Ein Schuh unter der Türschwelle
25.03.2025 Wittnau«Ich habe einen Kinderschuh gefunden.» Der Satz stand am Anfang des Prozesses, der zum «Adlerauge 2024» führte. Jetzt liegt das Werk vor. Es erzählt von «Schutz und Schirm für Haus und Hof», Sammler- und anderen Leidenschaften und gibt der Jugend das Wort.
Simone Rufli
Ob Steinbeile oder Schuhe – wurden die Gegenstände in Grundmauern, in Zwischendecken, unter Türschwellen oder Türstürzen versteckt, sollten sie als Glücksbringer oder Abwehrzauber Haus und Hof, Mensch und Tier vor Blitz und Feuer schützen. Diese Mischung aus Brauchtum und Aberglaube war im Fricktal nicht unbekannt, wie Funde aus verschiedenen Dörfern belegen.
Davon erzählte Peter Liechti vom «Adlerauge»-Redaktionsteam anlässlich der Vernissage des neusten Bandes. Auch Liechti hat in einem Zwischenboden einen alten Kinderschuh gefunden, als er sein altes Bauernhaus an der Hauptstrasse 32 umbauen wollte. Zusammen mit Werner Fasolin, der sich bestens mit historischen Bautechniken im Fricktal auskennt, ging er der Sache auf den Gund. Was die Recherche der beiden ergab, ist im eben erschienenen «Adlerauge 2024» nachzulesen.
Ein Thema kam zum anderen
Mit dem scharfen Blick des Wappenadlers beobachtet das «Adlerauge» das Dorfgeschehen und hält es seit 1989 in der gleichnamigen Dorfchronik in Wort und Bild fest. Jetzt liegt Nummer 37 vor. Auf dem Umschlag das Bild eines Schuhs. «Ich habe einen Kinderschuh gefunden.» Mit diesem einen Satz von Peter Liechti habe sich der Schwerpunkt wie von selbst ergeben, erklärte Daniela Stäuble-Busetto vom Redaktionsteam. Dann seien weitere Themen dazugekommen: Was bewegt Menschen? Wofür brennen sie? Welches sind ihre Herzensangelegenheiten? Martina Schmid-Gürtler brennt für Kunst aus Glasperlen. Heidi Tschudi-Burkart sammelt «Musigörgeli», Susanne Müller-Gubler Tausende Pixi-Bücher und SJW-Hefte und Daniel Herzog «Märklin Sprint»-Autorennbahnen aus den Jahren 1967-1982. Und Familie Dommen, sie erzählt vom Leben im neuen Zuhause auf dem Lindenhof.
Apropos brennen: Christoph Benz fand bei sich daheim keinen Schuh, dafür ein Osterscheit, einen Stock, der, im Osterfeuer angesengt, vor Feuer und Blitzeinschlägen schützen sollte. Auch eine Einsiedler-Schabmadonna, vermutlich aus den Jahren nach 1800, war bei der Buch-Vernissage im Mehrzweckgebäude ausgestellt. Gefunden im Oberdorf im Haus der Familie Kehr. Schab-Madonna deshalb, weil Gläubige mit einem Messer auf der Rückseite der Lehmfigur Material abschabten und Kranken als wundertätige Medizin ins Essen oder Trinken mischten, wie Christoph Benz erklärte.
Neu mit Jugendreporter
Um zwei Kindheiten, die durch viele Lebensjahre getrennt sind, geht es in der neuen Rubrik «Jugendreporter», eröffnet von Felicitas König. Ihr sei warm ums Herz, angesichts der wunderbaren Zusammenarbeit im Team – «dieser neugierigen, leidenschaftlichen und weltoffenen Bande» – so eine stolze und sichtlich erfreute Daniela Stäuble. «Ich hoffe, Ihnen ergeht es beim Lesen genauso.»
«Adlerauge 2024», Wittnauer Dorfchronik; Verkaufsstellen: Volg-Laden und Landgasthof Krone, Wittnau.