«Das Gebäude verdient den Werterhalt»
08.06.2023 WirtschaftSechs Bewerbungen liegen dem Laufenburger Stadtrat für den Gastrobetrieb «Adler» vor. Ernsthafte Interessenten, hiess es am Dienstagabend. Der Stadtrat hatte eingeladen, um über die Mehrkosten bei der Sanierung wie auch die Investitionen für den regionalen Sozialdienst im ersten Obergeschoss der stadteigenen Liegenschaft zu orientieren.
Susanne Hörth
«Es ist unschön, wenn ein Zusatzkredit beantragt werden muss, weil etwas passiert ist, das man nicht im Griff hatte.» Laufenburgs Stadtammann Herbert Weiss verhehlte am Dienstagabend bei der Orientierung über die Mehrkosten bei der Altstadtliegenschaft «Adler» die vorgefallenen Fehler nicht. Er und Stadtrat André Maier sprachen von zu wenig fundierten Abklärungen, nicht genügende Bauherrenvertretung, von Seiten der Bauleute sehr späte Informationen über die Kostenüberschreitungen und auch über eine Bausumme, die zu optimistisch ausgelegt worden war.
Was aber ist passiert? Vor vier Jahren hat das Laufenburger Stimmvolk den Kauf der «Adler»-Liegenschaft mit Gastrobetrieb im Erdgeschoss für 1,4 Million Franken wie auch der Sanierung in Höhe von 2,6 Millionen Franken gutgeheissen. Im Zuge der Sanierungen zeichneten sich mehrere Zusatzmassnahmen ab. Etwa im Bereich der Statik, bei der Absenkung des Kellers, um eine verträgliche Raumhöhe zu erhalten oder der Ersatz der hölzernen Kellertreppe durch Betonstufen, die den feuerpolizeilichen Anforderungen entsprechen. Das nur ein Teil der Arbeiten, welche die Mehrkosten von insgesamt 750 000 Franken verursachten.
Restaurant und Regionaler Sozialdienst
Neben dem Nachtragskredit werden an der kommenden Gemeindeversammlung zwei weitere Verpflichtungskredite im Zusammenhang mit dem «Adler» beantragt. Für das Restaurant und die neue Küche sind 695 000 Franken veranschlagt. Erfreuliches konnte André Maier in Bezug auf den Gastrobetrieb vermelden. «Wir haben sechs Bewerbungen erhalten.» Die Frage aus der überschaubaren Versammlung, ob denn auch ernsthafte Bewerber dabei seien, bejahte der Stadtrat. Zudem habe man alle Interessierten darüber informiert, dass sich das Restaurant im Zuge der anstehenden, dritten Etappe der Oberflächengestaltung der Altstadt längere Zeit inmitten einer Baustelle befindet. Der regionale Sozialdienst soll nicht an seinem bisherigen Platz beim Wasentor erweitert, sondern neu im ersten Obergeschoss des «Adlers» untergebracht werden. Das wurde an der letzten Gemeindeversammlung von den anwesenden Stimmberechtigten gefordert. «Wir sind diesem Wunsch nachgekommen», sagte Stadträtin Regina Erhard und präsentierte entsprechende Umbaupläne. Mit der Investitionssumme von 620000 Franken kann das Gebäudegeschoss den Bedürfnissen eines regionalen Sozialdienstes gerecht werdenden Räumlichkeiten umgebaut werden.
Alles zusammengezählt kostet der «Adler» inklusive Erwerb somit rund 6,1 Millionen Franken. Viel Geld ist sich der Stadtrat bewusst. Dennoch betont Herbert Weiss, wie wichtig und richtig es gewesen war, die Altstadtliegenschaft zu kaufen und gleichzeitig auch für den Weiterbestand des Restaurants zu sorgen. «Das Gebäude verdient den Werterhalt.» Das fand bei der Versammlung Zustimmung. Ein Anwesender wollte wissen, wie viel beim 20-Millionen-Investitionskonzept der Stadt – der «Adler» gehört dazu – schon verbaut sei. «Rund 12 Millionen plus», antwortete darauf André Maier. Er hielt hier auch noch fest, dass die Wohnungen im «Adler» (zwei der insgesamt sieben sind bereits vermietet) auf sehr viel Interesse stossen. Zum Investitionskonzept ergänzte Stadtammann Weiss: «Wir haben zurzeit keine Vision, weitere Liegenschaften zu kaufen.»
Die Frage auf den nächstmöglichen Eröffnungstermin des Restaurants beantwortete André Maier sehr ambitioniert mit «im Dezember dieses Jahres». Dem reichte er aber sofort nach: «Schön wäre, wenn es an der nächsten Fasnacht offen hat.»
Wie kann man künftig solch massive Mehrkosten bei stadteigenen Objekten vermeiden, wolle jemand aus der Versammlung wissen. «Wir wissen, dass bei so etwas das Vertrauen in den Stadtrat leidet», bedauerte Herbert Weiss. Der Stadtrat habe aus den «Adler»-Kostenüberschreitungen seine Lehren gezogen. Künftig genauer hinschauen, bessere Abklärungen und bessere Baubegleitung seien Teil davon.