«Es braucht bio und konventionell»

  10.05.2024 Frick

Das FiBL empfing gegen 100 Gäste zum Werkgespräch

Gross war am Dienstagabend das Interesse am zweiten «Fricktaler Werkgespräch» auf dem Gelände des FiBL in Frick. Jürn Sanders forderte Bio- und konventionelle Landwirtschaft auf, gemeinsam nach Lösungen im Kampf gegen Klimawandel und Biodiversitätsverlust zu suchen.

Simone Rufli

Mehr als einmal im Laufe der 27-jährigen Geschichte hätten andere Kantone das Forschungsinstitut aus dem Fricktal weglocken wollen, erzählte Bernadette Oehen, Mitglied der FiBL-Geschäftsleitung. «Wir wollen bleiben.» Lokal verankert, dafür weltweit bestens vernetzt mit anderen Forschungseinrichtungen und stets nah an der praktischen Tätigkeit der Landwirte. «Landwirtschaft», so Bernadette Oehen, «ist ein komplexes Thema. Wir sehen es als unsere Aufgabe, darüber zu reden, was wir machen.» Das Werkgespräch sei eine willkommene Gelegenheit.

«Und wir wären an jeder Station gerne noch länger geblieben», bedankte sich Françoise Moser, Präsidentin des Planungsverbands Fricktal Regio, bei den Gastgebern. Die rund 100 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und der «normalen» Bevölkerung waren zuvor von Adrian Krebs begrüsst und von Mitarbeitenden des Forschungsinstituts gruppenweise über aktuelle Projekte bei den Steinobstanlagen, in den Stallungen und im Bereich der Mikrobiomforschung (Symbiose zwischen Pilzen und Pflanzen) informiert worden.

Jeder Einzelne ist wichtig
Auf grosses Interesse stiess in der Folge auch Jürn Sanders Referat zur Frage «Is(s)t bio die Lösung?». Der Vorsitzende der FiBL-Geschäftsleitung wartete mit interessanten Ausführungen auf und mit der Frage: «Reicht das, was wir bisher getan haben, um die Weichen beim Klimawandel oder bei der Biodiversität in eine Richtung zu stellen, die eine bessere Welt verspricht?» Trotz allem, was bisher unternommen wurde, «die Überschreitung der planetaren Belastungsgrenze hat zugenommen», so Sanders. Global sei die Lebensmittelproduktion verantwortlich für einen Fünftel der Übernutzung des Grundwassers, einen Drittel der Bodendegradation, die Hälfte des Biodiversitätsverlustes und einen Drittel der Treibhausgasemissionen. Es brauche die Anstrengung aller bis hin zu jedem einzelnen Konsumenten und eine Vielzahl von Mitteln, so etwa mehr pflanzenbasierte Nahrung, weniger Food-Waste (Lebensmittelabfall), die konsequente Verwendung von regionalen Produkten, effizientere Produktionssysteme, die Wiederverwendung von Abfall-Produkten und Suffizienz, was bedeute, Ressourcen zu sparen, in dem weniger produziert wird.

Nicht gegen-, sondern miteinander
Sicher würde eine gesunde Ernährung auch helfen, die Gesundheitskosten zu senken, stimmte Jürn Sanders einem Gast zu. «Allerdings gibt es noch zu viele Menschen, die sich keine gesunde Ernährung leisten können. Das ist ein grosses Problem» Ob Bio bald zum Standard werde, wollte jemand wissen. Ein Landwirt, der vor vielen Jahren am FiBL-Standort noch die landwirtschaftliche Schule besucht hat, brach dagegen der konventionellen Landwirtschaft mit dem steigenden Anteil an Öko-Flächen und dem Einsatz für Biodiversität eine Lanze. «Jeder Beitrag, ob von Bio oder konventionell, ist wichtig», betonte Jürn Sanders. Es gehe darum, gemeinsam Mittel und Wege zu finden.

«Wissen Sie, wo Sie sich hier befinden?», hatte Bernadette Oehen ihre Gäste zu Beginn gefragt. «Das Gebäude heisst Alvarium. Das bedeutet Bienenstock. Bienen kehren immer wieder zurück. Das hoffen wir von Ihnen auch.»

Die öffentlichen «Fricktaler Werkgespräche» wurden im vergangenen Jahr von Fricktal Regio gemeinsam mit Unternehmen aus der Region lanciert. Das Patronat trägt die Regionalgruppe Fricktal der Aargauischen Industrieund Handelskammer (AIHK). Die Auftaktveranstaltung fand im Juni 2023 im Forschungszentrum der Syngenta in Stein statt.


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