Seien wir ein bisschen Brogli
26.12.2023 MöhlinMein 2024: Das wünsche ich mir – und Ihnen
Ronny Wittenwiler
Da geht einer über die immergleichen Felder, schon fast sein ganzes Leben lang. Möge es uns allen so ergehen wie ihm, irgendwie.
Wieviel Zeit haben Sie? Vielleicht gerade so viel, dass es reicht für die Lektüre dieses Artikels? Das würde mich natürlich freuen.
Reden wir über Brogli, Werner Brogli. Sie wissen schon: Das ist der mit den Steinen; der freiwillige Bodenforscher, der pensionierte Lehrer und passionierte Hobby- Archäologe (Präzisierung folgt).
Die NFZ war dabei, als dem Mann am Montag, 11. Dezember, in Fricks Monti besondere Ehre zuteilwurde. Im Beisein von Freunden, Bekannten und Weggefährten ging eine Dokumentation über die Leinwand, die der Kanton Aargau zu Ehren Werner Broglis in Auftrag gegeben hatte: Ein Filmteam begleitete ihn ein Jahr lang bei seinen Streifzügen übers Möhliner Feld.
Der Link zum Film ist dieser Tage via WhatsApp dann auch bei mir auf dem Smartphone gelandet, wie so vieles, das reingespült kommt, wir alle kennen das doch nur zu gut: Ein Filmchen hier, eines da, eine Push-Nachricht dort und schon kommt die nächste Info-Flut um die Ecke. Womit wir nun kurz den Stecker ziehen und die Flucht ergreifen – hinaus an die frische Luft aufs Möhliner Feld. Und was sehen wir dort? Einen Werner Brogli, wie er mal wieder ganz langsam einen Acker in Gummistiefeln abschreitet. Den Blick auf den Boden gerichtet.
«Vielleicht gibt es auch Leute, die sagen: der spinnt ein bisschen – aber das macht nichts.» Sagt Brogli über sich selbst im Film.
Brogli, ein Spinner? Ein Leben lang schon zieht es ihn auf jene Äcker im Möhliner Feld, er geht sie unentwegt auf und ab, Reihe für Reihe, Schritt für Schritt, um – vielleicht – dann im nächsten Schritt wieder eine Entdeckung zu machen, die sein Sammlerherz höherschlagen lässt. So wandelt Werner Brogli, geboren am 28. Februar 1947, bis heute auf den Spuren der Vergangenheit. In siebzig Jahren sind so zahllose steinzeitliche Funde zusammengekommen, eine Sammlung mit 25 000 Objekten hat er der Kantonsarchäologie übergeben. Aus dem Hobby-Archäologen wurde mehr als bloss das; oder wie es Kantonsarchäologe Thomas Doppler im Film ausdrückt: «Für mich ist er absolut auf Augenhöhe mit studierten Archäologen.» Der Film ist also in erster Linie und ganz ohne Frage die Würdigung eines Lebenswerks («Filmische Hommage an Werner Brogli», NFZ vom 14.12.).
Der Film erzählt aber auch eine ganz andere Geschichte; eine, die erstens mit Archäologie rein gar nichts zu tun hat und zweitens von einem noch kostbareren Schatz handelt: dem Feuer nämlich. Da geht einer über die immergleichen Felder, sein Leben lang, suchend, und er findet was? Sein Glück! Darum: Ob Meier, Müller, Hasler, Soder oder wie auch immer – seien wir doch alle ein bisschen Brogli und hören niemals auf. Ich wünsche Ihnen fürs neue Jahr ein Feld, auf dem Sie jederzeit mit Hingabe und einem inneren Feuer wandeln können. Spinnerei wird dann bloss zu einem anderen Wort für Glück.
Ach, ja: Nehmen Sie sich diese dreissig Minuten Zeit und schauen Sie sich diesen Film an. Es lohnt sich!
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Stichwort: Werner Brogli