Essen als ein Schwerpunkt auf dem Römerfest

Mit 21 000 Besuchern war das Römerfest besser besucht als im Vorjahr. Gute Gelegenheit für die Organisatoren vom Museumsteam in Augusta Raurica, mit einigen Missverständnissen aufzuräumen – und den Tisch zu decken.

Boris Burkhardt

AUGST. Es ist traditionell sehr heiss am Römerfest. Das galt zumindest für den Samstag. Die Legionäre, die gegen 15 Uhr zur heissesten Tageszeit unter den blechernen Klängen des Cornu– und dem begeisterten Applaus der trotz Hitze zahlreichen Besucher in die Arena des Theaters einmarschierten, durften deshalb für einmal ihre Rüstung im Castrum, dem Lager am anderen Ende des Festgeländes, lassen. Ein perfekter Zeitpunkt für die Archäologin Adrienne Cornut, um auf eines der Missverständnisse über die Römer hinzuweisen.

Wie die Zuschauer nämlich deutlich sehen konnten, trugen die Legionäre Tuniken in verschiedenen Farbtönen von Weiss, Grau, Braun und Rot. Grüne Uniformen, wie sie Udérzo und Goscinny in ihren «Asterix»-Comics populär machten, kann Cornut nämlich ausschliessen: Stoff grün zu färben, sei sehr exotisch und teuer gewesen. Tatsächlich habe es überhaupt keine Uniform römischer Soldaten im heutigen Sinne gegeben.

Die Bewaffnung, Speer, Schwert und Dolch, sei einheitlich vorgegeben gewesen. Die Kleidung aber habe sich jeder Soldat selbst zulegen müssen. Für die kalten Winter in Augusta Raurica gehörten übrigens auch warme Wollsocken dazu: Aus der benachbarten Römerstadt Vindonissa in Windisch sind laut Cornut tatsächlich Briefe der Legionäre an ihre Mamas überliefert mit der Bitte, ihnen Socken zu schicken.

Weitere Mythen, die mittlerweile widerlegt sind, ranken sich um die Esskultur der Römer. Für die Kline, die römische Liege für Mahlzeiten, gibt es zwar handfest Beweise, etwa von Graffiti aus Pompei. «Gelage mit Gästen hatten durchaus ihren Sinn zur gesellschaftlichen Präsentation», weiss Cornut: «Die Kline mit der besten Sicht, meist auf den Garten, war dem Ehrengast vorbehalten.» Beweise gebe es aber auch, dass eine Hausherrin in einem Korbstuhl gespeist habe. «Frauen, die mit auf der Liege speisten, hatten wohl eher andere Aufgaben», drückt es Cornut höflich aus.

Auch die populäre Vorstellung, man habe sich beim Essen mit der Feder im Rachen übergeben, um noch mehr essen zu können, sei wohl einigen Emporkömmlingen aus unteren Schichten zu verdanken, die damit auf vulgäre Art ihr neues Leben im Überfluss hätten zeigen wollen. Viel Negatives über die gehobene römische Esskultur sei auch christlichen Autoren zu verdanken, die ein Interesse an einer schlechten Darstellung der heidnischen Kultur gehabt hätten.

Die Gruppe «De-Gustatio» bemühte sich am diesjährigen Fest hingegen besonders um eine authentische Umsetzung römischer Rezepte – die Gründerinnen Corinne Hodel und Anita Brumann sind als Archäologen vom Fach und haben mit den weiteren Mitgliedern der Schaukochtruppe bereits 17 Jahre Erfahrung im Zubereiten römischer Speisen. Sie präsentierten den Besuchern kostenlose Häppchen, etwa die Fleischbällchen vom Rind und Schwein in Fischsauce, Essig, Kreuzkümmel und Pfeffer oder den «Armenische Gurke» genannten Kürbis mit Fischsauce, Honig, Essig, Pfeffer und Minze, aber auch Pfirsiche in Fischsauce. Für heutige europäische Gaumen exotisch, ähnele die römische Küche weit mehr der asiatischen als der heutigen mediterranen, erklärt Hodel. Wichtig war ein süss-saurer Ausgleich der Gewürze.

Die Römer assen süss-sauer

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