Subtiler Blick auf Barrierefreiheit

  29.05.2024 Stein

Das Behindertengleichstellungsgesetz gilt seit 20 Jahren in der Schweiz. Seit zehn Jahren besteht die UNO-Behindertenrechtskonvention. Im Rahmen dieser Jubiläen stehen die Nationale Aktionstage Behindertenrechte, an denen sich auch die Stiftung MBF in Stein beteiligte. Ein Spaziergang für Barrierefreiheit war in Stein ein Höhepunkt dieser Aktionstage.

Charlotte Fröse

Barrierefreiheit betrifft im Alltag nicht nur Minderheiten, sondern eine grosse Gruppe der Gesellschaft mit teils unterschiedlichen, aber auch ähnlichen Bedürfnissen. Wie sind in Stein Wege rollstuhlgängig, kinderwagentauglich und zugänglich für Menschen mit einer Beeinträchtigung oder mit Gehhilfen? Diesen Fragen gingen am letzten Freitag zusammen mit Anita Knoop, Teamleiterin bei der Stiftung MBF und zuständig für die Aktion, Bewohnende und Mitarbeitende der Stiftung MBF zusammen mit weiteren Interessierten und Betroffenen bei einem rund einstündigen Spaziergang durch Stein nach und erkundeten dabei die Gemeinde auf ihre Barrierefreiheit. Ziel der Aktion war es, auf Herausforderungen für Menschen mit Handicap im öffentlichen Bereich aufmerksam zu machen. Aber auch positive Aspekte wurden wahr- und aufgenommen.

Bordsteinkanten und andere Hürden
Es waren vor allem eher die kleineren Dinge, die den Menschen mit Beeinträchtigungen mitunter das Leben im öffentlichen Bereich schwer machen. Für Jana Steiner, sie ist Bewohnerin einer WG innerhalb der MBF und dank ihres elektrisch betriebenen Rollstuhls gerne und oft alleine unterwegs, sind es vor allem Unebenheiten in den Strassen, oder hohe Bordsteine, die sie immer wieder zu Umwegen zwingen, damit sie nicht in eine prekäre Situation gerät, die sie dann eventuell nicht selber bewältigen kann, wie sie berichtet. «Es sind schon einige Bordsteine abgeschrägt, aber es könnten durchaus noch mehr sein», betonte dazu Anita Knoop.

Für ältere Mitbürger oder Menschen, denen das Gehen Mühe macht, wären einige Ruhebänke von Vorteil. Dies wurde beim Spaziergang auf dem Velo- und Fussgängerweg entlang der Münchwilerstrasse deutlich, wo nur eine neue Bank zum Ausruhen einlud, die von den Spaziergängern auf der Tour gerne spontan angenommen wurde. Genügend Bänke zum Ausruhen gibt es auf dem Platz beim Saalbau, der von den Teilnehmern der Tour zu einer gemütlichen Rast genutzt wurde. An Postautohaltestellen wäre eine Bank auch nicht fehl am Platz, wie bemerkt wurde. Auch dass es dort keine Unterstände bei Regenwetter gibt, wurde bedauert.

«Die aus der Aktion entstandene Ideensammlung wird der Gemeinde zu einem späteren Zeitpunkt in einer Dokumentation zur Inspiration weitergegeben», berichtete Anita Knoop. Der Bericht soll dazu anregen, bei Baumassnahmen in der Gemeinde frühzeitig einen subtilen Blick darauf zu werfen, um mit teils geringen Massnahmen zu Verbesserungen der Barrierefreiheit beizutragen. In einem weiteren Schritt wird Anita Knoop noch andere Stellen in Stein, wie beispielsweise den Bahnhof, aufsuchen, um auf Schwachstellen in der Barrierefreiheit zu dokumentieren.


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