Fussballtalent aus dem hohen Norden

  30.03.2025 Persönlich, Stein

Haben Sie gewusst, dass in Stein seit 2011 ein ehemaliger Profifussballer aus Finnland lebt? Tomi Saarelma spielte unter anderem bei Chelsea und für den FC Levadia Tallinn. Nach seinen Anfängen als Juniorentrainer beim FC Stein trainiert er nun als Assistenztrainer für die U14-Junioren des «Team Basel».

Fabrice Müller

Geboren und aufgewachsen ist Tomi Saarelma in Hollola, einem Vorort der Stadt Lahti. Sein Vater arbeitete im Verkauf, seine Mutter in einem Produktionsbetrieb. Als achtgrösste Stadt Finnlands leben in Lahti rund 120 000 Einwohner. Die Stadt liegt ungefähr hundert Kilometer nördlich von Helsinki in der Landschaft Päijät-Häme am See Vesijärvi. Lahti war 2021 Grüne Hauptstadt Europas. Sie ist unter anderem für ihre Skisprunganlagen und den Skisport berühmt. Schnee und Wintersport spielen in Lahti seit jeher eine wichtige Rolle. Der 37-jährige Tomi Saarelma erinnert sich, dass er als Kind im Winter oftmals mit viel Verspätung oder gar nicht in die Schule konnte, weil der Verkehr aufgrund der Schneemenge zum Erliegen gekommen war. Manchmal sei er mit den Langlaufskis in die Schule gelaufen. Und der Hockeyschläger sowie die Schlittschuhe waren stets griffbereit, sei es in der Freizeit oder für den Sportunterricht.

Training auf Eis und Schnee
Während sich sein um einige Minuten jüngerer Zwillingsbruder Sami für eine Karriere als Eishockeyspieler entschieden hatte, setzte Tomi auf Fussball – wie sein Vater, der in der zweihöchsten Fussballliga Finnlands spielte. Im Winter fand das Training auf Schnee und Eis statt. Tomi Saarelma begann seine Karriere beim FC Lahti, bevor er in die Jugendakademie des FC Chelsea London wechselte. «Am Tag, als ich die obligatorische Schule beendete, erhielt ich das Angebot, nach Chelsea zu wechseln. Für mich ging damit ein grosser Traum in Erfüllung», erzählt Saarelma. Am Anfang pendelte der damals 16-Jährige zwischen Finnland und England. Gleichzeitig absolvierte der junge Fussballer ein Fernstudium. «Bei zwei Trainings pro Tag hatte ich allerdings nur wenig Zeit für das Studium», erinnert sich Tomi Saarelma. Nach zwei Jahren verliess er London und wechselte zum Team von JK Rakuunat, das in Lappeenranta, Finnland, beheimatet ist, wo er die letzten acht Partien in der Saison 2007 spielte. Wiederum ein Jahr später folgte der Wechsel zum FC KooTeePee in Veikkausliiga. Nach einem erfolgreichen Probetraining ging er in der Winterpause der Saison 2008/2009 zum 1. FC Kleve (Deutschland).

Internationale Karriere
Nachdem dieser Verein jedoch aus der Fussball-Regionalliga abgestiegen war, schloss sich Tomi dem FC Levadia Tallinn an; dort gewann er in der ersten Saison die Meisterschaft, den Pokal und den Super Cup. 2009/2010 spielte Tomi Saarelma auch erfolgreich mit FC Levadia in Europa und kämpfte zum Beispiel gegen Wisła Kraków und Galatasaray Istanbul. 2011 verliess er Estland, vorerst mit unbekanntem Ziel. Im Sommer unterschrieb Tomi Saarelma einen Vertrag beim FC Baden. Im Sommer des darauffolgenden Jahres wechselte Saarelma zum SR Delémont; doch schon im folgenden Winter ging er weiter zu BSC Old Boys Basel. Der FC Lahti, Galway United, FC United Zürich, Turku PS und Myllykosken Pallo waren bis 2019 die weiteren Stationen von Tomi Saarelma. Nach einer kurzen Karrierepause spielt Tomi Saarelma seit 2021 für den Fünftligisten SV Muttenz.

Vom Profifussballer zum Fussballtrainer
Doch weshalb wechselte Tomi, der in vielen namhaften Clubs in ganz Europa spielte, in die Schweiz? Als der Profifussballer 2011 in die Schweiz kam, war er bereits seit einigen Jahren mit der Sportchefin des FC Stein liiert. Die beiden lernten sich 2008 kennen. Daher lag es für ihn nahe, wie er erzählt, nach Stein in das Elternhaus seiner Freundin an der Rüchligstrasse zu ziehen. Verletzungen am Knie sowie die einschneidenden Auswirkungen der Corona-Krise auf die Fussballwelt führten schlussendlich zum Entscheid, die Karriere als internationaler Profifussballer zu beenden. Gleichzeitig war dies der Beginn seiner Trainerlaufbahn. Zuerst trainierte er die G-Junioren des FC Stein und danach als Assistenztrainer die erste Mannschaft. «Die Arbeit beim FC Stein bereitete mir grossen Spass. Wir hatten super Spieler und nette Eltern», schwärmt Tomi Saarelma. Durch sein Engagement beim FC Stein habe er zudem viele Leute aus dem Dorf kennengelernt. Regelmässig traf man ihn auch beim persönlichen Training auf dem Fussballplatz des FC Stein an – übrigens auch heute noch, wo er Einzelcoachings für junge Fussballspieler anbietet.

Sohn Diago spielt beim FC Basel
Mittlerweile arbeitet Tomi als Assistenztrainer für die U14-Junioren des «Team Basel». Vier- bis fünfmal pro Woche stehen Trainings auf dem Programm; hinzu kommen die Meisterschaftsspiele gegen andere Vereine. Neben dem Traineramt in Basel ist Tomi Saarelma als Personaltrainer bei der Agentur 360 Football, die für ambitionierte Fussballerinnen und Fussballerin ein individuell zugeschnittenes Training anbietet, tätig. In seiner Freizeit spielt Saarelma in der ersten Mannschaft des FC Möhlin. Dass sein Sohn Diago, zehn Jahre alt, ebenfalls Fussball spielt, verwundert kaum. Nachdem der Junge beim FC Stein seine ersten Sporen abverdiente, trainiert er ab nächstem Jahr dreimal pro Woche im FE-12-Team des FC Basel. Ob Elina, die fünfjährige Tochter, ebenfalls einmal als Fussballerin auf dem Platz stehen wird, ist zurzeit noch offen. Wer weiss …

Vielsprachigkeit im Blut
Wie hat Tomi Saarelma den Wechsel von Finnland in die Schweiz erlebt? «Die Schweiz und Finnland haben viele Gemeinsamkeiten», erzählt der Ex-Fussballprofi und erwähnt zum Beispiel die hohe Disziplin, Hartnäckigkeit und Pünktlichkeit. «In Finnland achtet man auch auf die Pünktlichkeit, doch die Schweiz bewegt sich diesbezüglich noch auf einem höheren Niveau.» Mit der Sprache habe er keine Probleme gehabt, sagt Tomi Saarelma. Als er 2011 in die Schweiz kam, lernte er Deutsch und verstand bald einmal auch Schweizerdeutsch. Die Vielsprachigkeit scheint ihm im Blut zu liegen, schliesslich spricht er auch Schwedisch, Englisch, Französisch und Spanisch. Inzwischen beherrsche auch seine Freundin die finnische Sprache, ergänzt Saarelma. Er liebe die multikulturelle Kultur in der Schweiz, sagt Tomi Saarelma. «In Finnland leben die Menschen eher isoliert. Die Migration ist daher bei uns weniger ein Thema.»

Gut in Stein integriert
Trotz seiner Herkunft habe er sich in der Schweiz nie als Aussenseiter gefühlt. In Stein fühlte er sich von Anfang an wohl und integriert. Zudem schätze er die gute Verkehrsanbindung nach Basel und Zürich. «Die Schweiz ist ein wunderschönes Land. Ich liebe die Berge und schätze die Sauberkeit.»

Auch kulinarisch scheint der Finne in der Schweiz angekommen zu sein: Ein Leben ohne Raclette und Schokolade könne er sich kaum mehr vorstellen. Doch auch Rentierfleisch, Fisch und Lachs landen hin und wieder auf dem Teller. Regelmässig reist er mit seiner Familie nach Finnland, um seine Eltern und Verwandten zu besuchen. Im Gegenzug war auch schon die Mutter in Stein zu Gast.


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