Ein Kindheitstraum ist in Erfüllung gegangen

  07.09.2024 Persönlich, Eiken

Kai Elmiger und die Feuerwehr Sisslerfeld

Wenn es brennt, Hilfe bei Unfällen oder Unwetterereignissen erforderlich ist: Die Feuerwehr Sisslerfeld ist mit ihren 90 Angehörigen stets bereit. Einer der Feuerwehrmänner ist Kai Elmiger. Das Besondere: Der 20-jährige Eiker sitzt im Rollstuhl.

Susanne Hörth

«Mir sagt niemand ‹Du kannst das nicht›. Ich teste es aus und entscheide dann selbst, was geht und was nicht.» Kai Elmiger sagt es mit fester, beinahe kämpferischer Stimme. Das Lachen in seinem Gesicht schmälert die Ernsthaftigkeit dieser Aussage in keiner Weise. Vielmehr widerspiegelt die offene Art, gepaart mit einem starken Willen, dass hier ein junger Mann sitzt, der sich nicht unterkriegen lässt. «Das war nicht immer so», fügt der 20-jährige Eiker leise hinzu. «In der Schule wurde ich viel gehänselt, ich habe gelitten. Wie oft bin ich weinend nach Hause gegangen. Das hat sich seit Beginn meiner Lehre absolut verändert.»

Kai Elmiger spricht von gehen, kann es auch, braucht dazu aber Krücken. Für längere Strecken ist er auf einen Rollstuhl angewiesen. In diesem sitzt er am Donnerstagabend vor dem Magazin der Feuerwehr Sisslerfeld (ihr gehören die Gemeinden Eiken, Münchwilen und Sisseln an) in Eiken. Wie die zahlreichen Anwesenden trägt auch er Feuerwehrkleider. Der Stolz darüber, vielmehr, Teil des Feuerwehrteams zu sein,ist ihm deutlich anzusehen. Seit Jahresbeginn ist er dabei. Damit ist sein grosser und schon als kleiner Bub gehegter Traum in Erfüllung gegangen.

«Er war sogar schon bei einem Ernstfalleinsatz dabei; bei einem Grossbrand», sagt Sascha Hohler, Kommandant der Feuerwehr Sisslerfeld. Er und ebenso Vizekommandant Mario Küng betonen: «Wo und wie Kai eingesetzt werden kann, ist zurzeit noch ein Herantasten.» Sicher ist, dass der junge Eiker wie alle seine Feuerwehrkolleginnen und -kollegen zu Proben wie Ernstfällen aufgeboten wird, er trotz seiner körperlichen Beeinträchtigung ein vollwertiges Mitglied des Teams ist. Bei dem bereits erwähnten Grossbrand hat Kai Elmiger das Kommando begleitet. Bei diesem kann er Aufgaben im Bereich der Kommunikation, beim Erfassen von Notizen und Ähnlichem übernehmen.

Inklusion
Kai Elmiger ist mit einem offenen Rücken auf die Welt gekommen. Zehn grosse Operationen liegen bereits hinter dem 20-Jährigen. «Ich werde immer auf den Rollstuhl angewiesen sein.» Das hindert ihn jedoch in keiner Weise, sich weitgehendst zu integrieren. Er hat die Dorfschule besucht, sich danach für die Lehre als Velomechaniker entschieden. «Ich wollte schon immer etwas mit den Händen machen.

Aktiv mitanpacken. Im Sommer 2023 habe ich die Lehre abgeschlossen.» Sein Beruf bereite ihm sehr viel Freude, sagt Kai Elmiger. Es wundert daher nicht wirklich, dass zu seinen Hobbys Velofahren gehört. Auch mit Freunden etwas unternehmen, ist für ihn sehr wichtig. «Ich habe als Kind nie wirklich viele Freunde gehabt. Dafür sind die Freunde von damals auch noch heute meine Freunde.» Zu seinen weiteren Hobbys gehören Monoski fahren, der Schützenverein und natürlich die Feuerwehr. Wichtig ist ihm zudem das regelmässige Krafttraining, welches er im Rahmen der Physiotherapie absolviert.

Feuerwehr, auch eine Familiensache
Seine beiden älteren Brüder Jan und Lars gehören ebenfalls der Feuerwehr Sisslerfeld an. Die Geschwister haben das Feuerwehr-Gen quasi in die Wiege gelegt bekommen. «Unser Vater war 20 Jahre lang Vizekommandant bei der Feuerwehr», sagen die drei fast unisono und voller Stolz in der Stimme. Kai Elmiger ergänzt: «Mein Vater hat mich schon als Bub immer wieder mal im Feuerwehrauto mitgenommen. Das war super schön und richtig aufregend.» Heute fährt er als Mitglied der Feuerwehr Sisslerfeld mit. Begonnen hatte es mit dem Aufgebot zur Rekrutierung der Feuerwehr.

«Wir proben zirka sechsmal im Jahr und werden zu bis zu 30 Ernstfällen pro Jahr gerufen», macht Kommandant Sascha Hohler deutlich, wie sehr die Mannschaft gebraucht wird. Eine Mannschaft, so Kai Elmiger, in der ein sehr positiver Umgang miteinander herrsche. «Sie stehen zu mir», fügt er stolz an.


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