Der Bär im Fricktal

  12.10.2024 Frick

Eine Wanderung entlang der einstigen bernischen Grenze

Ein Wandervorschlag für goldene Oktobertage führt über 22 Kilometer gemütlich von Frick nach Brugg; auf den Spuren der Berner Vergangenheit des östlichen Fricktals und seiner Nachbarn.

Boris Burkhardt

Wir geniessen die letzte Sicht auf Frick vom Fricktaler Höhenweg am Nordhang oberhalb des Restaurants Frickberg. Selbst die A3 schmiegt sich von hier oben idyllisch ins Tal der Sissle. Unsere Wanderung begann am Bahnhof in Frick und führte uns durch den Ort und seine betuchteren Wohngegenden nördlich der Autobahn. Sie folgt auf insgesamt 22 Kilometern die grösste Zeit dem Fricktaler Höhenweg, führt aber beizeiten aus dem Fricktal hinaus nach Südosten gen Brugg.

Kurz nach dem Wettacherhof verlassen wir den Fricktaler Höhenweg bereits für kurze Zeit. Er biegt am Waldhaus Hornussen nach links ab und macht eine enorme Schleife von vier Kilometern und einer Stunde Gehzeit über den 722 Meter hohen Schinberg. Die Alternative ist der Weg geradeaus, der diese Schleife abkürzt und bereits nach 800 Metern an der Korporationshütte Elfingen wieder auf den Fricktaler Höhenweg stösst. Der Weg auf dem Juragrat läuft hier parallel zum Weg «Rund um Sulz» des Gewerbevereins, auf den Schilder in Bordeauxrot hinweisen.

Rätsel am Wegrand
Ein Grenzstein am Wegrand gibt uns Rätsel auf: Auf der einen Seite ein Bär, auf der anderen Seite nur ein Querbalken – mangels Farben im Stein könnten das natürlich sehr viele Wappen sein. Sollte es sich beim Bären etwa um das Berner Wappen handeln? So nah am Rhein? Oder ist es das Wappen von Elfingen? Aber das Wappen von Sulz trägt einen Holzbottich und keinen Querbalken – das weiss ich mit Sicherheit.
Erst später in Oberbözberg, schon ausserhalb des Fricktals, klärt sich unser Rätsel auf. Wir werden aufmerksam auf eine Bern-Fahne am Mast im Garten und fragen den Besitzer danach. Er selbst kam tatsächlich aus Bern der Liebe wegen hierher; seine Frau ist ausserordentlich gut über die regionale Geschichte informiert und erklärt uns, dass durch das östliche Fricktal tatsächlich über viele Jahrhunderte die Grenze zwischen dem Kanton Bern und Vorderösterreich verlief.

Die Herrschaft Schenkenberg mit dem Sitz auf der gleichnamigen Burg in Thalheim fiel 1460 an die Berner; zu jener gehörten die Ämter Bözen (mit Elfingen und Effingen), Bözberg, Stilli, Hottwil und Brugg. Die Franzosen beendeten 1798 die Berner Herrschaft und veranlassten die Gründung des Kantons Aargau. Die alten Grenzen waren aber noch sichtbar bis 2022, als Bözen, Effingen und Elfingen vor der Fusion mit dem «laufenburgischen» – und früher vorderösterreichischen – Hornussen zur Gemeinde Böztal noch zum Bezirk Brugg gehörten.

«Münsingen» bei der Sennhütte
Kurze Zeit nach dem Sulzer Grenzstein verlässt unser Weg endgültig den Fricktaler Höhenweg, der hier Richtung Cheisacher-Bergkuppe und Bürersteig nach Norden abbiegt. Zuvor bietet sich an dieser Wegkreuzung auf der Sennhütte aber der ideale Platz für die Mittagsrast. Nur kurz irritiert uns das riesige blaue Bahnhofs-Schild mit der Aufschrift «Münsingen» an einer Gebäudewand. Welche Beziehung die Sennhütte auch immer dorthin haben mag, soweit ins historische Bern wandern wir nun doch nicht.

Die Wirtsleute und Künstler Pesche und Eva Panero treffen wir heute zwar nicht an, weil Ruhetag ist; aber auch so gibt es viele gemütliche Holztische, die zum Vespern einladen. Der kleine, alte, rundliche Hund des Hofes bettelt so lieb und brav, dass mir aus Versehen immer wieder ein Stück Wurst oder Käse auf den Boden fällt. Zum Abschied lässt sich auch die weiss-schwarze Katze noch eine Streicheleinheit gefallen.

Die Sennhütte liegt noch in Effingen; danach verlassen wir aber das Fricktal. Auf der Jura-Hochebene abwechselnd durch Wälder und über Felder geht es durch die weitläufige Gemeinde Bözberg mit ihren vielen Dörfern, von Oberbözberg steil hinab nach Kirchbözberg. Dort werden wir beim Museum Bözberg im alten Sigristenhaus neben der reformierten Kirche erneut mit der Berner Vergangenheit konfrontiert: Das Museum ist geschlossen; aber eine Tafel informiert uns über die Verpflichtung der Berner Regierung von 1628, in diesem Gebäude eine Schulstube einzurichten.

Auf dem restlichen Weg begegnen uns noch zwei bemerkenswerte Schilder: Ein Wegabschnitt ist mit dem Verkehrszeichen 201, «Allgemeines Fahrverbot in beiden Richtungen», belegt, das aber laut dem Schild darunter nur «während der Winterzeit bei Schnee und Eis» gilt. Zu Beginn des Abstiegs nach Brugg warnt uns ein mit «Halt» beschriftetes Schild patriotisch korrekt in allen drei Schweizer Landessprachen davor, dass wir erschossen werden könnten, wenn wir weitergehen. Zum Glück liegt es samt der Kette auf dem Boden und die Schiessanlage Krähtal in Riniken ist derzeit nicht in Betrieb.

Der Weg führt zuletzt auf der Höhe oberhalb der Aare, bis er an der letzten Kreuzung auf den Jura-Höhenweg stösst, der über den mit groben Kieselsteinen gepf lasterten Hansf luhsteig hinunter über die Aarebrücke in die Altstadt und zum Bahnhof Brugg führt.


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