Tierlignadenhof hat sich vergrössert

  05.09.2024 Kaisten

Die Kaister Stiftung konnte einen weiteren Hof kaufen

Schon lange platzt der Tierlignadenhof in Kaisten mit den aktuell rund 200 Tieren aus allen Nähten. Eine Lösung gab es in greifbarer Nähe, doch die finanziellen Mittel dazu fehlten. Dank eines unerwarteten Legates konnte die Stiftung das gegenüberliegende Wohngebäude mit Stallungen und Weideland schliesslich doch erwerben.

Susanne Hörth

Irgendetwas ist anders. Dann die Erkenntnis: Das normalerweise auf das Klingeln am Hoftor folgende Hundegebell mit Herannahen vieler Hunde fehlt. Auf dem Platz vor dem Kaister Tierlignadenhof steht lediglich ein grosser Container, der vermuten lässt, dass hier Bauarbeiten im Gange sind oder anstehen. «Wir beginnen Mitte September mit dem Abbruch und Ersatzbau des einsturzgefährdeten Anbaus», erzählen im späteren Gespräch Stefanie und Janina Sutter. Das Gespräch mit den Zwillingsschwestern und Betreiberinnen des Tierlignadenhofes findet nicht in diesem, sondern im grossen Gebäude auf der gegenüberliegenden Strassenseite statt. Das 2019 sanierte Wohnhaus mit angebauten Stallungen gehört seit kurzem der Stiftung Tierlignadenhof. Es ersetzt den bestehenden Hofbetrieb auf der anderen Strassenseite nicht, sondern ergänzt diesen.

«Am Samstag haben wir mit dem Zügeln begonnen», sagt Janina Sutter. Sie und ihre Schwester unterbrechen das Gespräch immer wieder kurz, um nach den 16 grossen und kleinen Hunden zu schauen, die vergnügt auf der grossen Terrasse und im Garten herumtollen. «Die Hunde werden künftig in diesem Haus leben. Ebenso die Pferde», so die Schwestern. Gerade für die älteren, teilweise kranken Pferde, viele von ihnen weisen grossen Verschleiss im Bewegungsapparat auf, bieten sich die extra von den Vorbesitzern gebauten zwei Pferdeställe sowie die dahinterliegende, flache Wiese bestens an. Im Untergeschoss, von welchem man ebenfalls direkt nach draussen zu Wiese oder Stallungen gehen kann, sind die Terrarien für die kleinen Nager, beispielsweise Hamster, untergebracht.

Umgezogen von der anderen Strassenseite ist auch Stefanie Sutter mit ihrem Partner und dem gemeinsamen Söhnchen. Gleichgeblieben ist, dass im grossen Zimmer der Menschen auch die vielen Hunde ihre Schlafplätze haben.

Wie kam es zu dem neuen Hof?
«Schon lange machen wir uns intensiv Gedanken, wie wir all unseren und auch künftigen Tieren mehr Platz schaffen können», sagt Janina. Die Schwestern berichten von den täglich zahlreichen Anfragen. «Lehnen wir ab, droht vielen Tieren das Einschläfern oder der Gang zum Metzger.» Den Tierlignadenhof verkaufen und an einem anderen Ort etwas Grösseres erwerben, kam für die Zwillinge nicht in Frage. «Wir sind eng mit Kaisten verbunden. Hier hat Moni Spoerle den Tierlignadenhof gegründet, hier ist unsere Geschichte, unsere Heimat.» Der geplante Anbauersatz sei keine Vergrösserung, sondern eine Optimierung des Bestehenden und vor allem eine Notwendigkeit aufgrund der Einsturzgefahr des alten Hausteils. Nach Fertigstellung werden hier insbesondere für die Katzen Räume geschaffen. Für Büsis, die krank sind oder einige Zeit in Quarantäne müssen. Ein Rückzugsort auch für ältere Kater und Kätzinnen.


Keine Spenden für den Kauf

Eine weitere Option in ihren Überlegungen sei gewesen, etwas in unmittelbarer Nähe zu erwerben. Dazu, so die Hofbetreiberinnen, fehlte aber das Geld. Mit den ehemaligen Eigentümern des gegenüberliegenden Gebäudes waren sie schon länger im freundschaftlichen Austausch. Als sich diese entschieden, mit ihren Pferden das Kaister Haus Richtung Emmental zu verlassen, boten sie der Stiftung die Liegenschaft zum Kauf an. «Dazu fehlten uns die finanziellen Mittel. Als Stiftung muss man ein höheres Eigenkapital aufbringen, als wenn man privat etwas kauft», führt Stefanie Sutter an. Ihre Schwester Janina ergänzt: «Die Besitzer teilten uns damals mit, es eile ihnen mit dem Verkauf nicht. Sie würden noch etwas zuwarten.» Und dann kam die Mitteilung, dass der Stiftung ein sehr grosszügiges Legat vermacht worden ist. «Damit konnten wir der Bank die benötigten Eigenmittel vorweisen und unsere Hypothek aufstocken.»

Stefanie Sutter und Janina Sutter betonen an dieser Stelle, wie schon zuvor mehrmals, dass sie keine Spenden für den Kauf verwenden würden. Denn diese braucht der Tierlignadenhof nach wie vor für die Tiere (Futter, Arztkosten usw.) und die Löhne der Angestellten. Zu letzterem freut sich Stefanie Sutter mitteilen zu können, dass sie schon bald auch eine Ausbildungsstelle für eine Heimtierpflegerin/-pfleger anbieten werden.

Sie hätten vor dem Kauf des neuen Hauses «1000 Mal hin und her überlegt. Wir sind uns des Risikos bewusst.» In der Vergangenheit mussten die beiden Tierlignadenhof-Betreiberinnen schon viele Entscheide fällen, die auch mit Risiken verbunden waren. Sie haben diese Entscheide nie bereut. Denn sie geschahen und geschehen immer im Bewusstsein, nicht mehr gewollten, kranken und alten Tieren einen Lebensplatz zu geben, ihnen allen auch eine gute Pflege angedeihen zu lassen und ihnen Liebe zu geben. (sh)


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