«Bevölkerung ist Teil des Juraparks»

  14.06.2024 Herznach

Gespräch mit dem neuen Präsidenten Gunthard Niederbäumer

Der studierte Klimawissenschaftler, Polarforscher und Vizeammann von Frick möchte sein Wissen und sein Netzwerk beim Jurapark einbringen. Ebenso wichtig ist es Gunthard Niederbäumer, den Park noch stärker im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern.

Susanne Hörth

NFZ: Herr Niederbäumer, können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie das erste Mal ganz konkret mit dem Jurapark Aargau (JPA) in Kontakt gekommen sind? Gunthard Niederbäumer: Das wird wohl die Jurapark Zytig gewesen sein. Ich habe diese jeweils mit grossem Interesse gelesen.

Vom interessierten Leser wurden Sie zum aktiven Jurapark-Mitglied. Was hat Sie bewogen, sich nun auch noch für das Präsidium zur Verfügung zu stellen?
Im Zusammenhang mit dem Beitritt der Gemeinde Frick war ich innerhalb des Gemeinderats verantwortlich für das Beitrittsdossier. Dabei habe ich vertieften Einblick in die Strukturen und Aufgaben des JPA erhalten. Dies hat mich motiviert, für den Vorstand zu kandidieren und ich wurde dann 2022 ja auch gewählt. Die Arbeit im Vorstand bereitet mir seither sehr viel Freude. Zudem habe ich mich entschieden, beruf lich kürzer zu treten, um so mehr Zeit für ehrenamtliche Aufgaben zu haben. Ausschlaggebend für meinen Entscheid war jedoch, dass ich den Jurapark sehr spannend finde.

Spannung verspricht sicherlich auch Ihr neues Amt. Was gehört zu Ihren Aufgaben als Vereinspräsident?
Der Vorstand setzt sich vorwiegend mit der strategischen Ausrichtung des Parkes auseinander. Als Präsident bin ich verantwortlich, dass die richtigen und wichtigen Themen vom Vorstand bearbeitet werden. Dazu gehört natürlich auch die Leitung der Vorstandssitzungen. Gegenüber der Bevölkerung, dem Kanton und dem Bund bin ich Repräsentant des Parks und muss diesen an Anlässen und in Verhandlungen mit den Behörden repräsentieren. Zudem möchte ich auch für die Geschäftsstelle eine Unterstützung sein bei internen oder externen Herausforderungen.

Gibt es bestimmte Ziele, die Sie erreichen möchten?
Ich stelle immer wieder fest, dass noch nicht alle Menschen innerhalb des Parks wissen, dass sie ein Teil des Juraparks sind. Ich möchte den Park stärker im Bewusstsein der Bevölkerung verankern.

Sie haben das Thema Herausforderungen bereits angesprochen. Bauboom, Verkehrszunahme, Klimaveränderung und mehr machen ja nicht vor den Toren des Juraparkes Halt. Warum ist gerade deshalb ein Regionalpark so wichtig?
All diese Herausforderungen können nur gemeindeübergreifend angegangen werden. Im Jurapark vereinigen sich Gemeinden, die ähnliche Interessen haben und diese gemeinsam vertreten wollen. Als Regionalpark haben wir direkten Zugang zu den relevanten Behörden auf kantonaler und regionaler Ebene, um zum Beispiel gemeinsame Projekte zur Anpassung an den Klimawandel zu planen und finanzieren. Zudem ist der Erfahrungsaustausch zwischen den Gemeinden innerhalb dieser Struktur einfacher.

Nicht immer müssen es grosse Dinge sein, die etwas bewirken können. Wie kann sich Ihrer Meinung nach jede im Park lebende Person aktiv einbringen?
Im Jurapark gibt es viele Produzenten von hervorragenden Lebensmitteln. Mit dem Kauf von Produkten mit dem Jurapark-Label ist sichergestellt, dass die Lebensmittel lokal produziert wurden und sehr kurze Transportwege haben.


«Jurapark ist eine Erfolgsgeschichte für Mensch und Natur»

Gut besuchte Vereinsversammlung von Jurapark Aargau

Am Mittwochabend wurde Thomas Vetter als Präsident von Jurapark Aargau verabschiedet und zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt. Neuer Präsident ist Gunthard Niederbäumer.

Susanne Hörth

«Der Jurapark ist ein verlässlicher Partner für den Kanton Aargau. Thomas Vetter hat durch seine Verbundenheit mit der Region und ihren Menschen und durch seinen grossen Einsatz viel zur nachhaltigen Entwicklung des Juraparks Aargau beigetragen», würdigte Norbert Kräuchi, Leiter der Abteilung Landschaft und Gewässer beim Kanton, am Mittwochabend die Verdienste von Thomas Vetter. 2011 wurde dieser in den Vorstand des Vereins Jurapark Aargau gewählt. 2012 folgte die Wahl zum Vereinspräsidenten. Auch wenn sich der Mettauertaler nun entschieden hat, das Amt niederzulegen, so bleibt seine Verbundenheit und die Überzeugung für den Regionalpark ungebrochen. Das wurde an der gut besuchten Vereinsversammlung von Mittwochabend in Herznach-Ueken mehrfach deutlich.

Vizepräsident Rudolf Lüscher sparte ebenfalls nicht mit Lob. Der ausgewiesene Umweltfachmann Thomas Vetter habe den Park in die Erneuerung geführt und immer kompetent vertreten. «Er hat dies stets unkompliziert, offen und wenn nötig, auch mal ganz direkt getan.» Lüschers Antrag, Vetter die Ehrenmitgliedschaft zu verleihen, hiess die Versammlung mit grossem Applaus gut.

Er erlebe gerade ein Wechselbad der Gefühle, reagierte ein sichtlich berührter Thomas Vetter auf die lobenden Worte. «Der Jurapark Aargau ist nicht von einer Person, sondern von einem Team abhängig. Ganz, ganz viele Leute tragen zum Gelingen bei.» Wie wichtig ihm der Regionalpark ist, machte er auch deutlich mit: «Zugunsten der nachhaltigen Parkprojekte habe ich mein Amt als Mettauertaler Gemeinderat aufgegeben.» Als absoluten Höhepunkt nannte er die Label-Erteilung durch den Bund für die zweite Betriebsphase. Er dankte nicht nur seinen Vorstandskolleginnen und -kollegen, sondern auch der Geschäftsleitung für die spannende und konstruktive Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren.

Einstimmig und mit Applaus wurde Gunthard Niederbäumer von der Versammlung zum neuen Präsidenten gewählt. Der Fricker kennt durch seine früheren und heutigen Tätigkeiten viele Partner des Juraparks gut, möchte sein Wissen und sein Netzwerk miteinbringen. Seit elf Jahren gehört der Klimawissenschaftler dem Fricker Gemeinderat an, ist Vorstandsmitglied beim Planungsverband Fricktal Regio zudem sind ihm Natur und Nachhaltigkeit grosse Anliegen. Ein Park, der laut Vizepräsident Rudolf Lüscher «eine Erfolgsgeschichte für Mensch und Natur ist».

Projekt-Vielfalt
«55 800 Menschen leben in den 31 Parkgemeinden. Sie alle gestalten das Gebiet mit», leitete Christine Neff in den Bericht der Geschäftsstelle ein. Insgesamt 15 Mitarbeitende gehören der von Christine Neff und Anna Hoyer geführten Geschäftsstelle an. Dazu kommen, so Anna Hoyer, rund 60 freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ohne die vieles nicht möglich wäre.

«Die letzten eineinhalb Jahre haben uns die Programmvereinbarung 2025 bis 2028 sehr beschäftigt. Über 1000 Stunden wurden dafür investiert.» Wie sehr sich dieser Einsatz gelohnt hat, zeigt sich nun mit der Zustimmung des Bundesamtes für Umwelt (Bafu). «4 Millionen Franken, das sind 25 Prozent mehr als bei der vorhergehenden Programmvereinbarung, hat das Bafu gesprochen», freute sich Anna Hoyer.

Im Wechsel zeigten Christine Neff und Anna Hoyer dann einen Querschnitt durch die aktuellen Projekte des Juraparks auf. Die nachstehende Auflistung ist nur ein kleiner Ausschnitt der vielen Aufgaben und Projekte im Parkgebiet. Beispiele sind die realisierte «Vielfalt am Siedlungsrand von Oeschgen – vom Acker zum Steinkauz-Lebensraum» oder das Naturprojekt in Mandach mit Beteiligung vieler Landwirte. Auf viel Interesse stossen das Schulmodul «draussen unterrichten», Firmeneinsätze im Jurapark-Gebiet, das Reallabor mit bisher acht Workshops, Foodlabor und vieles mehr. Die beiden Geschäftsleiterinnen wiesen ebenfalls auf das Kooperationsprojekt mit dem Laufenburger Rehmann-Museum hin. «Natur und Kunst, vom Schimelrych bis zur Chrottehalde», hat bisher schon ein grosses Publikum begeistert. Für Begeisterung sorgte zudem der Chriesiweg in Gipf-Oberfrick. Während der Blueschtzeit wurden rund 16 600 Besucher gezählt, was gleichzeitig auch eine Herausforderung für die Gemeinde darstellt. «Wir versuchen, den Besucherdruck etwas zu nehmen. Es gibt auch andere schöne und spannende Orte zum Erleben.» Die Geschäftsleiterinnen zählten etwa den Perimuk-Weg in Biberstein, den Detektivtrail in Auenstein (bis März 2025) oder den Buurelandweg in Wölf linswil (bis Oktober 2024) auf.

Mehr zu erfahren auf jurapark. aargau.ch


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