Ungewisse Zukunft für Dorfladen

  14.07.2024 Gansingen

Am kommenden 10. August kann Susanne Senn ihr 25-Jahre-Jubiläum auf dem Gansinger Denner feiern. Sie ist bereits im Pensionsalter. Bis spätestens am 31. Juli 2025 wird sie den Dorfladen noch betreiben. Dann ist für sie definitiv Schluss.

Bernadette Zaniolo

Jeweils zum Ende der Sommerferien lädt die Betreiberin des Gansinger Dorfladens, Susanne Senn, zum Grillplausch und Sommerfest ein. Diesmal schon fast etwas wehmütig. Einerseits blickt die heute 66-Jährige auf 25 Jahre erfolgreiche Tätigkeit im Denner zurück – davon die ersten zehn Jahre auf der gegenüberliegenden Strassenseite – und andererseits ist für sie schon jetzt klar: «Ich höre am 31. Juli 2025 definitiv auf.» Dann läuft der Mietvertrag mit dem Besitzer der Immobilie aus. Senn hat den Denner bis anhin als selbständige Detaillistin geführt. Das heisst, sie konnte einen Teil des Denner-Sortimentes zu Dennerpreisen anbieten, es ermöglichte ihr aber auch weitere – unter anderem regionale – Produkte zu führen.

Miet- und andere Kosten
Mit der gebürtigen Italienerin Rossella Tamiri wäre zwar eine Nachfolgelösung in Sicht. Doch diese ist längst nicht in Stein gemeisselt. Denn einerseits steht eine massive Mietzinserhöhung, die so nicht tragbar wäre, im Raum und andererseits stehen in den nächsten Jahren grössere Investitionen in die Ladeneinrichtung an, die zu Lasten der künftigen Dorfladenbetreiber gehen. Dabei steht eine neue Milch-, Fleisch- und Tiefkühlvitrine und in naher Zukunft eine neue Kühlanlage im Fokus. «Das kostet eine stattliche Summe», sind sich Senn und Tamiri einig. Die gelernte Maschinen-Ingenieurin Rossella Tamiri wohnt und arbeitet seit 2009 in der Schweiz und lebt seit 2012 zusammen mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Gansingen. Sie schätzt den sozialen Kontakt und hat 2023 bei Denner eine Ausbildung zur stellvertretenden Filialleiterin absolviert. «Sie hat die Ausbildung sehr erfolgreich abgeschlossen», sagt Susanne Senn mit einem Schmunzeln gegenüber der NFZ.

Zeitgemäss versus Personalkosten
«Dieser Laden muss weiter bestehen», betont Rossella Tamiri. Doch zurzeit steht noch vieles in den Sternen. Denn nebst den Mietkosten und den Investitionen in die Kühlanlage soll der Dorfladen auch gemäss den Denner-Richtlinien modernisiert werden. Das bedeutet mehr Frische-Produkte, neues Layout, erweiterte Öffnungszeiten. Letzteres wird sich unweigerlich auf die Personalkosten auswirken.

Der Dorfladen ist wichtig
«Ein 14-Stunden-Tag, wie der von Susanne, ist für mich zuviel», sagt Rossella Tamiri und gibt zugleich zu verstehen, dass ihre beiden Kinder im Alter von 8 und 13 Jahren ihre «Dienste» auch noch benötigen. «2,2 Vollzeitstellen ohne Paul und mich», hält Susanne Senn auf die entsprechende Frage fest. Mit Paul meint sie ihren Lebenspartner, der nebst seinem Vollzeit-Job als Leiter Landwirtschaft viel im Hintergrund mitwirkt. «Der Dorfladen ist wichtig», betont Rossella Tamiri ein weiteres Mal und dies nicht nur für das Dorf selber, sondern auch für das ganze Tal. In den sechs Ortschaften im Mettauertal hat es nur noch in deren zwei (Gansingen und Wil) Einkaufs möglichkeiten für den täglichen Bedarf. Deshalb ist Rossella Tamiri bereits über den Gemeindeammann an den Gemeinderat gelangt und sie ist auch aktiv mit dem Vermieter in Kontakt. «Ich bin zuversichtlich, dass es zu einer guten Lösung kommt», sagte Tamiri gestern Morgen zur NFZ.

10. August, 8 bis 15 Uhr: Grillplausch und 25 Jahre Susanne Senn auf dem Denner in Gansingen.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote