Spuren aus dem Spätmittelalter

  05.07.2024 Frick

1992 wurden in der Hauptstrasse in Frick neue Leitungen verlegt. In den Baugruben kamen römische und spätmittelalterliche Funde zum Vorschein. Mit Brandschutt gefüllte Keller lassen auf den Schwabenkrieg 1499 deuten.

Susanne Hörth

Im April dieses Jahres haben in Frick die Bauarbeiten für das Leitungsnetz des Wärmeverbunds begonnen. Vom Herzstück, der Wärmezentrale auf dem Areal der Stahlton Bauteile AG, werden bis voraussichtlich Ende 2025 auf einer Strecke von 3,7 Kilometer Leitungen verlegt. Die Bauherrin IWB hat den Leitungsbau in mehrere Etappen unterteilt. Die siebte Etappe befindet sich zur-zeit auf der Hauptstrasse (die NFZ berichtete).

Wer weiss, vielleicht werden bei diesen Arbeiten Entdeckungen wie vor 32 Jahren gemacht. Auch damals wurden neue Leitungen verlegt, die Hauptstrasse präsentierte sich durch die dafür notwendigen Gräben als eine einzig grosse Baustelle. Dass die Arbeiten 1992 von der Kantonsarchäologie begleitet wurden, hatte seinen guten Grund. «Neben Funden aus römischer Zeit wurde beim Anschluss der Hauptstrasse 92 spätmittelalterliches Material entdeckt. Im engen Graben konnte man eine Kellergrube, gefüllt mit Brandschutt beobachten», hält hierzu die Fricktal-Badische Vereinigung für Heimatkunde (FBVH) in ihrer aktuellen Publikation fest. Der schmale Graben beim Anschluss Hauptstrasse 92 konnte nicht vollständig ausgegraben werden. Ein Teil der spätmittelalterlichen Funde liegt somit noch immer unter der heutigen Strasse.

Ihre Jahresschrift widmet die FBVH vollumfänglich dem Schwabenkrieg 1499. Der neun Monate dauernde Krieg sorgte auch im Fricktal für Leid und Verwüstung. Ganze Dörfer wurden damals niedergebrannt. Heute zeugen archäologische Entdeckungen von diesen unruhigen Zeiten.

Um noch mehr darüber zu erfahren, haben sich die FBVH und die Kantonsarchäologie gemeinsam mit diesen archäologischen Hinterlassenschaften beschäftigt, die möglicherweise in Zusammenhang mit dem Schwabenkrieg stehen.

Brandschichten entdeckt
In den Jahren 1995 und 1996 konnten beim Abriss von insgesamt drei Gebäuden entlang der Fricker Hauptstrasse weitere Entdeckungen gemacht werden, die auf einen Zusammenhang mit dem Schwabenkrieg hindeuten liessen. Beim ersten Gebäude handelte es sich um ein Kleinbauernhaus. Die freiwilligen Bodenforscher fanden unter den Schichten des Dorfbrandes von 1734 eine noch ältere Brandschicht aus dem Spätmittelalter. Darin entdeckten sie unter anderem viel Ofenkeramik. Ein Jahr später wurden auf der anderen Seite der Hauptstrasse zwei weitere Gebäude abgerissen. In den darunterliegenden Schichten kamen zwei Keller zum Vorschein, die ebenfalls mit spätmittelalterlichem Schutt verfüllt waren, heisst es dazu in der Jahresschrift der FBVH. Rund 2700 Funde  - Ofenkacheln, Gefässe, Ziegel und Tierknochen – konnten aus einem der Keller geborgen werden. Wie in der Schrift «1499 – Unruhige Zeiten im Fricktal» nachzulesen ist, zeigt die grosse Menge an Kacheln, dass im Haus einmal ein Kachelofen stand, der für Wärme und Wohnkomfort sorgte. Wärme in die Häuser bringen soll ja nun aktuell auch der in der Entstehung begriffene Wärmeverbund.

Beim zweiten Keller, der nur teilweise mit Brandschutt verfüllt war, konnten weniger archäologische Funde als beim ersten Keller entdeckt werden.

Im laufenden Schwabenkrieg-Erinnerungsjahr findet zudem eine Wanderausstellung mit Originalfunden in 21 Fricktaler Gemeinden statt. Jene in Frick ist vom 26. August bis 1. September im Gemeindehaus.


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