Singen als Kraftspender
06.03.2025 Persönlich, RheinfeldenFür Monika Green ist Singen mehr als reines Musizieren
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: Am 22. März lädt Chortett zum traditionellen Konzert in der Kapuzinerkirche Rheinfelden ein. «Love is in the Air» verspricht ein buntgemischtes Programm aus Rock, Pop und Klassik. Mit dabei: Monika Green.
Birgit Schlegel
«Notenlesen? Kann ich nicht!», gibt Monika Green lachend zu. Kein Hinderungsgrund. In den Proben gut zuhören und nachsingen, die Texte auswendig lernen, um sich daran zu orientieren, und so viele Proben wie möglich besuchen sind ihre Rezepte. Seit 1988 lebt die gebürtige Emmentalerin in Rheinfelden, hat hier allein ihre drei Kinder grossgezogen und ihre Begeisterung für das Singen im Chor entdeckt. Der Vater war «Jödeler» in einem Jodelklub. Das war’s dann aber schon mit dem Musizieren im Elternhaus. Bernadette Häusler, die langjährige ehemalige Präsidentin des Chortetts, habe sie angefragt, im gemischten Chor Rheinfelden mitzusingen. «Da mich Singen schon immer interessiert hat, habe ich eine Schnupperstunde besucht.»
Lange einunddreissig Jahre ist dies nun her. Beinahe gleich lang war sie im Vorstand aktiv. Das Führen des Notenarchivs war vor allem ihr Ressort. Die Noten von rund 520 Liedern sind im Besitz des Chors und in einem Schrank in der Kapuzinerkirche, dem Probenort, eingelagert, darunter viele Originale, die es inzwischen nicht mehr zu kaufen gibt. Zusätzlich zum Chortett ist Monika Green begeistertes Mitglied der Fricktaler Bühne. Auch sie ist – wie ihre Kolleginnen und Kollegen vom Operettenchor – diesem Virus verfallen, freut sich nach einer beendeten Produktion bereits auf das nächste Projekt und kann den Start der neuen Probenphase kaum erwarten. «Im Chor der Fricktaler Bühne, da bin ich gerne ganz vorne mit dabei. Alleine zu singen würde ich mich nie getrauen. Ich brauche das Kollektiv», so die Sängerin.
Die vergangene Jubiläumsproduktion «Gräfin Mariza» war bereits ihre neunte. Man spürt gut, wie wichtig ihr das Mitwirken in dieser Institution ist und wie gross die Hoffnung, dass es auch während des Umbaus des Rheinfelder Bahnhofsaals, der bisherigen Spielstätte, weitergehen wird. «Singen in der Gemeinschaft gibt mir einfach Kraft! Es trägt mich durch alle Lebenslagen. Und die Zeit, die ich am Singen bin, da bin ich am entspanntesten.» Das Singen erfasse jeweils ihren ganzen Körper, der sich dann lockert wie sonst selten, erläutert die Chorsängerin. Mit dem ersten Ton beginne sie bereits, sich im Rhythmus der Melodie zu bewegen. Auch der Fuss wippe automatisch dazu mit. «Das geschieht einfach, ohne dass ich es bewusst will.» Dann ist kein steifer Nacken mehr zu spüren, das Rheuma vergessen. Selbst den Tinnitus, der die Sängerin inzwischen auf einem Ohr belastet, kann sie dann ausblenden. Kaum vorstellbar, wie schwierig es sein muss, mit einem im Kopf permanent vorhandenen Begleitton sauber zu singen, sich ihm nicht anzupassen und in der Melodieführung nicht beeinf lusst und abgelenkt zu werden.
Alles andere als verstaubt
Momentan befindet sich Monika Green mitten in den Vorbereitungen auf das nächste Konzert des Chortetts. Mit «Love is in the Air» verspricht der Chor sein gewohnt buntes Programm an Liedern und Songs aus Rock, Pop und Klassik. Als musikalischer Gast eingeladen ist das Blockflötenensemble Calmb, in welchem ein Chormitglied ebenfalls mitwirkt. Der Chor ist aus der lokalen Singszene nicht mehr wegzudenken, tritt regelmässig an grossen Veranstaltungen im Städtli auf und nimmt an Anlässen des Fricktalischen Sängerbundes teil. Zudem beglückt er auch immer wieder die Bewohner und Bewohnerinnen der lokalen Altersheime und Spitäler. Für diese speziellen Anfragen gräbt die Musikkommission im grossen Notenarchiv und zaubert Perlen aus vergangenen Zeiten hervor, so dass die Zuhörenden in Erinnerung schwelgen und die alten Schlager und Lumpenliedli mitsingen können. Ein wertvoller und sehr geschätzter Beitrag.
Ein frischer Name
«Im Vorstand haben wir uns für einen neuen Namen entschieden, um das vielleicht etwas verstaubte Image abzulegen und etwas frischen Wind reinzubringen», erklärt Monika Green die Umbenennung des vormaligen Gemischten Chors Rheinfelden in Chortett. Ein sich anscheinend lohnender Schritt, kommen doch seither zu den rund dreissig Mitgliedern immer wieder Interessierte an die Montagsproben. Auch die Arbeitsweise der jungen Dirigentin Sophie Lamberbourg, möglichst ungezwungen und locker ein hohes Niveau zu erreichen, scheint sich herumzusprechen. «Wir wissen oft nicht, wie die Besuchenden uns gefunden haben. Manchmal heisst es einfach: Ich habe Euch an einem Auftritt gehört und bin nun interessiert, mitzusingen.» Monika Greens persönliches Highlight des aktuellen Konzertprogramms ist das Singen der Bohemian Rhapsody von Freddie Mercury, ein harmonisch und rhythmisch anspruchsvolles Stück. Von Lampenfieber keine Spur. «Nein, das habe ich inzwischen abgelegt. Vielleicht ist es eine Alterserscheinung: diese Freude, einfach zu zeigen, was ich kann», meint die Sängerin lachend. Nachdem für Monika Green das Wohlergehen ihrer drei inzwischen erwachsenen Kinder immer an erster Stelle war, erlaubt sie sich nun endlich auch, sich um sich selbst zu kümmern und «mir die Zeit für mich und mein Singen zu nehmen. Nur für mich zu schauen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.»
Konzert des Chortetts, 22. März, 20 Uhr in der Kapuzinerkirche Rheinfelden; Eintritt frei, Kollekte.