Ein Sturz mit gravierenden Folgen
08.08.2024 BrennpunktAls wären die Hürden des ersten Halbjahres nicht schon genug gewesen, sorgte ein Treppensturz von Rolf Lanz für noch mehr Herausforderungen im Zeiher Vogelpark Ambigua. 14 Knochenbrüche und ein gequetschtes Zwerchfell sind einige der Verletzungen, die sich der Park-Gründer bei seinem Unfall zugezogen hatte.
Susanne Hörth
Wer Rolf Lanz kennt, ihn und sein Wirken über die Jahre begleitet hat, weiss: Dieser Mann ist ein Macher und einer, der stets neue Pläne entwickelt und es auch versteht, sie umzusetzen. «Ich bin mir dabei stets meiner Verantwortung, insbesondere unserer Mitarbeitenden gegenüber, bewusst und kann Risiken abschätzen», betont der Gründer des Zeiher Vogelparks Ambigua gegenüber der NFZ. Er sitzt bei diesem Gespräch zuerst am Esstisch in seinem kleinen Holzhäuschen auf dem Parkgelände, später im Liegestuhl draussen. Auch wenn er mittlerweile wieder zuhause ist, kann er längere Zeit nicht arbeiten. Sichtbare Zeichen dafür sind seine beiden in Gips steckenden Unterarme sowie der schwerfällige Gang. Ursache dafür sind ein Unfall vor etwas mehr als sechs Wochen. «Ich bin bei einem Treffen mit einem lieben Freund in Basel eine Treppe hinuntergestürzt.» An den Sturz, 20 steinerne Treppenstufen hinunter, konnte er sich in den ersten Tagen im Krankenhaus kaum erinnern. «Zum Glück war mein Freund dabei und hat schnell reagiert, mir geholfen und die Ambulanz informiert.» 14 Knochenbrüche – unter anderem ein Schädelhirntrauma, Rippenbrüche, zertrümmerte Handgelenke – ein grosses Loch über dem Auge und eine grosse Wunde mit Muskelriss im Oberschenkel verlangten nach mehreren Operationen.
Die ersten Tage nach seinem Unfall verbrachte Rolf Lanz auf der Intensivstation. Bedingt durch die Verletzungen von Zwerchfell und Lunge sowie der neun gebrochenen Rippen konnte er nur schlecht atmen und sprechen. Dass er trotz allem Glück hatte, den Sturz überlebt hat und nicht im Rollstuhl gelandet ist, das weiss Lanz. Er wurde sich aber auch seiner Endlichkeit bewusst. Dabei geht es ihm jedoch weniger um sich selbst als vielmehr um sein Lebenswerk, den Vogelpark Ambigua in Zeihen. Seine gute körperliche Konstitution hat dem 74-Jährigen letztlich auch das Leben gerettet.
Herausfordernde Zeit
Hinter Rolf Lanz und seinem Team liegen seit November vergangenen Jahres anspruchsvolle Monate. «Begonnen hat es, als wir feststellen mussten, dass der Boden des Park-Kioskes mit Küche und Invaliden-Toilette durchgefault war», erzählt Lanz. Ein kompletter Neubau mit Kostenfolge in Höhe von rund 110 000 Franken war unausweichlich. Mit der Eröffnung des Parkes für das Publikum im April folgte dann eine nasskalte Wetterphase, was zu einer grossen, finanziellen Einbusse führte. Der Park hat sieben Monate im Jahr für die Besucher geöffnet. Mit den Einnahmen aus dieser Zeit sowie mit Spenden müssen die anderen fünf Monate abgedeckt werden. Es kam noch eine weitere Herausforderung dazu. «Wir bekamen von Bund und Kanton noch nie so viele beschlagnahmte exotische Vögel wie von August 2023 bis Mai 2024. Wir mussten einen Aufnahmestopp bekanntgeben. Der Park hat keine Kapazitäten mehr.»
Und dann kam im Juni der Treppensturz. Der arbeitsintensive Alltag im Vogelpark musste ohne seinen Gründer funktionieren. Zum Glück, so Lanz, könne er mit Betriebsleiterin Noemi Appert, dem Team sowie vielen Helfenden auf grosse Unterstützung zählen. Schweren Herzens sagte er in Absprache mit Noemi Appert eigentlich festgebuchte Veranstaltungen wie den Grillabend, den Kinder- und Jugendworkshop und andere ab. Der Aufwand wäre mit dem «geschrumpften» Team kaum noch stemmbar gewesen. «Ich muss Geduld lernen», sagt Rolf Lanz, der eigentlich liebend gerne im Park mithelfen würde. Bis aber alles verheilt und auch die Schmerzen deutlich ertragbarer sind, muss er noch eine Weile warten. Er nutzt diese Zeit, um sich einem schon viele Jahre gepf legten Hobby etwas mehr widmen zu können. Stolz zeigt er einen kleinen Raum, in welchem er ein Foto- und Filmstudio eingerichtet hat.
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