Massive Kritik am Wohn- und Pflegezentrum Salmenpark in Rheinfelden

  09.11.2023 Brennpunkt

Es sind happige Vorwürfe: Bettlägerige Bewohnerinnen und Bewohner des Rheinfelder Wohn- und Pflegezentrums Salmenpark würden vernachlässigt, bekämen zu wenig zu trinken und die Körperhygiene sei ungenügend. Dies beklagen mehrere Angehörige. Auch Mitarbeitende äussern sich kritisch.

Valentin Zumsteg

Seit längerer Zeit sind in Rheinfelden immer wieder Klagen über die Zustände im Wohn- und Pflegezentrum Tertianum Salmenpark zu hören. Jetzt konnte die NFZ mit mehreren Angehörigen sprechen, die auf Missstände bei der Pflege von Bewohnerinnen und Bewohnern mit hoher Pflegestufe hinweisen. «Meine Mutter, die auf Hilfe angewiesen war, wurde tagelang im Bett gelassen, obwohl der Arzt eine Mobilisierung angeordnet hatte. Sie bekam wenig zu essen, die Zähne wurden nicht gereinigt und die Windeln nur selten gewechselt. Die Körperhygiene wurde allgemein stark vernachlässigt», erzählt eine Frau. Als ihre Mutter ins Spital musste, sei dort festgestellt worden, dass sie dehydriert war. Es habe im Pflegezentrum auch Fehler bei den Medikamenten gegeben.

«Erschrocken, was alles schiefläuft»
Ganz ähnliche Aussagen macht eine andere Frau: «Meine Mutter litt an einem Dekubitus (Wundliegen) am Rücken, verursacht durch Fehllagerung oder langes Liegen. Sie wurde drei Mal operiert, was aber zu keinem Erfolg führte, da die Nachbehandlung und Wundversorgung im Tertianum mangelhaft waren oder gar nicht erfolgten.» Bei jeder Spitaleinlieferung sei sie stark dehydriert gewesen und musste an den Tropf gehängt werden. Die Frau bemängelt die schlechte Pflege im Salmenpark. «Was in dieser Institution alles passiert ist, ist menschenunwürdig. Ich habe mit so vielen Angehörigen geredet und bin erschrocken, was alles schiefläuft.»

Die NFZ hat auch mit aktuellen und ehemaligen Angestellten des Salmenparks gesprochen. Das Bild, das sie zeichnen, deckt sich mit den Aussagen der Angehörigen. «Es tut mir im Herzen weh, wie die Leute, die auf Hilfe angewiesen sind, behandelt werden. Man lässt sie einfach im Bett liegen», sagt jemand vom Personal. Besonders schlimm sei die Situation in der Demenzabteilung: «Wenn ich daran denke, könnte ich weinen.» Diese Person bestätigt die von Angehörigen kritisierten Missstände vollumfänglich. Der Betrieb leide unter einem massiven Personalmangel, hoher Fluktuation und vielen Absenzen wegen Krankheit.

Eine ehemalige Mitarbeiterin erklärt weiter: «Es kam häufig vor, dass Medikamente liegen blieben oder vergessen gingen.» Die Körperhygiene sei teilweise katastrophal. «Verbände wurden nicht gewechselt und die Wundversorgung wurde nur ungenügend vorgenommen.» Weiter kritisiert sie, dass Personen mit Schluckproblemen nicht genügend zu essen bekamen. Für Bewohner mit hoher Pflegestufe scheinen dies desolate Zustände im Wohn- und Pflegezentrum Salmenpark zu sein, an dem die Stadt Rheinfelden mit 49 Prozent beteiligt ist. Was sagt die Leitung des Heims dazu? «Die von Ihnen geschilderten Mängel bestürzen uns und wir nehmen jeden einzelnen Punkt sehr ernst. Gleichzeitig können wir das von Ihnen gezeichnete Bild des Tertianum Salmenpark so nicht nachvollziehen – auch wenn es natürlich bei uns in Einzelfällen zu qualitativen Mängeln kommen kann», heisst es in einer Stellungnahme der Medienstelle von Tertianum. Es gebe regelmässige Qualitäts-Kontrollen. «Zudem haben wir klare Qualitätsstandards: Dazu gehört, dass wir Trinkprotokolle führen und unsere Mitarbeitenden aktiv darauf achten, dass die Gäste genügend trinken. Die Körperhygiene wird bei allen Gästen regelmässig durchgeführt und ordnungsgemäss dokumentiert. Zudem werden unsere Gäste – wenn immer möglich und sinnvoll – mehrmals am Tag mobilisiert», hält ein Sprecher von Tertianum weiter fest. Wenn es in Einzelfällen zu Medikamentenfehlern kommen sollte, würden diese ordnungsgemäss gemeldet und auch an die Angehörigen kommuniziert. Überhaupt werde ein offener Austausch gepflegt.

«Personalsituation extrem angespannt»
Der anhaltende Fachkräftemangel stelle das Tertianum Salmenpark vor grosse Herausforderungen, bestätigt das Unternehmen aber: «Die Personalsituation war insbesondere in den letzten Wochen und Monaten aufgrund von mehreren krankheitsbedingten Ausfällen und dem Ausscheiden unseres Pf legedienstleiters extrem angespannt. Wenn es in dieser Periode zu qualitativen Mängeln gekommen sein sollte, bedauern wir das aufrichtig. Wir halten es für möglich, dass bei dem einen oder anderen Gast oder dessen Angehörigen in Einzelfällen der Eindruck entstanden sein mag, dass sich die Gesamtsituation im Salmenpark verschlechtert hat. Das nehmen wir sehr ernst.» Die Personalsituation soll zügig wieder verbessert werden: «Daran arbeiten wir aktuell mit Hochdruck und rekrutieren aktiv neue Mitarbeitende.» Die Tertianum-Gruppe betreibt an über 90 Standorten in der Schweiz Pf legezentren, Wohnzentren und Residenzen.


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