Reto Giger beendet seine Karriere

  20.04.2025 Gipf-Oberfrick

Der Passeur aus Gipf-Oberfrick hat den Volleyballsport geprägt: Nach dem letzten Spiel im Playoff-Final der Nationalliga A (NLA) tritt der Spielmacher und Sympathieträger von Volley Schönenwerd nach 24 Jahren Volleyballsport, davon 15 Jahre im Leistungssport, zurück.

Regula Rügge

Der Verein verliert eine wichtige Identifikationsfigur, ein Vorbild für den Nachwuchs und eine Leader-Figur, die die Entwicklung des Clubs in der Vergangenheit massgeblich geprägt hat. Als Regisseur auf dem Feld und langjähriger Kapitän führte er die Schönenwerder nach dem Aufstieg 2010 zum zweifachen Schweizermeistertitel und weiter in die Champions League. In der Rolle als Kapitän der Schweizer Nationalmannschaft mit 78 Länderspielen war er massgeblich dafür verantwortlich, dass das Team erstmals in der Geschichte des nationalen Volleyballsportes 2023 an der Europameisterschaft teilnehmen konnte.

Als einen wichtigen Schritt in seiner Entwicklung und seiner Karriere bezeichnet der zurückhaltende Passeur die beiden Saisons als Voll-Profi in Polen und Estland, in denen er sich voll auf den Sport konzentrieren konnte. Nach der Rückkehr in die Heimat war für ihn aber klar, dass er wieder bei Volley Schönenwerd unterschreiben würde. Die Vereinsphilosophie – mit möglichst vielen jungen Schweizer Spielern und einem moderaten Budget an die Spitze der NLA zu kommen – entsprach seiner Vorstellung, und als erfahrene Führungspersönlichkeit konnte er seine Fähigkeiten gekonnt einsetzen.

Als bester Schweizer Spieler ausgezeichnet
Der 33-jährige ist mit einem grossen Balltalent, einer guten Sprungkraft und einzigartigen technischen sowie taktischen Fähigkeiten ausgestattet. Mit seiner Spielübersicht, Cleverness und seinem umfassenden Erfahrungsschatz schafft er es immer wieder, seine Angreifer gekonnt in Szene zu setzen. Seine Mitspieler schätzen seine ruhige Ausstrahlung und seinen Kampfgeist. Aufgeben ist für ihn keine Option. Vor einem Jahr durfte er aufgrund seiner Leistungen von Swiss Volley die Auszeichnung «Bester Schweizer Spieler» in Empfang nehmen.

«Das Schöne am Volleyballsport ist, dass ein Team nur erfolgreich sein kann, wenn alle gut zusammenarbeiten und einander unterstützen», stellt der in Gipf-Oberfrick wohnhafte Reto Giger fest. «Dies lässt sich auch aufs Leben und den Job übertragen. Jeder muss seine beste Leistung abrufen können. Wenn einer einen schlechten Tag hat, müssen alle anderen noch besser spielen und diese Person noch mehr unterstützen. Während meiner Karriere habe ich auch viel gelernt über den Umgang mit Emotionen und als Kapitän war es meine Aufgabe, unterschiedliche Charaktere zusammenzuführen und Lösungen für schwierige Situationen zu finden. Dies hat mich stark gefordert, aber mir auch viel Freude bereitet.»

Der «Zauberer» hört auf zu zaubern
Nach 24 Jahren Volleyballsport, davon 15 Jahre in der NLA, machen sich ein paar Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Einerseits hat er immer mehr körperliche Beschwerden und benötigt längere Regenerationszeiten, die neben seinem Job als Informatiker nicht immer gegeben sind. Andererseits möchte er mehr Zeit für seine Frau, seine Familie und Freunde haben und «für alles, was in den letzten Jahren immer ein wenig im Hintergrund stand». Zudem braucht der Hausbau in Bözen auch noch etwas mehr Aufmerksamkeit. Auf die Frage, was die schönsten Momente seiner Karriere waren, antwortet Reto Giger: «Gewinnen ist immer schön! Einige Highlights waren sicher die Spiele an der EM in Italien, aber auch der Aufstieg mit Volley Schönenwerd in die NLA und natürlich die beiden Schweizermeistertitel. Für den Volleyballsport musste ich auf vieles verzichten, aber ich habe auch viel zurückbekommen.» Nach dem Saisonende freut er sich, etwas weniger Termine zu haben und freie Abende sowie Wochenenden in Ruhe geniessen zu können. Er möchte andere Sportarten ausprobieren und hat noch einige Projekte auf der Warteliste, die er umsetzen will. Wenn er etwas Abstand vom Leistungssport hat, könnte er sich auch vorstellen, sich als Trainer im Nachwuchsbereich zu engagieren und den Jugendlichen etwas von seiner Leidenschaft mitzugeben.

Kampf um Schweizermeistertitel läuft
Bevor er in den Volleyball-Ruhestand gehen kann, steht aber noch das Projekt «Titelverteidigung» an. Nachdem Volley Schönenwerd in den Saisons 2022/23 und 2023/24 Schweizermeister wurde, laufen nun die Spiele im Playoff-Final gegen Volley Amriswil. Wer zuerst dreimal gewonnen hat, holt den Titel. Das erste Spiel haben die «Schöni-Boys» auswärts verloren, aber sie werden alles daransetzen, am Ende den Pokal wieder in die Höhe stemmen zu können.


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