Der Mensch ist den digitalen Veränderungen nicht gewachsen
14.11.2024 FrickNetzwerkanlass Gewerbe Region Frick-Laufenburg
Anlässlich des Netzwerkanlasses des Gewerbes Region Frick-Laufenburg referierte Lutz Jäncke in Fricks Monti. Der Neuropsychologe sprach zum hochaktuellen Thema «Der analoge Mensch in der digitalen Welt».
Janine Tschopp
Von Künstlicher Intelligenz (KI) verspreche man sich eine bessere Welt, meinte Lutz Jäncke, Neuropsychologe, einleitend. Im Anschluss stellte er die Frage «Können wir das überhaupt bewältigen?».
Zu Beginn seines Referats zum Thema «Der analoge Mensch in der digitalen Welt» ging Jäncke auf die Evolution ein. Der Mensch könne aussergewöhnliche Leistungen erbringen, sei aber das einzige Wesen auf dieser Welt, das sich selber vernichten könne. «Wir verfügen auch über die moralischen Voraussetzungen dies zu tun», ergänzte der Neuropsychologe. Und: «Der grösste Feind des Menschen ist der Mensch.»
Technik hat Kultur dramatisch beeinflusst
Lutz Jäncke ging auf die technischen Entwicklungen, insbesondere in den letzten 17 Jahren ein. Dabei erwähnte er das Smartphone (2007) und das Tablet (2010) und meinte, dass Technik die Kultur noch nie so dramatisch beeinflusst habe wie in den letzten 17 Jahren. «Diese Geräte haben alles verändert», betonte er. Die digitale Welt habe je länger, je mehr Einfluss. Laut einer Statistik verweilt der Schweizer täglich über 5,5 Stunden im Internet, während in Südafrika im Durchschnitt über 8,5 Stunden pro Tag im Netz gesurft wird. Das Problem sei, dass der Anteil an sinnvollen Informationen immer kleiner würde. «Das Internet ist voll von Bullshit», sprach Jäncke deutliche Worte.
Sklaven der Reize
Menschen, welche von mehreren Medien gleichzeitig Informationen konsumieren, also «Medien-Multitasker» können sich immer weniger konzentrieren. «Je schwieriger die Multitasking-Aufgabe, desto langsamer und fehleranfälliger arbeiten die Medien-Multitasker», ist die Quintessenz einer Studie, welche Jäncke am Dienstagabend präsentierte. «Viele Jugendliche werden zu Sklaven der Reize», erklärte er. Pro Zeiteinheit wünsche man sich immer mehr Stimulation. Ob in der Musik, bei Filmen oder in der Literatur. Nur gut die Hälfte der Netflix-Benutzenden schaue sich einen Film von Anfang bis Ende an.
Der Neuropsychologe ging auf mögliche Auswirkungen der Reizüberflutung ein und erwähnte unter anderem die verkümmerte Entwicklung des Frontallappens im menschlichen Gehirn. Wichtig sei, selbstdiszipliniert zu sein und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, um den Frontallappen zu trainieren. «Können wir das überhaupt bewältigen?», war die Frage, welche Lutz Jäncke am Anfang seines Referats stellte. Eine Stunde später war den Zuhörenden klar: «Nein.» Obschon die digitale Welt viele Vorteile hat, ist das menschliche Gehirn dafür nicht geschaffen. Die digitalen Veränderungen sind zu schnell und belasten den Menschen massiv.
Das kurzweilige Referat des renommierten Neuropsychologen kam beim Publikum sehr gut an. Über 120 Geref-Mitglieder strömten am Dienstagabend in Fricks Monti, um Lutz Jänckes interessante Ausführungen zu diesem hochaktuellen Thema zu hören.