Man muss über sich hinaus wachsen
24.06.2023 Persönlich, Sport, SulzStrenge Tage sind schön – auch beim Schwingen
Tobias Dünner aus Sulz durfte sich am Aargauer Kantonalschwingfest in Möhlin von den Ehrendamen seinen ersten Kopfkranz aufsetzen lassen. In der Karriere eines Schwingers ist so ein Kranz nicht nur eine höchst angestrebte Auszeichnung, sondern auch die eigentliche Entschädigung für konsequentes Training und den Verzicht auf viele Vergnügungen und Festivitäten.
Hans Zemp
Wenn man Tobias Dünner fragt, was ihm am Schwingen besonders gefalle, sagt er spontan, dass die Kameradschaft unter den Schwingern und der Teamzusammenhalt besonders schön sind. Man verbringe viel schöne Zeit miteinander, schaue in Trainings und an Wettkämpfen, wer der Stärkste sei. Und das Mann gegen Mann. Man lerne Grenzen kennen, manchmal sogar darüber hinaus zuwachsen. «Das ist für mich Schwingen», resümiert er.
Zum Schwingen kam Tobias Dünner beim Mitmachen im Ferienspass, damals in Möhlin. Er traf dort auf Lukas Schlachter, der ihn überzeugen konnte, in diese Sparte einzusteigen und regelmässig Trainings zu besuchen. Beim robusten Jungschwinger stellten sich an den besuchten Wettkämpfen bald einmal Erfolge ein und damit der Erhalt von Eichenzweigen. Diese Auszeichnungen weckten bei Tobias Dünner die Lust auf mehr. Seinen ersten Zweig erkämpfte sich der 2005 geborene Bursche im Zurzibiet im Jahr 2013. Er qualifizierte sich dort sogar für den Schlussgang, verlor diesen aber. Sein erster Altersklassensieg stellte sich 2015 auf der Baldegg ein und 2016 konnte Tobias Dünner den Kantonalen Nachwuchsschwingertag gewinnen.
Erfolgswelle dauerte an
Bis 2022 traf man Tobias Dünner regelmässig im Teilnehmerfeld der Nachwuchsschwinger an. Einen Höhepunkt erreichte er in dieser Zeit bei der Teilnahme am Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag in Schwarzenburg. Mit seinem Rang 8a im Teilnehmerfeld der besten 50 Nachwuchsschwinger der Schweiz holte er sich sein Eichenlaub mit Schweizer Farben. Insgesamt durfte Tobias Dünner in seiner Jungschwingerzeit 73 Eichenzweige mit nach Haus mitnehmen.
In dieser Zeit lernte der junge Bursche den respektvollen Umgang untereinander. «Das wurde einem mit auf den Weg gegeben», meint er überzeugt. Man habe gelernt sich zu einem Kameraden zu entwickeln. Diese Charaktereigenschaft wirke sich auch im Privatleben aus. Man eignet sich aber auch «Biss» an. «Wenn ich etwas erreichen wollte, habe ich es erreicht. Auch in der Berufslehre.» Gewisse Enttäuschungen gehören zum Leben, das sei klar. Aber er sei vor diesen weitgehend verschon geblieben, erinnert er sich. Man lerne aber durch den Sport, damit umzugehen.
Ohne Unterstützung geht nichts
Die vielen wöchentlichen Trainings in Möhlin, die Fahrten von Sulz an die Wettkämpfe oder an Trainingszusammenzüge und Kurse wären ohne die zuverlässigen Autofahrten der Eltern nicht denkbar gewesen, ist er sich bewusst. Die Eltern waren echt immer dabei und standen lückenlos hinter ihm. Sie halfen so mit, dass sich ihr Sohn auch im Schwingen weiter entwickeln konnte, gefördert wurde.
Mit sechzehn Jahren ist der Umstieg in die Aktivreihen zu vollziehen. Gewisse Unsicherheiten beschäftigten den Erfolg gewohnten jungen Burschen zu dieser Zeit schon. Wie läuft es bei den Aktiven, was kommt und vieles mehr gehe da einem durch den Kopf. Die Trainings seien auch härter geworden, aber die Freude auf der ganzen Breite geblieben und habe sich gehalten, erinnert er sich.
Heute trainiert Tobias Dünner wöchentlich in zwei Einheiten Schwingen. Hinzu kommen zwei Mal Athletiktrainingseinheiten. Schwingen allein genüge nicht mehr, wenn man gewisse Ambitionen habe, stellt der junge Athlet fest. Im Gegensatz zur Jungschwingerzeit finden diese Fitnesseinheiten am späteren Abend statt. Das nehme ihm aber die Freude überhaupt nicht.
Schnuppern am Kopfkranz
Diverse Male hat Tobias Dünner schon am Kopfkranz geschnuppert. Klar sei Enttäuschung da, wenn nur gerade ein Vierteli oder ein halber Punkt fehlen würden. Man dürfe trotzdem keine negativen Eindrücke mit nach Hause nehmen, das Gute soll überwiegen und es gehe immer weiter, bilanziert er dazu.
Dass er seinen ersten Kopfkranz ausgerechnet «daheim», also in Möhlin, erkämpfen konnte, löste bei Tobias Dünner riesige Freude und eine Portion Stolz aus. Es habe aber schon zwei Tage gedauert, bis er den Erfolg ganz begriffen habe. Für ihn war auch schön, dass er die Riesenfreude
mit seinen Kameraden und Bekannten teilen durfte. Dies sei ein echtes und wunderschönes Erlebnis gewesen. «Der Tag war streng und schön», meint er. Man gönne sich im Schwingklub Fricktal gegenseitig die Erfolge. Darum durfte eine entsprechende Feier mit all diesen Leuten daheim in Sulz nicht fehlen.
Ihm ist aber auch bewusst, dass Erfolg verpflichtet. Es wird sicher nicht einfach, den Kranz bald zu bestätigen. Er möchte dabei gesund bleiben und schon bald einmal gerne an ein Bergschwingfest gehen können. Aber Tobias Dünner freut sich auf diese Aufgaben.
Tobias Dünner ist nicht nur Schwinger
Er hat eben gerade seine Abschlussprüfungen als Forstwart erfolgreich hinter sich gebracht. Dieser Beruf sei sein Traumberuf. «Ich stehe am Morgen gerne auf und gehe ebenso gerne an die Arbeit», sinniert er. Das Handling in Beruf Forstwart sei vielseitig, anspruchsvoll und bereitet Freude. Favoriten sind beim jungen Berufsmann die Maschinen. Die strenge Arbeit im Wald sei ebenso der Fitness im Schwingen dienlich, zieht er die Parallele.
Das Team im Wald sei eine eingespielte Gruppe und man helfe sich gegenseitig nicht nur im Beruf, sondern auch im Sport. Entgegenkommen werde gepflegt und das sei schön.
Als weitere Hobbys nennt Tobias Dünner das gelegentlich gemütliche Beisammensein mit Freunden. Er vergesse aber auch nicht, seinem langjährigen treuen Chauffeur, seinem Vater, bei Arbeiten rund ums Haus zu helfen.
Zum Schluss denkt Tobias Dünner nochmals nach und meint: «Ich wünsche mir, gesund zu bleiben, eine erfolgreiche berufliche Weiterentwicklung und schöne Erfolge im Schwingen.»