Das neue Gemeinschaftsgefühl erhält einen Namen

  02.11.2024 Obermumpf

Die Zukunft beginnt am 15. November

«Zäme 4324»: Das Ende des Frauenbundes ist auch ein Neuanfang

Der Auflösungsprozess des römisch-katholischen Frauenbundes hat in Obermumpf ungeahnte Kräfte freigesetzt. Das Ergebnis ist eine geplante Gründung von «Zäme 4324» – ein Verein, der das Zusammenleben im Ort bereichern soll.

Paul Roppel

«Die Probleme waren schon lange präsent. Seit 19 Jahren fanden wir kein Vereinsmitglied mehr, das bereit gewesen wäre, das Präsidium zu übernehmen. Seit 2008 war der Vorstand nie mehr vollständig besetzt. Heute bin ich mit Gabriela Stocker noch zu zweit im Gremium und ihr Rücktritt ist für nächstes Jahr schon angekündigt.» Verena Brügger-Soder zeigt das Dilemma des römisch-katholischen Frauenbundes in Obermumpf auf, wo sie letztes Jahr erneut im Vorstand landete. Die 55-Jährige ist seit 27 Jahren Vereinsmitglied und war ab 2002 für 11 Jahre Kassierin im Vorstand. «Trotz allem hatten wir immer ein aktives Jahresprogramm mit einigen gut laufenden Aktivitäten, ausser während der Corona-Zeit. Nach der Pandemie gab es aber keinen Aufschwung mehr. Bei den Anlässen war immer etwa dasselbe Dutzend Frauen aktiv, manchmal waren wir auch nur zu dritt.»

Vom Dorfpfarrer 1883 gegründet
Die höchste Mitgliederzahl von 104 Frauen habe der Verein 2008 erreicht, heute seien es noch 69. Die Rekrutierung von jungen Frauen sei erfolglos, gerade mal 13 seien noch im Alter bis 50 Jahre, weitere 31 zwischen 50 und 70 und über 70-Jährige seien es 25, erläutert sie die Alterstruktur, welche mit dem Mitgliederschwund einhergeht. Der Frauenbund wurde 1883 vom damaligen Dorfgeistlichen gegründet. «Über Generationen waren die Zielsetzungen zur Förderung der Frauen – das regelmässige Treffen, das soziale, gesellschaftliche und kirchliche Engagement – sehr berechtigt und auch gesucht. Heute haben Frauen unendlich viele Möglichkeiten, sich zu verwirklichen oder in Vereinen mitzumachen», begründet Brügger den veränderten Zeitgeist. Zudem habe sie von jungen Frauen abwehrende und gar negative Haltungen bei Rekrutierungsgesprächen erfahren, wegen der Missbrauchs- und Vertuschungsvorfälle in der katholischen Kirche. Dieser Imageschaden und veraltete Klischeevorstellung seien weitere Hemmnisse.

Sehr gefragte Aktivitäten im Dorf
Eine Fusion mit dem christ-katholischen Frauenverein wäre wohl daran gescheitert, dass man zur Neugründung beide Vereine hätte auflösen müssen; zudem sei ein reiner Frauenverein wohl nicht mehr zeitgemäss, sagt Brügger. «Die Situation hat mich schlaf lose Nächte gekostet.» Mit Silvia Lauber Soder habe sie eine aufmerksame und mitdenkende Gesprächspartnerin gefunden. «Ich kenne die Situation des Frauenbundes und dessen Überlebenschancen», sagt die 54-jährige Lauber, Mitglied seit 1997. «Ich bin bereit mitzuhelfen, etwas Neues aufzubauen. Zudem gibt es Aktivitäten wie den Mittagstisch, die Krabbelgruppe, den Seniorennachmittag, das Kinderbasteln oder Weihnachtskränzeln, die geschätzt und unbedingt weitergeführt werden sollten. Deshalb habe ich an der schicksalsträchtigen Generalversammlung vom 15. März 2024 meine Vision kundgetan und alle Anwesenden gefragt, wer an einem ‹Projekt Zukunft› mitarbeiten würde.» An der Generalversammlung nahmen 34 Frauen teil. Sie stimmten nach ausgiebigen Diskussionen der Auflösung des Frauenbundes per Ende 2024 zu.

«Projekt Zukunft» gestartet
Schmerzlindernd sei, dass nach der GV ein halbes Dutzend Frauen das «Projekt Zukunft» gestartet haben. «Es herrschte eine grossartige Aufbruchstimmung, viele Ideen wurden gesammelt und ein immer grösserer Interessenkreis mit einem Dutzend Männern und Frauen aus dem Dorf ist entstanden», erzählt Lauber. Allen wurde klar: «Wir gründen einen Verein.» Ein halbes Jahr habe man intensiv und mit Herzblut an den Grundlagen des Vereins ‹Zäme 4324› gearbeitet, freut sich Silvia Lauber, die mit Philipp Achermann das Co-Präsidium stellen würde. Der Verein schafft Netzwerke und Plattformen für vielfältige Aktivitäten, Raum für integrative und kulturelle Begegnungen und soziale Tätigkeiten, die das gemeinschaftliche Leben im Dorf bereichern. «Wir müssen nicht alles selbst machen, deshalb sollen Untergruppen aktiv werden. Wir werden ein Verein für den Zusammenhalt im Dorf», betont Silvia Lauber. Happy End kurz vor dem Neubeginn: Ende Oktober hat der Frauenbund an seiner Schlussversammlung dem neuen Verein sein Restvermögen als Startkapital zugesprochen.

Die Gründungsversammlung am 15. November, im Restaurant Rössli, beginnt um 19.30 Uhr.


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