Neues Domizil für Schwalben
18.04.2024 Oeschgen, NaturAufgrund einer geplanten Hausisolation sowie eines Ausbaus suchte ein Oeschger für seine «Mitbewohner», eine geschützte Schwalben-Population, nach einer neuen Unterkunft. Dabei legte er sich mächtig ins Zeug.
Seit vielen Jahren hängen am Haus von Nick Sigrist aus Oeschgen Schwalbennester für Mehlschwalben. «Leider ist die Verschmutzung nicht ganz unerheblich», so Sigrist. Auch aufgrund der geplanten Hausisolation und weiteren Ausbaus suchte er deshalb nach einer Lösung. Ein Abbau der Nester war für ihn nie eine Option. «Dazu bin ich zu sehr naturverbunden», hält der Oeschger fest. Dazu komme, dass dies ohnehin nicht erlaubt wäre, da Mehlschwalben eine geschützte Vogelart sind. Durch einen Zufall entdeckte er im Baselland ein riesengrosses Schwalbenhotel. So kam ihm die Idee, ein solches zu bauen, nur viel kleiner. Dies, um die bestehenden 16 Nistplätze umzusiedeln; das «Hotel» befindet sich nur zehn Meter vom jetzigen Standort.
Umfangreiche Abklärungen
Der Oeschger startete zuerst umfangreiche Abklärungen, kontaktierte neben Birdlife auch die Erbauer des gefundenen grossen Schwalbenhotels. Er stellte einige Recherchen an, um zu sehen, was alles beachtet werden muss. «Die Konstruktionspläne erstellte ich selbst und versuchte so kostengünstig wie möglich zu bleiben», hält Nick Sigrist in einer Mitteilung fest. Obwohl vermutlich kein Baugesuch nötig gewesen wäre, reichte er eines ein. «Dies war eventuell ein Fehler, da ein Nachbar Einsprache einreichte mit abenteuerlichen Begründungen. Auch die Gemeinde tat sich etwas schwer mit so einem sehr speziellen Baugesuch. Nach über einem Jahr erhielt ich die Baubewilligung und durfte mit dem Bau starten», freut sich der Oeschger nun. Die grosse Arbeit sei zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits fertig gewesen; die ganze Unterkonstruktion und der Nesteraufbau. Soweit möglich wurde Restholz oder altes, abgerissenes Baumaterial wieder verwendet. Die Dachüberdeckung sei von der Spenglerei Meyer aus Herznach gesponsert worden, «im Namen der Natur». «So bleiben effektive Kosten von knapp 300 Franken», teilt der Erbauer mit und macht zugleich klar, dass der finanzielle Aufwand nur dank grosser Eigenleistung und geschenktem Material so günstig war. Trotz feuchtem Jahresbeginn war es möglich, das ganze Schwalbenhotel innerhalb eines Monats aufund fertigzustellen, fristgerecht auf den Frühling. Die Freude war gross. Doch wie geht es nun weiter? Die Mehlschwalben kommen üblicherweise Mitte April zurück, durch den sehr warmen Winter sind jedoch bereits einige zurückgekehrt. Am Schwalbenhotel wird ein kleiner Lautsprecher angebracht, der das Schwalbengezwitscher abspielt und so hoffentlich die Mehlschwalben an den neuen Standort locken. Üblicherweise reduziert man gleichzeitig die bestehenden Nester um einen Drittel um einen kleinen Druck zu erzeugen, neue Nistmöglichkeiten zu suchen. Dies war aber nicht erlaubt. Die Gemeinde machte mit der Genehmigung der Baubewilligung die Auflage, die alten Nester erst abzuhängen, wenn am neuen Ort Schwalben eingezogen sind. (mgt)