Filmische Hommage an Bodenforscher Werner Brogli
14.12.2023 Frick, Kultur«Eine Geschichte, die grosses Kino ist», sagte Kantonsarchäologe Thomas Doppler über das Lebenswerk von Werner Brogli, der als Fünfjähriger seine ersten archäologischen Funde machte und im Laufe seines Lebens das gesamte Möhliner Feld akribisch absuchte. Ein Filmteam hat den Möhliner ein Jahr lang begleitet. Das rund 30-minütige Werk wurde in Fricks Monti gezeigt.
Karin Pfister
Mit dem Velo zu den Feldern und dann Schritt für Schritt über die Äcker; jahraus, jahrein, jahrzehntelang, den Blick zu Boden gerichtet, immer auf der Suche nach Farben und Formen, die sich von der Erde unterscheiden. So kennt man Werner Brogli in Möhlin, so ist er seit 1952 unterwegs. Zusammengekommen ist im Laufe der Jahrzehnte eine Sammlung mit rund 25 000 Objekten, die er der Kantonsarchäologie übergab. Diese ehrte ihn und sein Lebenswerk nun mit einem 30-minütigen Film, der am Montagabend in Fricks Monti Premiere feierte.
Die Steinzeit umfasst eine grosse Zeitspanne; sie begann vor rund 2,6 Millionen Jahren und endete zirka 1200 vor Christus. Die ersten steinzeitlichen Besiedelungen in der Schweiz lassen sich rund 450 000 Jahre zurückdatieren. Über die Altsteinzeit sei nur wenig bekannt, da die Bevölkerungsdichte damals gering war und die Jäger wenige Spuren hinterliessen, so Doppler. Dass im Fricktal und in der Nordwestschweiz zahlreiche steinzeitliche Funde gemacht werden konnten, hänge auch damit zusammen, dass die letzte Eiszeit, welche vor 24 000 Jahren stattfand, dieses Gebiet verschonte, so Doppler in seiner Einstimmung auf den Film. Werner Brogli hat im Laufe seines Wirkens Funde aus allen Epochen der Steinzeit machen dürfen; er entdeckte unter anderem Spuren einer Siedlung der Neandertaler, die rund 90 000 Jahre alt sein dürfte. Die ersten Schritte auf dem Möhliner Feld unternahm Werner Brogli bereits als fünfjähriger Bub. Sein Antrieb war und ist bis heute die Neugier. «Bei jedem Schritt kann ich etwas Neues finden», erzählt er im Film. «Dass eine einzelne Person über so viele Jahre immer dasselbe Gebiet absucht, ist einmalig», sagt Thomas Doppler. Das Möhliner Feld sei vermutlich eine der weltweit am gründlichsten untersuchten Gegenden. Zu Wort kommt im Film auch Ehefrau Lisbeth Brogli: «Es hat mich nie gestört, dass mein Mann so viel Zeit auf den Feldern verbringt. Ich finde es toll, dass er diese Leidenschaft ausübt.» Gezeigt wird in der Dokumentation auch einer der bedeutendsten Funde. Der neun Zentimeter lange Zeininger Faustkeil ist vermutlich rund 100 000 Jahre alt.
«Um so erfolgreich zu sein wie Werner Brogli, braucht es Talent und Ausdauer», fasste Doppler das Wirken des Möhliners zusammen. Die wissenschaftliche Anerkennung blieb Werner Brogli lange verwehrt. Er ist kein studierter Archäologe, sondern war sein Berufsleben lang als Lehrer tätig. Die Erforschung des Möhliner Feldes betrieb er zwar hobbymässig, aber sehr akribisch. «Dass er seine Sammlung fein säuberlich dokumentiert hat, ist von grossem Wert», so Doppler. «Die Funde sind von grosser Bedeutung für den Kanton Aargau.» Ausgewertet wurde noch nicht alles. «Sie bieten grosses Forschungspotential für die Zukunft.»
Thomas Doppler freute sich über den grossen Publikumsaufmarsch im Monti. Im Publikum sassen nebst Freunden und Familie langjährige Weggefährten, zahlreiche Archäologen, Vertreter der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde (Werner Brogli ist dort seit 1974 im Vorstand), acht Grossräte und Schriftsteller Christian Haller aus Laufenburg. Für den gelungenen Kurzfilm gab es von den Anwesenden einen langen Applaus. «Mir wird ganz warm ums Herz», sagte Werner Brogli in seiner kurzen Ansprache. Bauernsohn Brogli bedankte sich auch bei den Möhliner Landwirten, die seine Arbeit mit viel Verständnis und Interesse verfolgen. Dass Werner Broglis Wirken im Vergleich zu den Anfangszeiten inzwischen auch in wissenschaftlichen Kreisen grosse Anerkennung findet, freute ihn sehr. «Dass heute so viele Archäologen im Publikum sitzen, ist für mich eine Wertschätzung.»
Werner Brogli hat nicht alle seine Touren übers Möhliner Feld allein unternommen. Immer wieder hatte er auch Schülerinnen und Schüler dabei. Berührend war der Zwischenruf eines ehemaligen und längst erwachsenen Schülers in Fricks Monti. «Danke Werni, du hast mein Leben verändert.»