden Nationen fühle ich mich verbunden.»


AFV-Allstar-Game

Das Allstar-Game, initiiert vom Aargauer Fussballverband (AFV), findet in diesem Sommer zum fünften Mal statt; jedes Jahr an einem anderen Ort im Kanton Aargau. 2020 war es schon einmal geplant in Frick, konnte damals wegen Corona aber nicht stattfinden. Es spielt jeweils eine Auswahl der besten 2. Liga-Amateure des Kantons gegen die Profis des FC Aarau. Die Ausnahme aufgrund seiner spielerischen Qualität: Gabriel Herzog vom 3. Ligisten FC Frick. Mit den Spielen soll die Verbindung zwischen dem Spitzenfussball und dem Breitenfussball im Kanton Aargau unterstrichen werden.

AFV-Allstars–FC Aarau, Freitag, 28. Juni, 19 Uhr, Sportanlage Ebnet Frick, Eintritt frei.


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