Ist der Zug weg, heisst es warten

  07.11.2024 Frick

Um von finanzieller Unterstützung durch Bund und Kanton zu profitieren, müssen die Weichen für die Weiterentwicklung des Fricker Bahnhofs jetzt gestellt werden. Dies betonte der Gemeinderat an einer Infoveranstaltung am Montagabend.

Simone Rufli

Bei keinem anderen Fricker Infrastrukturprojekt sind Bedarf und Dringlichkeit so einhellig anerkannt wie beim Bahnhof. Der ist weder durchs Band behindertengerecht, noch vermag er mit der bevölkerungsmässigen Entwicklung Schritt zu halten. Dazu kommt: Agglomerationsprogramme werden in Generationen erarbeitet, die einem Vier-Jahres-Zyklus folgen. Sie werden in einem einjährigen Prüfprozess vom Bund analysiert, wobei die seitens des Bundes mitfinanzierten Massnahmen festgelegt und der Mitf inanzierungssatz bestimmt wird. Die 5. Generation des Agglomerationsprogramms Basel befindet sich seit Sommer 2021 in der Erarbeitung. Das Programm wird 2025 beim Bund eingereicht. Soll der Bahnhof Frick ins Programm aufgenommen werden, duldet die Planung keinen Aufschub.

Weitere Gelenkbusse nötig
Bereits im Jahr 2018 wiesen die SBB in Frick rund 5800 Ein- und Aussteigende pro Tag auf. Dazu kommen 4800 Passagiere des Bushofs. Gegenüber dem Jahr 2015 nahmen die Frequenzen um rund 11 % zu. Tendenz steigend. Wegen der steigenden Passagierfrequenzen fordert der Kanton nun acht Kanten für Gelenkbusse. Aufgrund der bisherigen Verhältnisse ist es nicht möglich, mehr als einen Gelenkbus im Einsatz zu haben.

Zweigeteilter Bushof
Mit der am Montagabend vom Gemeinderat präsentierten Variante wird der Bushof in zwei Teil-Bushöfe (Bahnhofplatz und heutiger Standort P & R) unterteilt. Die Bahnhofstrasse wird im Bereich des Bahnhofs zur Begegnungszone. Zu- und Durchfahrt bleiben gewährleistet. Die bestehende Personenunterführung soll in Richtung Norden (ehemals Ziegelei) verlängert und behindertengerecht gestaltet werden. Der Aufgang an der Vorderseite des Bahnhofs wird durch einen Lift ergänzt.

Auf Anregung der Arbeitsgruppe, die sich im vom Gemeinderat im März angestossenen Partizipationsprozess mit der Weiterentwicklung des Bahnhofs beschäftigt hat, werde auch die Variante mit einer Überführung geprüft, so Vizeammann Gunthard Niederbäumer. Eine Zweiteilung des Bushofs führe zu kurzen Wegen (von der Bahn auf den Bus oder umgekehrt) von nicht mehr als drei Minuten. Damit werde dem ausdrücklichen Wunsch der Bevölkerung Rechnung getragen.

Die rückwärtige Erschliessung des Bahnhofs von Gipf-Oberfrick her dient ausschliesslich dem Langsamverkehr (vgl. separaten Artikel auf Seite 5). Das Areal der ehemaligen Tonwerke Keller AG werde früher oder später einer neuen Bestimmung zugeführt, auch daher sei es sinnvoll, das Gebiet besser anzubinden.

Die Zahl der Parkplätze rund um den Bahnhof soll erhalten bleiben. Insgesamt werden ca. 550 Veloabstellplätze benötigt (aktuell vorhanden sind rund 270).

Frick bleiben rund 8 Millionen
Der Fricker Gemeinderat rechnet derzeit mit gesamthaften Baukosten von zirka 22 Millionen Franken. Das Agglomerationsprogramm Basel wird sich mit einem Beitrag von rund einem Drittel an den Kosten beteiligen, der Kanton mit ca. 50 % an den Restkosten. Die andere Hälfte der Restkosten – ca. 8 Millionen Franken – verbleibt bei der Gemeinde Frick. Der Kanton, so Niederbäumer, verstehe seine Beteiligung ausdrücklich als Abgeltung der Interessen der umliegenden Gemeinden.

Zunächst muss nun ein konkretes Bauprojekt ausgearbeitet werden. Der Gemeinderat beantragt der Gemeindeversammlung vom 22. November, zu diesem Zweck einen Verpflichtungskredit über brutto 2,568 Millionen Franken zu genehmigen.


Auf Auslegeordnung folgt Arbeit

Fricks Partizipationsprozess ist erst der Anfang

Vertrauen schaffen durch Partizipation – das war die Absicht des Fricker Gemeinderates, als er im März dazu einlud, sich in Arbeitsgruppen mit den drei grossen Infrastrukturprojekten – Bahnhof, Mehrzweckhalle und Schwimmbad zu befassen. Am Montagabend ging es ums «wie weiter?»

Simone Rufli

Nach dem die Arbeitsgruppen im Sommer ihre Beiträge präsentiert haben und die Ergebniskonferenz stattgefunden hat, informierte der Gemeinderat am Montagabend vor rund 90 Interessierten in der Mehrzweckhalle über das weitere Vorgehen.

Bei der Mehrzweckhalle hatte die Arbeitsgruppe viele Fragen, aber kaum Handlungsspielraum; das Studienauftragsverfahren war bereits aufgegleist. Die vier Projekte werden am 12. November im Gemeindehaus vorgestellt. Schul-Gemeinderätin Susanne Gmünder Bamert versprach, die Fragen zum Mittagstisch, zur Mehrzweckfunktion (tut es eine einfache Sporthalle allenfalls auch?), zum Sparpotential, zur Dringlichkeit, zu Schülerzahlen (aktuelle und Prognose) sowie zum Schulraumbedarf zu beantworten und am 25. Januar 2025 die Bevölkerung zu informieren. Der Projektierungskredit wird der Gemeindeversammlung dann im Juni 2025 vorgelegt.

Schwimmbad: alles offen
Beim Schwimmbad, so Gemeindeammann Daniel Suter, kommt es auf Initiative der Arbeitsgruppe im 2025 – mit externer Unterstützung und unter Einbezug der Arbeitsgruppe – zu einer Gegenüberstellung der Varianten Sanierung, Ersatzneubau, Traglufthalle und Abbruch. Zudem wird die Frage der Finanzierung und allenfalls einer künftigen Trägerschaft mit Kanton, Region und Gemeinden geklärt. Bevor der Gemeinderat den Variantenentscheid fällt, werden die Ergebnisse öffentlich präsentiert und mit der Bevölkerung diskutiert.

Bahnhof prioritär
Die Weiterentwicklung des Bahnhofs geniesst bei allen Beteiligten Priorität. Aus dem Applaus, der auf ein Votum folgte, ging hervor, dass nicht alle goutieren, dass Gipf-Oberfrick die rückwärtige Erschliessung des für die ganze Region zentralen Bahnhofs für den motorisierten Verkehr blockiert. Gipf-Oberfricks Gemeindepräsidentin Verena Buol Lüscher, als Gast zugegen, erinnerte an die jahrelangen Diskussionen und dass eine Mehrheit in ihrer Gemeinde keinen Sinn darin sehe, Millionen in den motorisierten Verkehr zu investieren: «Wir setzen lieber aufs Velo als aufs Auto.»

Schuldenbremse gefordert
Klare Forderungen kommen aus der Arbeitsgruppe Finanzen und Steuern. Deren Mitglieder empfehlen die Einführung einer Schuldenbremse; auf dass der Schuldenberg der Gemeinde nicht ins Unermessliche steige. Es werde künftig konsequent über Folgekosten von Kreditanträgen informiert, versprach der zuständige Gemeinderat Franz Ruder. Um eine Neuverschuldung zu vermeiden, so eine Forderung der Arbeitsgruppe, soll mit der Genehmigung von Verpflichtungskrediten eine Steuerfusserhöhung verknüpft werden. Eine Umfrage im Rahmen des Ergebnisforums hat gezeigt, dass eine Mehrheit der Teilnehmenden bereit ist, eine Steuerfusserhöhung in Kauf zu nehmen, wenn dies für die Finanzierung wichtiger Investitionen nötig ist. Nötig sei eine Anpassung nach oben bereits im nächsten Jahr, so der Gemeindeammann: «Keines der drei Grossprojekte kann ohne Erhöhung des Steuerfusses realisiert werden.» Der Gemeinderat werde im November 2025 eine Erhöhung des Steuerfusses beantragen.

Über alle drei Grossprojekte hinweg habe der Partizipationsprozess gezeigt, dass eine transparente, frühzeitige und vollständige Information gewünscht werde, so Daniel Suter. Künftig soll zudem pro Legislatur eine Bevölkerungsumfrage Aufschluss geben über die generelle Einschätzung der Gemeinde Frick als Wohngemeinde, über die Haltung der Bevölkerung zu Grossprojekten sowie zu Fragen der Finanzierung. Die erste Umfrage ist für 2025 geplant.


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