Die Narrenmutter gehört einfach zur Fasnacht
13.02.2025 LaufenburgVor 60 Jahren wurde die Laufenburger Narrenmutter erstmals aufgestellt. Damals noch über einem Brunnen vor dem ehemaligen Solbad.
Der erste Standort der Fasnachtsmutter befand sich über dem Brunnen vor dem Solbad. Dieses ist später dem «Roten Löwen» gewichen. Nicht gewichen, sondern verschoben wurde der Brunnen. Er steht heute vor dem «Adler». Die Narrenmutter hingegen grüsst längst von prominentem Platz bei der Hauptstrasse.
Susanne Hörth
Natürlich kennen sie die Narrenmutter, werden wahrscheinlich die meisten Laufenburger sagen. Ebenso auch Auswärtige, die sich während der Fasnacht in Laufenburg auf halten oder während dieser Zeit durch Laufenburg fahren. Auf «ihrem» Platz, nahe der Hauptstrasse ist die grosse, eindrückliche Figur mit einer Schürze voller Narrenkinder, nicht zu übersehen. In den ausgestreckten Händen hält sie seit einigen Jahren auf der einen Seite einen Salmfänger, auf der anderen einen Barrocker; beides eng mit der Laufenburger Fasnacht verbundene Figuren. Die Fasnachtsmutter stand nicht immer oben bei der Hauptstrasse, wissen Ilse Jehle von den Salmfängern und Felix Klingele, Mitglied der Narro-Alt-Fischerzunft 1386 und alt Städtle-OK-Präsident.
Bis 1964 wurde jeweils während der Fasnacht ein grosses Gemälde über dem Marktplatzbrunnen vor dem Solbad in der Altstadt platziert. Weil der «Helgen» sichtlich in die Jahre gekommen war, «brachte sich der damalige Zehnerratspräsident Hans Läuchli mit der Idee einer Narrenmutter ein», erzählt Ilse Jehle. Der gelernte Metallbauer Läuchli erstellte eine Metallkonstruktion, die exakt über den Marktplatzbrunnen mit seinem mittigen Brunnenstock passte. Es ist quasi das «Skelett» der Fasnachtsmutter. Aus Polyester wurden, von den ebenfalls bei der Erstellung der Figur beteiligten Männern, der vierteilige, ausgestellte Rock mit Schürze, der Oberkörper mit zuerst noch anliegenden Armen und der Kopf gefertigt. Jedes der vielen Narrenkinder wurde separat aus Gipsbinden geformt. Das Kleid der Narrenmutter erhielt eine Bemalung im typischen Plätzli-Stil der Laufenburger Narro-Alt-Fischerzunft. Die sanften Gesichtszüge verraten, was die grosse Figur auch darstellen soll: eine stets beschützende und vielfache (Narren-)mutter.
«1965 wurde die Fasnachtsmutter dann erstmals in der Altstadt vor dem Solbad aufgestellt», sagt Ilse Jehle. Das Solbad wurde 1972 abgerissen, um Platz für den «Roten Löwen» zu machen. Weil befürchtet wurde, dass der davorstehende Brunnen den Aussenbereich des Hotel-Restaurants beengen könnte, wurde der Marktplatzbrunnen um mehrere Meter bis vor den «Adler» verschoben. Die Fasnachtsmutter hingegen blieb vor dem «Roten Löwen». Statt Brunnen bekam sie ein eigenes Podest. Anlässlich ihres 20-Jahre-Jubiläums widmete der Keramik-Künstler Hans Lifka der Narrenmutter die Fasnachtsplakette 1985.
Sechs Jahre später wurde aufgrund des herrschenden Golfkrieges die Laufenburger Fasnacht abgesagt. Im gleichen Jahr musste der Zehnerrat aufgrund seiner Handlungsunfähigkeit aufgelöst werden. «Dann übernahmen wir die Aufgaben des Zehnerrats und damit auch die Pflege und den Erhalt der Narrenmutter», so Ilse Jehle. Mit wir meint sie die 1992 gegründete Fasnachtsgesellschaft Salmfänger. Ilse Jehle stiess 1994 als «Salmschriberi» dazu.
Für die Organisation der Laufenburger Städtlefasnacht wurde 2012 ein eigenes Komitee gebildet. «Die Narrenmutter wurde und wird weiterhin von uns, den Salmfängern, gepflegt, auf- und abgebaut.»
Ein neuer Platz
Durch Witterungseinf lüsse, Aufund Abbauten, Transporte und Lagerungen verlangte die Narrenmutter regelmässig nach «Sanierungen». Eine dieser Instandstellungen durch die Salmfänger war 1993. In diesem Jahr wechselte die Narrenmutter auch ihren Standort und wurde erstmals vor den Toren der Altstadt beim Hotel Bahnhof aufgestellt. Von dort wechselte sie zwei Jahre später auf den Dreispitz bei der Hauptstrasse. Während der närrischen Tage verschwindet dann die Skulptur von Erwin Rehmann unter dem Rock der Narrenmutter.
«Die Narrenmutter gehört in die Altstadt auf den Wasenbrunnen», machte 1998 ein Votum aus Fasnachtskreisen die Runde. Ein Vorschlag, dem nachgegangen wurde. Weil aber der Wasenbrunnen keinen Brunnenstock in der Mitte hat, passte die grosse Figur nicht darauf. Sie wurde weiterhin auf dem Dreispitz oben bei der Hauptstrasse aufgestellt. Aber nicht immer.
2019, ein Jahr nach einer weiteren Sanierung, grüsste die Fasnachtsfigur alle vorbeifahrenden Verkehrsteilnehmenden vom Zollkreisel aus. Grund für diesen temporären Umzug war die Sanierung der Hauptstrasse inklusive nebenstehenden Plätzen. Es war nach 2005 das zweite Mal, dass die Narrenmutter auf dem Brückenkreisel aufgestellt wurde.
«Die Narrenmutter gehört einfach der Fasnacht», betont Ilse Jehle. Felix Klingele nickt und ergänzt: «Wir sind da, um sie zu hegen und zu pflegen.»