Spitäler mit Finanzierungsproblemen

  08.08.2024 Wirtschaft

Immer mehr Schweizer Spitäler geraten in eine finanzielle Schieflage und ersuchen die Kantone um Unterstützung. Eine aktuelle Studie zeigt die Dimension und was die Finanzierungsprobleme von Spitälern verursacht. Nach einer rapiden Verschlechterung werfen einige Kantone erste Rettungsringe aus. Auch der Kanton Aargau musste dem Kantonsspital Aarau kürzlich mit 240 Millionen Franken unter die Arme greifen. Wie eine Studie der Beratungsfirma PWC zeigt, dürften die geplanten Rettungsmassnahmen die Schweizer Steuerzahlenden jährlich über 1 Milliarde Franken kosten. Die Probleme sind struktureller Natur. Personalmangel, Ambulantisierung und Investitionen für die digitale Transformation oder die Erneuerung der Infrastruktur belasten die Spitäler finanziell. Hinzu kommen ungünstige Marktbedingungen wie Inflation, steigende Energiekosten und Lohnforderungen sowie stagnierende oder nur schleppend steigende Tarife. Der Strukturwandel im Schweizer Spitalwesen wird daher weitergehen.

Wie die PWC-Studie weiter zeigt, stiegen die Personal- und Sachaufwände der Schweizer Spitäler auch 2023 stärker als die Umsätze. In der Konsequenz erodierte die operative Marge (EBITDAR) auf lediglich 3,6 Prozent. Das Jahr 2023 war in Tat und Wahrheit somit noch deutlich schwieriger als ursprünglich erwartet. Die Personalaufwandsquote stieg 2023 auf 66,4 Prozent. Zwei von drei Franken in den Spitälern fallen somit für Personalausgaben an. Diese Lohnkosten im Gesundheitswesen werden getrieben vom zunehmenden Fach- und Arbeitskräftemangel und der Notwendigkeit, die Berufsbilder attraktiver zu gestalten. Forderungen eines Inflationsausgleichs treiben die Lohnkosten ebenfalls in die Höhe. Der Fach- und Arbeitskräftemangel wird den Druck weiter erhöhen und die Gesundheitsversorgung langfristig gefährden. Demnach muss die Politik Massnahmen anstossen, um das Gesundheitswesen finanziell zu entlasten.

Zu wenig ambulant
Bei der ambulanten Leistungserbringung hinkt die Schweiz im internationalen Vergleich seit vielen Jahren weit hinterher. Auch wenn sich hier ein Trend zu vermehrt ambulanter Leistungserbringung abzeichnet, ist der Anteil ambulanter Leistungen nach wie vor deutlich geringer als beispielsweise in Kanada, in den USA oder in europäischen Ländern wie den Niederlanden, Dänemark und dem Vereinigten Königreich. Geht man davon aus, dass Spitäler ambulante Leistungen deutlich kostengünstiger erbringen können als vergleichbare stationäre Leistungen, weist das Gesundheitssystem ein hohes Einsparpotenzial aus. Dieses wird auf über 1 Milliarde Franken pro Jahr geschätzt. Sobald erste Spitäler die Ambulantisierung im grossen Stil vorantreiben, wird sich der Druck auf die anderen Einrichtungen erhöhen, diesem Trend zu folgen. Gute Beispiele dafür sind der Circle des Universitätsspitals Zürich, der Kubus des Kantonsspitals Baden oder der in Luzern geplante Neubau eines ambulanten Zentrums. Daher sind Spitäler gut beraten, ihr Augenmerk bei betrieblichen Abläufen und infrastrukturellen Fragestellungen auf die Ambulantisierung auszurichten.

Wege aus der Krise
Um systemrelevante Spitäler zu stützen, erachtet die Studie Kapitalzuschüsse kurz- bis mittelfristig als wirksam. Diese müssen an klare Anforderungskriterien geknüpft und deren Einhaltung durch die Spitäler eingefordert werden. Allerdings eignen sich Rettungsschirme nicht als langfristige Lösung. Umso wichtiger ist es, dass die Verantwortlichen bessere Rahmenbedingungen schaffen, etwa indem sie die Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen vereinheitlichen, die Tarifsysteme der Realität anpassen, die regulatorischen Auflagen reduzieren und den Fokus wieder vermehrt auf Qualität legen. Auch das Spital-Management sollte dies aktiv einfordern. (WH)

(Quelle PWC-Studie Schweizer Spitäler: So gesund waren die Finanzen 2023)


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