«Es ist schon ein wenig eine Familiensache»
13.02.2025 KaistenFamilie Zaugg stellt drei Elferräte, den Narrenvater und den Ehrennarrenvater
Roland Zaugg und seine beiden Söhne Marco und Remo sind leidenschaftliche Fasnächtler. Sie sorgen seit vielen Jahren an vorderster Front dafür, dass die Chaischter Fasnacht aktiv gelebt werden kann.
Susanne Hörth
«Wenn ich am Fasnachtssonntag in die Poststrasse gehe, dort auf verschiedene Personengruppen und weiter vorne auf die Teilnehmenden unseres kleinen, aber feinen Umzuges treffe, dann um die Ecke biege und der ganze Platz voller Leute ist, dann ‹tschuttert› es mich so richtig. Es ist einfach eine unglaublich schöne Atmosphäre.» Roland Zauggs Gesichtsausdruck und Stimme verstärken seine voller Emotionen gesprochene Worte zusätzlich. Der Ehrennarrenvater der Kaister Fasnachtsgesellschaft steht ganz und gar für das närrische Brauchtum im Dorf ein. Seine Söhne Marco und Remo Zaugg tun es ebenso. Als 1979 die Fasnacht mit der Gründung der Fasnachtsgesellschaft «Chaischter Haldejoggeli» reorganisiert wurde, gehörte Roland Zaugg zu den Hauptinitianten, war zugleich der erste Narrenvater und damit Oberhaupt der Dorffasnacht.
Aktiv für diese war er aber schon früher. 1969 kam der damals 20-Jährige als Vertreter des Kaister Veloclubs in den Elferrat. «Fasnacht hat mich einfach schon immer fasziniert.» Eine Faszination, die dann später auch seine beiden Söhne Marco und Remo von klein auf mit ihm teilten. Die Brüder verneinen die Frage, ob das Mitmachen für die Fasnacht für sie je eine Erwartung oder ein Zwang gewesen sei. «Ich war kaum in der Schule, da habe ich extra für die Fasnacht einen Trommelkurs gemacht», erzählt Marco Zaugg. Denn Trommeln und Pauken würden zur Fasnacht einfach dazu gehören.
Mit Blick zurück in seine Kindheitstage fügt Remo an: «Mir ist unter anderem der Kinderball in sehr schöner Erinnerung geblieben. Wir haben dafür vielfach die Masken noch selbst gebastelt.» Apropos Basteln: Roland Zaugg zeigt auf die f latternden Fähnchen über der Hauptstrasse. «Die Vorläufer dieser Fähnchen wurden in erster Linie bei uns zuhause in der Stube hergestellt.» Er sei damals in der Mittagspause nach Hause gegangen, habe schnell gegessen und sich dann, bevor er wieder zurück an die Arbeit musste, an die Nähmaschine gesetzt. Nach Feierabend seien weitere Vereinsmitglieder gekommen und gemeinsam entstanden so Meter für Meter Fahnenschmuck für die fasnächtliche Dorfgestaltung.
Tschättermusig
Ehrensache sind für die Zauggs die Teilnahmen an den Tschättermusigen – dazu gehören auch immer jene morgens um 5 Uhr – an allen drei Faissen. An lustige Situationen an den Faissen-Donnerstagen in früheren Jahren können sie sich noch bestens erinnern. Etwa, als in den Miststöcken der eine oder andere «Verkleidete» gelandet und eingeschäumt worden ist. «Heute gibt es leider diese Miststöcke im Dorf nicht mehr», meint Marco Zaugg mit einem Augenzwinkern. Wie er ist auch Remo im Alter von 16 Jahren Mitglied im Verein «Chaischter Haldejoggeli» geworden.
Roland Zaugg war bis Ende 1996 Narrenvater, dann folgte für vier Jahre Mike Schütz. Ab 2001 übernahm wieder Roland Zaugg. 2004 übergab er das Amt seinem Sohn Marco. Dieser übt es bis heute aus. «Wenn die Fasnachtsgesellschaft 2029 50 Jahre alt wird, wäre ich die Hälfte davon Narrenvater», geht der 51-Jährige auf die Frage ein, wie lange er diese Aufgabe noch ausüben möchte. «Ja, es ist schon ein wenig Familiensache», sind sich die drei Männer einig.
Elferratsmitglied Remo Zaugg ist im Verein unter anderem seit 14 Jahren für die Organisation des heuer zum 50. Mal stattfindenden Joggeliballs verantwortlich. Wenn bei dessen Vorbereitung und Durchführung alles klappt, die Leute sich schon auf dem Nachhauseweg auf den nächsten Ball an der nächsten Fasnacht freuen, dann stimmt es für den bald 49-Jährigen. Und es motiviert ihn stets zum Weitermachen.
Marco Zaugg verhehlt nicht, dass es schwieriger geworden ist, Leute fürs Mitmachen, Organisieren und Helfen zu finden. Der Aufwand wird für ein kleines, eingeschworenes Team dadurch immer grösser. Trotzdem lohne es sich, so der Narrenvater: «Für mich ist es Herzblut. Ich mache es nicht für mich allein, sondern für das ganze Dorf. Als Narrenvater bekomme ich stellvertretend für alle, die sich für die Dorffasnacht engagieren, viel Wertschätzung. Nach der Fasnacht sind es oft Briefe von der älteren Bevölkerung. Viele Leute danken aber auch bereits am Fasnachtssonntag.» Damit es eine gelebte Fasnacht im Dorf gibt, braucht es alle, ist Marco Zaugg überzeugt.
Nachwuchs ist da
Dass es an der kommenden «Original Chaischter Strossefasnacht» – Fasnachtsumzug mit Bühnendarbietungen am Fasnachtssonntag – eine neue Gruppierung mit jungen Leuten gibt, ist für ihn ein gutes Zeichen. «Der Nachwuchs ist da.» Schön wäre, da sind sich Vater und Söhne ein weiteres Mal einig: «Wenn es mehr Aktivmitglieder geben würde.» Ein Weg dazu wäre, so Marco Zaugg, die Zusammenarbeit mit den anderen Vereinen stärken und noch mehr pflegen. Hier fügt Roland Zaugg an: «Es geht damit auch ein wenig zurück in die Anfänge.» Fasnacht wurde im Dorf vor der Gründung der Fasnachtsgesellschaft «Chaischter Haldejoggeli» durch den Elferrat organisiert. Der Rat setzte sich aus Vertretern der Dorfvereine zusammen.
Am heutigen 1. Faissen gehören Roland, Marco und Remo Zaugg zu den Menschen, die mit lautem Getöse schon um 5 Uhr morgens mit der Tschättermusig den Start der eigentlichen Dorffasnacht 2025 verkünden. Am Abend wird Narrenvater Marco Zaugg nach der Freilassung des Haldejoggeli-Geistes dann den Schlüssel für das Regierungsgebäude aus den Händen des Gemeinderates erhalten. Bis in die Nacht auf Aschermittwoch haben dann die Fasnächtler das Sagen im Dorf. Die Fasnachtsgesellschaft hat – grosse Unterstützung bekommt sie dabei auch von der Guggenmusik «Prototype Chaischte» – in diesen rund drei Wochen viele Anlässe für Jung und Alt organisiert. Je mehr Kaisterinnen und Kaister daran teilnehmen und das närrisch-bunte Miteinander geniessen, desto grösser ist die Motivation der Verantwortlichen, auch in den nächsten Jahren wieder eine tolle Chaischter Fasnacht zu organisieren.