Einblick in ein spannendes Leben
21.11.2024 HerznachAltnationalratspräsident Ruedi Lustenberger aus Romoos mochte seine Zuhörerschaft in der «Stollenbar» des Bergwerks Herznach mit einem höchst interessanten und lebhaften Referat zu überzeugen.
Um auf sich aufmerksam zu machen, braucht es oft auch den Mut, gewohnte Pfade zu verlassen und neue Wege einzuschlagen. Dies ist dem 2004 gegründeten Verein Bergwerk Herznach mit dem neuen Format «Zu Gast im Bergwerk» gelungen und so freute sich Vereinspräsident David Kläusler ausserordentlich, als ersten Gast Berufskollege und Altnationalratspräsident Ruedi Lustenberger und seine Gemahlin Marie-Therese dem zahlreich erschienenen Publikum in der «Stollenbar» vorzustellen.
Nach der obligatorischen Schulzeit hat der in Romoos im Entlebuch beheimatete Lustenberger 1969 die Schreinerlehre erfolgreich abgeschlossen. «Mein Vater, ebenfalls Schreiner, hatte sich selbstständig gemacht und beschäftigte einen Lernenden. Er war darauf bedacht, dass der Betrieb weitergeführt wird und so ging er auf den Deal ein, die Schreinerwerkstatt vor meiner Übernahme auszubauen.» Lustenberger löste das Versprechen ein und bestand 1982 die Meisterprüfung mit Erfolg und er beschäftigte fortan drei bis acht Mitarbeitende. Bevor er 1991 in die Politik einstieg, unterrichtete er an der Berufsschule Willisau die Berufslernenden im Schreinergewerbe. Über diese Zeit, in welcher er über 600 Lernende in den Fächern Berufskunde und Rechnen im Nebenamt unterrichtete, die ihn als strengen, aber gerechten Lehrer bezeichneten, wusste er vieles zu berichten.
Ein Faible für die Geschichte
Obwohl er als Sechsjähriger noch nicht lesen konnte, hat ihn das Bild eines Panzers in der Zeitung, als es in Ungarn zu einem Aufstand kam und die Rote Armee einmarschierte, nachhaltig geprägt. So hat er sich später intensiv mit der Geschichte der Schweiz auseinandergesetzt. Seine Bewunderung gilt dem Bahnpionier Alfred Escher und Ulrich Ochsenbein, der Gründungsfigur der modernen Schweiz. Von 1991 bis 1999 gehörte der fünffache Vater Ruedi Lustenberger dem Grossen Rat des Kantons Luzern an, 1999 war er Grossratspräsident. Auf Drängen seiner Partei, der CVP (heute Die Mitte), stellte er sich der Wahl in den Nationalrat, welchem er bis 2015 angehörte. Mit einem Glanzresultat von 175 von insgesamt 183 Stimmen wurde er für das Jahr 2014 zum Nationalratspräsidenten gewählt.
Einzigartiges politisches System
«Ich habe den Stuhl des höchsten Schweizers nicht als besonders bequem empfunden. Als staatspolitisch interessierter Mensch hat es mich immer wieder gefreut, den Gästen unseren Föderalismus, die direkte Demokratie, die Initiative und das Referendum zu erklären. Wichtig war für mich auch der Kontakt mit der Bevölkerung. Rund die Hälfte der 365 Tage in meinem Amtsjahr habe ich in fremden Betten geschlafen, etwa 200 Veranstaltungen besucht und über 100 Reden gehalten. Ich fand auch Gefallen an den Aufenthalten und Treffen im Ausland. Hinzu kamen meine Verpflichtungen während elf Jahren als Zentralpräsident des Verbandes Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM), welche mir durch einen guten Direktor erleichtert wurden», so Lustenberger.
Zur Freude des Publikums gab er nicht nur Reminiszenzen aus seiner politischen Tätigkeit zum Besten und unterstrich damit seine Bodenständigkeit, sein Engagement und die Geselligkeit.
Die gewonnene Freizeit verbringt er nun mit den sieben Enkelkindern und seiner Ehefrau, die ihm über all die Jahre den Rücken freigehalten hat. Mit dem von ihm verfassten Buch «De Reinek und de Schryber», welches 66 Geschichten umfasst, bedankte er sich bei David Kläusler für die Einladung. Danach waren die Vereinsmitglieder um das leibliche Wohl der Gäste besorgt. (mgt)