Der Läufer mit den Riesenschritten

  18.07.2024 Möhlin

Ben Kull aus Möhlin startet an der U18-Europameisterschaft

Bis hierhin war es vielmehr ein Sprint, dabei ist dieser Sechzehnjährige ein 800-Meter-Läufer: Ben Kull steht kurz vor dem vorläufigen Höhepunkt seiner noch jungen Karriere.

Ronny Wittenwiler

Eben erst spielte er noch beim FC Möhlin, und es fühlt sich fast etwas unwirklich an. Denn für Ben Kull ging alles so enorm schnell. «Im September sind es drei Jahre.» Da trat er dem LCB bei, dem Leichtathletik-Club Basel, fast schon etwas notgedrungen, wie er lächelnd hinzufügt, denn: «Ohne Sport wäre es langweilig.» Apropos enorm schnell: Am Montag traf sich Ben Kull mit dieser Zeitung zum Gespräch, am Dienstag flog er nach Wien, morgen Freitag startet er für die Schweiz in der Slowakei an der U18-Europameisterschaft über 800 Meter.

Plötzlich stimmt alles
Das Ticket für die Leichtathletik-EM holte sich Kull im Mai in Karlsruhe, seinem ersten internationalen Meeting überhaupt. Er lief die 800 Meter in 1:55.91. «Das hat gerade noch so gereicht.» Die EM-Limite liegt bei 1:56.0. Unaufgeregt erzählt er von den starken Briten, die am Freitag an den Start gehen, von den anderen Läufern, die fast alle schnellere Zeiten vorweisen würden als er selbst, und doch ist seine eigene Geschichte eine besonders erstaunliche. Keine drei Jahre Leichtathletik und jetzt schon eine Europameisterschaft? Niemals habe er auch nur im Geringsten damit rechnen dürfen. «Rückblickend war das erste Jahr nicht mal wirklich gut und die 800 Meter sowieso nicht meine Disziplin.» Noch im letzten Jahr lief Kull vor allem über 1500 Meter, die Durchgangszeiten nach 800 Metern waren nicht schlecht, aber auch nicht überragend. «Ich begann dann, ernsthafter zu trainieren. Durch den Winter hindurch machte ich einen Riesensprung.» Mit ernsthaftem Fokus auf die 800 Meter läuft Ben Kull diese Distanz mittlerweile neun Sekunden schneller als noch vor Jahresfrist bei seinen Durchgangszeiten über 1500 Meter. Es ist, als hätte hier ein einstiger Fussballer seine Disziplin gefunden. Von der Mittelfeldposition auf dem Rasen nach vorne an die nationale Spitze auf der umliegenden Bahn – und das in einem erstaunlichen Sprint in weniger als drei Jahren. So kometenhaft das gerade erscheint, so sehr hält der Sechzehnjährige den Ball flach.

Er wolle an dieser U18-EM in erster Linie Erfahrungen sammeln und dann «einfach so schnell wie möglich laufen». Wie weit ihn seine Beine noch tragen sollen in der Leichtathletik, darüber macht sich der Gymnasiast (Sportklasse) jetzt noch keinen grossen Kopf. «Natürlich wäre es schön, mal bei den Erwachsenen an einem internationalen Anlass teilzunehmen. Sowas lässt sich jetzt aber noch nicht sagen. Ich will einfach das Bestmögliche aus mir rausholen. Ich bin aber offen, wenn es nicht reicht. Es gibt immer einen Plan B.» Sagt der Läufer mit den erstaunlichen Riesenschritten in den letzten Monaten.

Die U18-EM in Banská Bystrica, Slowakei, dauert vom 18. bis 21. Juli. Ben Kull bestreitet seinen 800 Meter-Lauf am 19. Juli (Vorlauf mit 32 Athleten). Nach dem Vorlauf bestreiten die sechzehn Schnellsten die Halbfinals (je acht Läufer pro Halbfinal). Die vier Besten pro Halbfinal bestreiten den Final.


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